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Samstag, 21. Dezember 2024
Report
Druckansicht03.02.2022
Das sind die Ernährungstrends 2022
Der aktuelle „Trendreport Ernährung 2022“ gibt Einblick in die Welt des Essens. Insgesamt kristallisieren sich 10 Trends heraus. Die Podestplätze sind klar vergeben. Fazit: Bewusstes Essen wird zum Megatrend.



Vegetarische und vegane Rezepte gewinnen an Popularität, die Nachhaltigkeit von Zutaten und Kochtechniken wird stärker hinterfragt als früher.


71 Prozent der befragten Ernährungsprofis sehen in der klimafreundlichen und nachhaltigen Ernährung die wichtigste und unumkehrbare Entwicklung dieser Dekade. Die Bedeutung des Themas macht sich vor allem in drei Bereichen bemerkbar: Zum ersten steigt die Zahl der wissenschaftlichen Arbeiten und Forschungsprojekte zu diesem Komplex stark an. Zum Zweiten bewerten die Verbraucherinnen und Verbraucher heute bei Ernährungsentscheidungen die Aspekte Regionalität und Nachhaltigkeit höher als die Gesundheit. Drittens findet in der Gemeinschaftsverpflegung ein Umdenken hin zu mehr Nachhaltigkeit statt.

49 Prozent der für den Trendreport befragten Fachleute beobachten, dass die Nachfrage nach veganer und pflanzenbasierter Ernährung stark zunimmt – Rang zwei auf der Liste der wichtigsten Trends 2022. Immer mehr Menschen – darunter auch viele Verantwortliche in Gross- und Schulküchen sowie Mensen – entscheiden sich für pflanzenbasiertes Essen. Laut Dr. Robert Schaller, dem Leiter des Referats Ernährungswissenschaft und Ernährungsforschung im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), sind die sich daraus ergebenden ernährungsphysiologischen Konsequenzen mittlerweile ein wichtiges Forschungsfeld.

Die Zunahme der digitalen Angebote in der ernährungspräventiven und ernährungstherapeutischen Beratung nannten 30 Prozent der für den Trendreport befragten Ernährungsprofis. Beschleunigt wird diese Entwicklung von der Corona-Pandemie, die viele Menschen aufgeschlossener gegenüber digitalen Lösungen gemacht hat. Zahlreiche Fachleute nutzen bei der Arbeit mit ihren Klientinnen und Klienten Apps, etwa um Nährwertprofile zu erfassen oder das Erlernen eines neuen Verhaltens zu unterstützen.

Neben diesen TOP 3 wird auch ein Boom bei gesundem Essen-to-go ausgemacht. Nicht zuletzt wegen der gestiegenen Nachfrage durch die Pandemie. Im Trend steht auch das Bewusstsein für gesunde Ernährung und Lebensmittel. Andererseits belegt der Trendreport erneut eine Entwicklung, die die Expertinnen und Experten umkehren möchten: Ernährungsmythen und falsche Informationen im Netz verunsichern immer mehr Menschen.



Gesundes Essen auch unterwegs


Was unterscheidet diese Trendanalyse von ähnlichen Umfragen? Im Trendreport Ernährung kommen ausschliesslich Fachleute zu Wort. Expertinnen und Experten, deren teils jahrzehntelange Erfahrung hier zusammengefasst wird. „Influencer in den Bereichen Ernährung und Gesundheit erreichen viele Millionen Follower. Deshalb ist für uns die Sache klar: Unsere Profis in Sachen Ernährung müssen zu Wort kommen“, erläutert Dr. Simone Frey. (BZfE)

Die zehn Ernährungstrends im Jahr 2022

1. Mit gutem Gewissen
Bei einer klimafreundlichen und nachhaltigen Ernährung liegt der Fokus auf Ernährungsweisen, die möglichst wenig Auswirkungen auf die Umwelt haben und die Menschen gesund halten. Diese Art der Ernährung boomt: So bewerten Verbraucherinnen und Verbraucher die Aspekte Regionalität und Nachhaltigkeit teilweise höher als den Aspekt Gesundheit.

