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Slow Food: Anti Fastfood & Industrie, Pro Handwerk & Esskultur
Slow Food heisst das weltweite Netzwerk, das sich für eine neue Kultur des Essens und den Erhalt der biologischen Vielfalt auf unserem Planeten einsetzt. Der Trend weg vom Fast Food hin zu einer bewussten Essenskultur hat weltweit schon über 80 000 Menschen erfasst.


Slow Food-Produkte im Coop


Essen war schon immer ein Teil der Kultur und mehr als blosse Nahrungsaufnahme. Bereits in der Antike fanden sich in Griechenland die Bürger in Essensgemeinschaften, sogenannten Syssitien, zum täglichen Mahl zusammen. Von gleicher Wichtigkeit wie die Nahrungsaufnahme war auch der gesellschaftliche Wert dieser Treffen.
Dieses Phänomen ist über alle Epochen und Gesellschaften hinweg beobachtbar. In den letzten Jahrzehnten fand aber vor allem in der westlichen Welt ein radikaler Wandel hin zu einer schnellen, emotionslosen Nahrungsaufnahme statt. In den 80er-Jahren begann der Siegeszug von Hamburger und Co. Nach dem Motto «einfach, schnell und günstig» ist Essen heute oftmals nur noch die Abdeckung eines Grundbedürfnisses und hat wenig mit Genuss und Lebensfreude zu tun.

Verarmung der Biodiversität

Mit der zunehmenden Globalisierung ist auch der Druck auf die natürlichen Ressourcen ständig gewachsen. Nur diejenigen Tier- und Pflanzenarten hatten eine Überlebenschance, die Profit versprachen. Viele andere sind inzwischen ausgestorben. Das ist nicht nur ein Verlust kulinarischer Art, sondern kann auch gefährlich werden. Denn der Anbau von Nährstoffen in Monokulturen macht diese anfälliger für Krankheiten und sorgt zugleich für die Verdrängung ganzer Ökosysteme.

Gut, sauber und fair

Diese beiden Trends, die Verarmung der Biodiversität und der Verlust einer eigentlichen Esskultur, haben 1986 in Italien zur Gründung von «Arcigola», dem Vorreiter der späteren «Slow Food»-Bewegung, geführt. Ziel war es, eine Organisation zu schaffen, die für gutes Essen, kulinarischen Genuss und ein moderates Lebenstempo eintritt.



Rafael Perez, Präsident Slow Food Schweiz: "Essen soll Freude und Genuss bereiten und nicht einfach nur ernähren. Saisonale, naturbelassene Produkte, Bewusstsein fürs Essen und Wertschätzung des Bauern bringen Genuss und Tradition auf den Tisch".

So heisst es im 1989 verfassten Slow Food-Manifest:
«Es geht darum, das Geruhsame, Sinnliche, gegen die universelle Bedrohung des «Fast-Life» zu verteidigen – gegen diejenigen, und sie sind noch die schweigende Mehrheit, die die Effizienz mit Hektik verwechseln, setzen wir den Bazillus des Genusses und der Gemütlichkeit, welches sich in einer geruhsamen und ausgedehnten Lebensfreude manifestiert.»
(Auszug aus der «Slow Food Fibel 2008»)

Als Konsequenz einer hohen Lebensqualität setzt sich Slow Food heute auch für den Umweltschutz ein. So lautet die Slow Food-Philosophie denn auch «gut-sauber-fair». Das heisst, dass Lebensmittel wohlschmeckend frisch sein sollten und unter fairen Bedingungen hergestellt werden. Zugleich wird aber auch darauf geachtet, weder die Ressourcen der Erde, die Ökosysteme oder die Umwelt zu belasten, noch der menschlichen Gesundheit zu schaden.

Weltrevolution des Genusses

Die Mitglieder der weltweiten Vereinigung Slow Food sind in lokalen Gruppen, den Convivien, organisiert. Mehrmals jährlich initiieren diese Convivien gastronomische und kulturelle Events. Dort lernen die Mitglieder mehr über Essen und schärfen ihre Sinne für Lebensmittel. Die Tätigkeiten von Slow Food gehen jedoch weit über diese Art der Geschmackserziehung hinaus. Viele Con vivien arbeiten eng mit Schulen und Universitäten zusammen, um so schon Kinder und Jugendliche zu nachhaltigem Geschmacksempfi nden zu erziehen.

