Foodfachzeitung im Internet
Samstag, 21. Dezember 2024
Report
Druckansicht12.04.2009
Gitzi im Frühling – nicht nur für Tessiner
Gitzi zeichnet sich durch sein weisses, zartes Fleisch aus. Wo die Tessiner schon lange auf den Geschmack gekommen sind, muss den Deutschschweizern noch zur Entdeckung dieser Delikatesse verholfen werden.


Gitzi im Hotel-Restaurant «Piazza au Lac» in Ascona


«Rund 70% der Schweizer Gitzi werden im Tessin verkauft», sagt Herbert Bühler, Inhaber der Vecom AG. Der Schwyzer Fleischhändler vermarktet einen Grossteil des inländischen Gitziangebots. In mediterranen Ländern haben Gitzi-Rezepte Tradition. Bei vielen Deutschschweizern hingegen steht das Fleisch noch immer in Verdacht, es «böckele». Herbert Bühler findet: «Die Deutschschweizer verpassen eine Delikatesse.»

Das gilt nicht für alle: Das Restaurant Emmenhof in Burgdorf BE, dekoriert mit 17 Gault-Millau-Punkten und einem Michelin­Stern, ist spezialisiert auf Gitzigerichte zur Osterzeit. Beliebt, so Wirt Werner Schürch, seien vor allem das Ragout mit Zimt und im Ofen gebratenes Fleisch. Er bezieht Gitzifleisch bei der Metzgerei Bieri im emmentalischen Schangnau. Etwa 2000 Gitzi schlachtet Hans-Peter Bieri mit seinem Team pro Saison, was rund 10% aller in der Schweiz gezogenen Gitzi entspricht. «Im Emmental halten viele Bauern Geissen, weil eine Käserei in der Region auf Geissprodukte spezialisiert ist und ihnen die Milch abnimmt», erklärt der Metzger.


Gitzi in der Metzgerei Stettler in Locarno


Bieri ist selber ein grosser Liebhaber von Gitzifleisch. Sein Favorit: Einen zehn Tage gelagerten Schlegel marinieren, einige Tage im Kühlschrank durchziehen lassen, dann anbraten und in Folie im Gemüsebeet bei niedriger Temperatur garen. Ideal sei dieses Gericht auch im Sommer, dann könne man den Schlegel auf dem Grill anbraten. Die Tessiner bereiten Gitzi — dort capretto genannt — traditionellerweise als Ragout zu: Einfach anbraten in Butter, dann mit Rosmarin und Weisswein schmoren. Obschon Deutschweizer: Herbert Bühler von der Vecom AG schwört auf diese Art der Gitzizubereitung.


Gitzi der Burenziege


Alpengitzi ist ein eher neuer Begriff. Er bezeichnet Tiere, die immer mit der Mutter zusammenleben, im Sommer auf der Alp sind und erst mit rund acht bis zwölf Monaten geschlachtet werden. Hauptsaison ist im Sommer und Herbst. Das Fleisch ist nicht mehr weiss wie bei den klassischen Gitzi, sondern rot. Und der Geschmack? Marianne Loretz-Mattli, eine Bäuerin, die mit ihrem Mann im Kanton Uri Alpengitzi züchtet, erklärt: «Wir verwenden eine spezielle Fleischziegenrasse, die Burenziege. Sie böckelt überhaupt nicht!» Bislang verkaufen Bauern Alpengitzi fast ausschliesslich direkt ab Hof. Der Verein Burenziegenzüchter Schweiz plant jedoch, Alpengitzi in grösserem Stil zu vermarkten.

Mehr Infos:
Hof Loretz-Mattli: www.alpengitzi.ch
Verein Burenziegenzüchter Schweiz: www.swiss-boer.ch
Schweizerischer Ziegenzuchtverband: www.szzv.ch

(Text: Aus «Messer&Gabel» 1/2009, Gastro-Info von «Schweizer Fleisch»)
(gb)

Report – die neuesten Beiträge
20.12.2024
dSchweizer Schaumweine: Qualität und Potential
12.12.2024
dJetzt Pasteten und Terrinen auf den Teller
03.12.2024
dEmotional statt industriell: Zukunft von Schweizer Käse
25.11.2024
dEdle Kulturpilze: Teil 2
18.11.2024
dWelche Backwaren gesund sind und warum
10.11.2024dSchokoladen und Branchli im Kassensturz-Test
01.11.2024d Edle Kulturpilze: Teil 1
25.10.2024dMarkt und Wettbewerb der Alpenprodukte in Stans
18.10.2024dMehr Nüsse essen
11.10.2024dSwiss Cheese Awards: Schweizer Käsemeister gekürt
06.10.2024dWeihnachtsgebäck schon im Oktober?
25.09.2024dDie offiziell besten Metzgereien 2024
19.09.2024dPflanzlicher Milchersatz: umweltschonend aber nährwertärmer
08.09.2024dSchokoladeimitationen ohne Kakao im Trend
01.09.2024d Warme Schärfe dank Wasabi und Ingwer
21.08.2024dBrombeeren – wilde schmecken intensiver
14.08.2024dGlacesorten, -macharten und -trends
07.08.2024dFeige: Eine der ältesten Früchte der Welt
31.07.2024dEin Hoch auf Schweizer Bier
24.07.2024dJetzt hochwertige Beeren richtig verarbeiten
17.07.2024dFleisch kontra Ersatzprodukte - gesundheitlich betrachtet
10.07.2024dJetzt Aprikosen verarbeiten: Frische Vielfalt
03.07.2024dWie wird selbst gemachte Glace cremig?
26.06.2024dBio und Fleischersatz stossen an Grenzen
19.06.2024dMultitalente Blumenkohl und Romanesco
12.06.2024dNeuartige Kaffeealternative mit regionalen Rohstoffen
05.06.2024dHochverarbeitetes oft ungesund aber nicht immer
29.05.2024dGelungene Beefsteak-Imitation von Planted
22.05.2024d Food-Handwerker mit wissenschaftlichen Ambitionen
15.05.2024d(Un)sinn von Süssstoffen zum Abspecken
©opyrights ...by ask, ralph kradolfer, switzerland