Vegetarische und vegane Rezepte gewinnen an Popularität, die Nachhaltigkeit von Zutaten und Kochtechniken wird stärker hinterfragt als früher. Auch in der Gemeinschaftsverpflegung findet ein Umdenken statt: Derzeit werden in vielen Bundesländern oder auf Bundesebene politische Vorgaben für die Branche formuliert. Ein Vorreiter bei der Schulverpflegung ist Berlin, wo seit 2021 ein Bio-Anteil von 50 Prozent im Speisenangebot der Grundschulen vorgeschrieben ist. Auch Mensen und Grossküchen transformieren ihre Speisepläne, indem saisonaler und regionaler eingekauft wird, mehr pflanzliche Gerichte auf den Speiseplan kommen und verstärkt auf kreatives Kochhandwerk gesetzt wird. Das wirkt sich indirekt auch positiv auf die Klimabilanz aus.

2. Vegane und pflanzenbasierte Ernährung
Keine Frage, der Trend geht weg vom Fleisch: Die Nachfrage nach veganer und pflanzenbasierter Ernährung nimmt weiterhin stark zu. Viele Eltern möchten ihre Kinder vegetarisch oder vegan ernähren und suchen verlässliche Informationen bei Expertinnen und Experten.

Dabei spielt die Frage nach der Umsetzung im Alltag eine grosse Rolle. „Eltern möchten sicher sein, ihre Kinder dabei ausreichend mit essenziellen Nährstoffen zu versorgen und mögliche Mängel zu vermeiden“, erklärt die Ernährungswissenschaftlerin Verena Dickson, Gründerin von KinderNutrition. Vor allem sind es Mütter und Väter aus der Generation Y und Z, die bewusst nach pflanzenbasierten und nährstoffreichen Produkten suchen. Auch in der Grossgastronomie wird an innovativen Verpflegungskonzepten gearbeitet. Das Ziel lautet, mehr vegane und biodiverse Gerichte anzubieten.

3. Digitale Ernährungsberatung in Therapie und Prävention
Die Corona-Pandemie hat viele Menschen aufgeschlossener gegenüber digitalen Lösungen gemacht – und damit im Bereich der Ernährungstherapie eine bereits existierende Entwicklung nochmals beschleunigt. Digitale Lösungen vereinfachen den Zugang zu zertifizierten Angeboten von Ernährungsfachleuten und ermöglichen eine unkomplizierte, engmaschige Betreuung. Die Aufgeschlossenheit gegenüber digitalen Behandlungsmöglichkeiten nimmt auch bei den Ärztinnen und Ärzten zu.

4. Bewusstsein für gesunde Ernährung
Viele Menschen wollen sich heute gesünder ernähren, um im Alltag fitter und leistungsfähiger zu sein. Sie reflektieren ihren Lebensstil und erkennen den Einfluss der Ernährungsweise auf die eigene Gesundheit. Vor allem Frauen sehen Ernährung als zentrales Element, um die eigene Gesundheit zu fördern.

Männer hingegen – vor allem ab den mittleren Lebensjahren – tun sich damit schwerer. Auch Achtsamkeit ist ein Trend in der Ernährung. Gesunde Ernährung geht immer mehr Hand in Hand mit Genuss und ohne Verbote. Eines dieser Konzepte, auch bekannt als „Health At Every Size®“, fusst auf den drei Säulen Selbstakzeptanz, intuitive Ernährung und Bewegung aus Freude. HAES® gewinnt auch in der Ernährungstherapie an Bedeutung: Viele Erwachsene möchten ihre eigene Beziehung zum Essen „heilen“ und sagen Diäten zugunsten gesünderer Verhaltensweisen den Kampf an.

5. Personalisierte Ernährung und Biohacking
Eine massgeschneiderte Ernährung, bis ins Detail angepasst an die individuellen Gegebenheiten und Bedürfnisse des eigenen Körpers: Klingt wie Science-Fiction, oder? Ist aber im Profisport längst Realität – und wird auch in der Breite mehr und mehr nachgefragt. An der Dualen Hochschule Baden-Württemberg etwa hat die Forschungs-gruppe „Personalisierte Ernährung“ heraus-gefunden, dass künstliche Intelligenz und digitale Anwendungen das Thema wesentlich vorantreiben.

„Es wird immer normaler, seinen Körper zu überwachen, egal ob mit Blutzuckersensoren im Arm oder mit Hilfe der smarten Trinkflasche“, sagt der Ernährungswissenschaftler und Lebensmittel-technologe Fabian Schlang. Klar ist: Damit personalisierte Ernährung funktioniert, müssen Daten, Produkte und Dienstleistungen aus Lebensmittelbranche, Gesundheit, Technologie und Wissenschaft ineinandergreifen. Klar ist auch: Der Markt wächst, entsprechende Geschäftsmodelle entstehen.

