Foodfachzeitung im Internet
Samstag, 21. Dezember 2024
Report
Druckansicht09.08.2008
Metzgereien werden Koch- und Delikatessen-Profis
Das Berufsbild des Metzgers verändert sich. Künftig sind die «Fleischfachleute», wie die neue Berufsbezeichnung heisst, noch mehr Convenience-Hersteller und Delikatessen-Händler.



Seafood in der Zuger Delikatessen-Metzgerei Aklin: rohe Riesencrevetten

Generell machen Metzgereien ihren Umsatz je zur Hälfte mit Frischfleisch (50%) und Fleischerzeugnissen (45%) gemäss einer Schätzung der Metzger-Treuhandstelle. Die restlichen Prozente verteilen sich auf Handelswaren und frischen Frischfischfilets, die immer mehr zum Standardangebot gehören. Zu den Handelswaren gehören viele Delikatessen wie Weine, Extravergine-Olivenöle, Comestiblesprodukte, Seafood sowie Gourmetkäse im Offenverkauf mit Beratung.

Rund vierzig Prozent der gewerblichen Metzgereien, vor allem ländliche, schlachten selbst aber mit abnehmender Tendenz. Der grösste Teil der übrigen Metzgereien lässt Ihr selbst eingekauftes Vieh in einem zentralen Schlachthof schlachten.

Rund zwei Drittel des Metzgerei-Umsatzes stammt aus dem Verkauf an Ladenkunden und ein Drittel aus dem Engrosverkauf in die Gastronomie. Viele Betriebe sind auch im Partyservice aktiv, einige sogar im grossen Stil oder haben ihren Publikumsladen aufgegeben. Und städtische Metzgereien an guter Passantenlage verkaufen mit Erfolg warme Imbisse sowie andere verzehrsfertige Convenience. Auch ländliche bieten täglich frische Mittagessen an, dies nicht nur vom Grill sondern auch vom Herd oder Combisteamer. Fleischfachleute betätigen sich immer mehr als Köche.

Den Umsatzanteil von zubereitetem Fleisch schätzt Balz Horber, Direktor des Schweizer Fleischfachverbandes SFF zwar auf erst 1 Prozent, sieht aber darin ein Wachstumspotenzial - allerdings zulasten des Frischfleisches: «Über fünfzig Prozent des von Konsumenten gekauften Fleisch erfolgt in Zukunft in vorgegarter Form», so seine Prognose. Gewerbliche Metzger benötigen bereits heute Kochkompetenzen und diese nicht nur beim Zubereiten von Fleisch. Es gibt sogar Metzgereien, die mit Erfolg vegetarische Spezialitäten herstellen.

Durch die bilateralen Verträge mit der EU werden die Zölle auf Null abgebaut und der Preisdruck durch steigenden Import wird zunehmen. Viele Metzgereien rüsten daher ihre Marketingkonzepte auf. Dabei versuchen sie, die Produkte stärker zu veredeln, um mehr Wertschöpfung oder Zusatznutzen zu schaffen. Beispiele: Qualitätslabels wie SwissPrimGourmet oder zertifizierte Regionalmarken wie «Culinarium Ostschweiz», Raritäten wie Highland Beef, Konzeptprodukte wie fettreduzierte «Weight Watchers» (Bell), zubereitete Komponenten wie Beef Stroganoff.

Familie Schweizer liebt Rind- und Kalbfleisch

Familie Schweizer isst am meisten Schweinefleisch, aber Geflügel holt auf und liegt heute fast auf dem Niveau von Rindfleisch. Beim internationalen Vergleich der Fleischsorten gibt es einige Besonderheiten: Kalbfleisch ist beliebt – eine Gemeinsamkeit mit Italien. Und Westschweizer konsumieren nennenswerte Mengen an Pferdefleisch so wie in Frankreich. Trute spielt dagegen im Vergleich zu Deutschland eine geringe Rolle.

Ausserdem gibt es saisonale Fleischarten wie Gitzi im Frühling und im Herbst geschossenes Wild (Reh, Gämse, Wildschwein) sowie Zuchtwild (Rothirsch, Damhirsch). Lamm und Kaninchen, früher wichtig an Ostern, stehen heute ganzjährig in Angebot.

Bemerkenswert ist der relativ hohe Konsum von Straussenfleisch in der Schweiz. Gemäss dem Basler Strauss-Importeur Delicarna sind es 0.2 Kilo pro Kopf und Jahr, was den Europarekord darstellt. Der grösste Teil davon wird heute als Frischfleisch importiert.
(gb)

Report – die neuesten Beiträge
20.12.2024
dSchweizer Schaumweine: Qualität und Potential
12.12.2024
dJetzt Pasteten und Terrinen auf den Teller
03.12.2024
dEmotional statt industriell: Zukunft von Schweizer Käse
25.11.2024
dEdle Kulturpilze: Teil 2
18.11.2024
dWelche Backwaren gesund sind und warum
10.11.2024dSchokoladen und Branchli im Kassensturz-Test
01.11.2024d Edle Kulturpilze: Teil 1
25.10.2024dMarkt und Wettbewerb der Alpenprodukte in Stans
18.10.2024dMehr Nüsse essen
11.10.2024dSwiss Cheese Awards: Schweizer Käsemeister gekürt
06.10.2024dWeihnachtsgebäck schon im Oktober?
25.09.2024dDie offiziell besten Metzgereien 2024
19.09.2024dPflanzlicher Milchersatz: umweltschonend aber nährwertärmer
08.09.2024dSchokoladeimitationen ohne Kakao im Trend
01.09.2024d Warme Schärfe dank Wasabi und Ingwer
21.08.2024dBrombeeren – wilde schmecken intensiver
14.08.2024dGlacesorten, -macharten und -trends
07.08.2024dFeige: Eine der ältesten Früchte der Welt
31.07.2024dEin Hoch auf Schweizer Bier
24.07.2024dJetzt hochwertige Beeren richtig verarbeiten
17.07.2024dFleisch kontra Ersatzprodukte - gesundheitlich betrachtet
10.07.2024dJetzt Aprikosen verarbeiten: Frische Vielfalt
03.07.2024dWie wird selbst gemachte Glace cremig?
26.06.2024dBio und Fleischersatz stossen an Grenzen
19.06.2024dMultitalente Blumenkohl und Romanesco
12.06.2024dNeuartige Kaffeealternative mit regionalen Rohstoffen
05.06.2024dHochverarbeitetes oft ungesund aber nicht immer
29.05.2024dGelungene Beefsteak-Imitation von Planted
22.05.2024d Food-Handwerker mit wissenschaftlichen Ambitionen
15.05.2024d(Un)sinn von Süssstoffen zum Abspecken
©opyrights ...by ask, ralph kradolfer, switzerland