In den USA existieren zahlreiche «Vom Bauernhof zum College»- Programme, die dafür sorgen, dass regional angebaute Lebensmittel in der Mensa angeboten werden.

In Australien, Italien und vielen anderen Ländern werden «essbare Schulgärten» angelegt. Diese Gärten sollen die Schüler dafür sensibilisieren, wann Obst und Gemüse Saison haben und woher sie kommen.

Der aktuellste Coup der Slow Food-Bewegung ist die «Universität der Gastronomischen Wissenschaften» in Italien. In einem dreijährigen Studiengang werden die Studenten zu Gastronomen der Zukunft erzogen. Diese sind in der Lage, den Essensvorgang an sich mit der Produktion von Lebensmitteln in Verbindung zu bringen und so sorgfältig mit den Ressourcen der Erde umzugehen.

Slow Food weltweit

Eine weitere wichtige Aufgabe der Organisation ist der Aufbau von Netzwerken um Produzenten und Ko-Produzenten zusammenzubringen. In diesem Rahmen werden auch Messen und Märkte organisiert, an denen die Qualitätslebensmittel, die den Ansprüchen der Slow Food-Grundsätze genügen, vorgestellt werden. Das Slow Food-Projekt «Terra Madre» vereint weltweit Tausende von Lebensmittelproduzenten, Köchen und Wissenschaftlern, um aktiv eine lokale und nachhaltige Wirtschaft zu unterstützen.

Zincarlin, eine tradizionelle Spezialität und Rarität aus dem Muggiotal TI. Ein Rohmilch-Weichkäse aus Kuhmilch oder mit Ziegenmilch gemischt und schwarzem Pfeffer im Käseteig. Geknetet, mit Weisswein affiniert und zwei Monate gereift in Grotti des Monte Generoso. Slow Food ist zu verdanken, dass dieses Fossil der Käsekunst nicht ausgestorben ist: Eine einzige Frau aus dem Muggiotal kannte noch das Rezept. Pro Jahr entstehen nur einige hundert 500 Gramm-Laibe, teil-weise für die Spitzengastronomie.


Zincarlin, eine tradizionelle Spezialität und Rarität aus dem Muggiotal TI. Ein Rohmilch-Weichkäse aus Kuhmilch oder mit Ziegenmilch gemischt und schwarzem Pfeffer im Käseteig. Geknetet, mit Weisswein affiniert und zwei Monate gereift in Grotti des Monte Generoso. Slow Food ist zu verdanken, dass dieses Fossil der Käsekunst nicht ausgestorben ist: Eine einzige Frau aus dem Muggiotal kannte noch das Rezept. Pro Jahr entstehen nur einige hundert 500 Gramm-Laibe, teilweise für die Spitzengastronomie.

Lokale Förderkreise zielen auf die Bewahrung von traditionellen Herstellungsmethoden ab und greifen entsprechenden Lebensmittelproduzenten helfend unter die Arme. Finanziert werden die Förderkreise durch die Slow Food-Stiftung für biologische Vielfalt, die weltweit solche und ähnliche Projekte zur Erhaltung der Biodiversität unterstützt. Mit allen diesen Projekten versucht Slow Food «die Zukunft der Menschen mitzugestalten», wie es im Slow Food-Manifest heisst. Von dieser Idee einer selbstbestimmten, genussvollen Zukunft sind heute mehr als 80000 Menschen aus 130 Ländern begeistert. Slow Food ist eine mächtige, globale Organisation geworden, die sich unermüdlich für eine bessere, genussvollere und fairere Welt einsetzt. (www.slowfood.ch)

Quelle Text: CCA Fachbroschüre 2009

Die Fachbroschüre kann kostenlos bei CCA bestellt werden:
Cash+Carry Angehrn, Marketing, Mooswiesstrasse 42, 9201 Gossau SG,
Fax 071 388 13 01, E-Mail: zentrale@cca-angehrn.ch
(gb)

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