6. Convenience Food und gesundes Essen-to-go
Essen-to-go hat durch die COVID-19-Pandemie eine starke Nachfrage erfahren. „Wir alle wollen schnelles Essen: bequem und ohne Aufwand. Denn auch im Homeoffice ist das Leben durchgetaktet und hektisch“, sagt Prof. Nanette Ströbele-Benschop vom Institut für Ernährungsmedizin der Universität Hohenheim. Mit dieser Aussage steht sie nicht allein: Der Trendreport Ernährung 2022 listet Convenience Food und gesundes Essen-to-go als sechstwichtigste Entwicklung auf.

Im Bereich der Ausser-Haus-Verpflegung wird die Kombination aus Nachhaltigkeit, Gesundheit und Genuss immer wichtiger. „Da Verbraucherinnen und Verbraucher auf kritische Inhaltsstoffe achten, ist schon jetzt eine Optimierung dieser Produkte zu beobachten“, sagt die Food-Journalistin Dagmar von Cramm. In Zukunft also dürfte die Liefer-Branche die kaufkräftige Zielgruppe der Gesundheitsorientierten noch stärker in den Fokus nehmen.

7. Ernährung für den Darm und Probiotika
Die für den Trendreport 2022 befragten Fachleute sehen die Ernährung für den Darm und das Thema Probiotika als siebtwichtigste zukünftige Entwicklung an. Verdauungsprobleme sind nicht länger ein Tabu-Thema, es entsteht mehr Bewusstsein für die Darmgesundheit. Die Relevanz des Darms und der Darmbakterien im Zusammenhang mit Psyche und Ernährung, der sogenannten Darm-Hirn-Achse, nimmt rasant zu. Ernährungsberater registrieren eine steigende Zahl von Anfragen zum Thema.

8. Ernährungsmythen und Fake News
Soziale Medien sind heute eine der massgeblichen Informationsquellen geworden – mit allen Vor- und Nachteilen. Mit ihrem Wissen aus dem Internet und den sozialen Medien verlieren sich viele Menschen zunehmend in Details bezüglich ihrer Ernährung, verlieren den Blick für das Wesentliche.

Die Ernährungsprofis beobachten allerdings, dass auch in den sozialen Medien seriöse Quellen verstärkt nachgefragt werden. Gesucht werden Orientierung und verlässliche Ernährungs-informationen, um das Dickicht der Ernährungsmythen zu lichten, das im Netz wuchert. Dabei wird plumpes Influencer-Marketing meist auch als solches erkannt. Auch deshalb, so Jan Rein, Head of Content & Communications bei KoRo, würden die grossen Marken im Bereich Ernährung zunehmend zu Wissensvermittlern und ernstzunehmenden Treibern der Ernährungsbildung.

9. Work-Food-Balance: Betriebliche Gesundheitsförderung
„Unternehmen wird immer bewusster, dass sie durch betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) die eigene Attraktivität für potenzielle Bewerberinnen und Bewerber sowie für die Mitarbeitenden steigern können“, sagt Katharina Kühtreiber, Diätologin und Inhaberin der Ernährungsberatung Female Food Freedom. Dabei geht es vermehrt um das Thema pflanzliche Proteinquellen. Auch in der BGF finden sich typische Fragen, die Expertinnen und Experten beantworten müssen: Welche pflanzlichen alternativen Proteinquellen sind zu empfehlen? Muss man wirklich Fleisch und Fisch verzehren, um sich gesund zu ernähren?

10. Ernährungsbildung in Kita und Schule
Das Thema Ernährungsbildung in Kitas und Schulen wird wichtiger. Mit der ganztägigen Betreuung in Kindergärten und Schulen wächst der Stellenwert der Kita- und Schulverpflegung. Das Verpflegungskonzept sowie die Massnahmen zur Ernährungsbildung werden damit zentrales Element für die Ernährungsvorlieben der Kinder im Erwachsenenalter. Immer mehr Behörden und Einrichtungsträger sind sich dessen bewusst – und die Bundesregierung unterstützt vermehrt Aktionen, um bereits im Kindergarten und in der Schule den Zugang zu Wissen über gesunde Ernährung zu ermöglichen. Der Einsatz von Ernährungs-Apps und digitalen Angeboten unterstützt dieses Vorgehen. (aus www.nutrition-hub.de)

Stichwort: .Ernährung:
(gb)

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