Foodfachzeitung im Internet
Samstag, 21. Dezember 2024
Report
Druckansicht25.03.2021
Wo punkten Bioprodukte? Tierwohl, Umwelt, Gesundheit?
Bio ist im Trend und günstig für Mensch, Tier und Umwelt. Eine Fachbroschüre beleuchtet verschiedene Aspekte der Lebensmittelqualität und fasst den Stand des Wissens zusammen. Auch der Gesundheitswert wird kommentiert.

Der Biomarkt in Europa wächst weiter; er legte im 2019 um weitere 8 Prozent auf 45,0 Milliarden Euro zu. Dies hat kürzlich das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) berichtet. Einige Bioproduktgattungen erleben einen starken Nachfragetrend, so etwa Bio-Milchprodukte, vor allem Biokäse und Biobutter. Im Detailhandel ist der Absatz von Biokäse gemäss Bundesamt für Landwirtschaft im 2020 stark gestiegen. Einen Boom bei Bio erlebten Mozzarella, Emmentaler, Gruyère und Raclettekäse.


Eine Fachbroschüre des FiBL nimmt Inhaltstoffe genau unter die Lupe und bewertet sie. Ausserdem wird der aktuelle Forschungsstand zum Gesundheitswert von Bioprodukten inklusive der Methoden, die angewendet werden, dargestellt. Aspekte zum Genusswert, der Verarbeitung und den Auswirkungen der Produktion auf die Umwelt runden das Dossier ab.

Bio allein macht nicht gesünder. Aber Bioprodukte sind ein wichtiger Teil eines nachhaltigen und gesunden Ernährungsstils. Die Broschüre bringt Fakten zur Qualität von Bioprodukten und zeigt auf, worin sich Bioprodukte bezüglich Qualität und Sicherheit von nichtbiologischen Produkten unterscheiden.

«Keine Pestizidrückstände, besserer Geschmack, besser für Gesundheit und Umwelt», dies sind die häufigsten Erwartungen von Konsument/innen an biologisch erzeugte Lebensmittel. Statt chemisch-synthetischer Spritzmittel und rasch wirksamer Mineraldünger verwenden Biobauern natürliche Pflanzenschutzmittel und organische Dünger. Aufgrund der Unterschiede im Anbau und in der Verarbeitung ist eine andere Qualität im Vergleich zur konventionellen Produktion zu erwarten.



Nur beim Proteingehalt und der Weizen-Backqualität schneidet die Bioqualität schlechter ab als die konventionelle


Zu einer gesunden, nachhaltigen Ernährungsweise gehört auch auf regionale, saisonale, schonend verarbeitete und umweltgerecht verpackte Produkte zu achten.

In zahlreichen Studien wurden die Auswirkungen biologischer Bewirtschaftung auf die Produktqualität untersucht und mit konventionell angebauten Produkten verglichen. Die Ergebnisse von einzelnen Qualitätsuntersuchungen lassen sich jedoch nur bedingt verallgemeinern. Denn die Qualität von Lebensmitteln wird nicht nur durch das Anbausystem, sondern auch durch Sortenwahl, Standort, Klima und Nacherntebedingungen beeinflusst.



Das Wichtigste in Kürze

Bei den wertgebenden Inhaltsstoffen zeichnen sich biologische Produkte durch höhere Gehalte an sekundären Pflanzenstoffen und Vitamin C aus. Bei Milch und Fleisch ist die Zusammensetzung der Fettsäuren häufig ernährungsphysiologisch günstiger. Bezüglich der Kohlenhydrate und Mineralstoffe unterscheiden sich Bioprodukte nicht von konventionellen Produkten.

Bei den wertmindernden Inhaltsstoffen Nitrat und Pestizidrückstände sind Bioprodukte klar im Vorteil. Andere unerwünschte Eigenschaften können bis zu einem gewissen Grad beeinflusst werden, hängen aber nicht von der Anbauweise ab: Mykotoxin- und Schwermetallgehalt, Umweltkontaminanten sowie Verunreinigungen mit pathogenen Keimen.


Tendenziell höhere Genusswerte wurden für biologisch erzeugtes Gemüse und Obst festgestellt. Neben der Anbauweise sind auch Sortenwahl, Klima, Bodeneigenschaften und Nachernte-Handling entscheidende Einflussgrössen.

Bioprodukte zeigen bessere Lagereigenschaften. Allerdings sind bei biologisch angebautem Weizen und Biokartoffeln einige technische Herausforderungen zu lösen. Wegen tieferer Proteingehalte im Bioweizen muss die Teigführung bei der Brotherstellung angepasst werden. Bei den Kartoffeln können Schäden durch Krankheiten und Schädlinge sowie Schwierigkeiten bei der Langzeitlagerung den Eignungswert mindern.

Natürlich, authentisch und schonend: Die Verarbeitung von Bioprodukten erfordert besondere Sorgfalt. Vorgaben zu erlaubten Verarbeitungsmethoden und das Verbot vieler Zusatz- und Hilfsstoffe führen zur Entwicklung besonderer Rezepturen und zum Einsatz hochwertiger Zutaten.

Die biologische Bewirtschaftung wirkt sich auf verschiedene Umweltbereiche günstiger aus. Dies gilt für Biodiversität und Landschaft, Boden, Wasser, Klima und Luft sowie für den Energieverbrauch. Kurz: Bio ist günstiger für Mensch, Tier und Umwelt.



Bioqualität - die Pluspunkte

Die Qualität ökologisch erzeugter Lebensmittel ergibt sich aus der Art, wie diese hergestellt werden — nämlich ohne naturfremde Hilfsstoffe, tiergerecht, ressourcen- und umweitschonend. Nicht einzelne Produktmerkma!e, sondern der gesamte Prozess des Anbaus und der Weiterverarbeitung bestimmt die Qualität. Auf allen Stufen der Erzeugung und Verarbeitung werden unnötige Belastungen vermieden.

Im Biolandbau werden Luftstickstoff bindende Leguminosen angebaut und die Kulturen mit Mist und Gülle vom eigenen Betrieb gedüngt. Ausserdem ist der begrenzte Zukauf anderer organischer Dünger erlaubt. Mit organischem Material aus Gründüngungen und Ernterückständen wird eine ausgewogene Versorgung des Bodens mit organischer Substanz und Nährstoffen sichergestellt.

Für den Pflanzenschutz werden im ökologischen Landbau keine chemisch-synthetische Mittel eingesetzt. Das Vorbeugen steht im Vordergrund: Durch die Wahl standortangepasster Arten und Sorten sowie eine ausreichende Versorgung des Bodens mit organischem Material sind Biopflanzen unempfindlicher gegenüber Krankheiten. Ein gezielter Fruchtwechsel hilft, bodenbürtigen Krankheiten und Schädlingen vorzubeugen und Unkräuter zu reduzieren. Nützlinge werden gezielt gefördert, um Schädlinge zu regulieren.

Bei der Verarbeitung von biologischen Lebensmitteln gilt das Motto: «Weniger ist mehr.» Chemisch-synthetische Verarbeitungshilfsstoffe sind ebenso verboten wie gentechnisch veränderte Organismen (GVO) oder Produkte aus GVOs (was bei Enzymen vorkommen kann). Zahlreiche Zusatzstoffe, wie naturidentische oder künstliche Aromen oder Geschmacksverstärker, sind verboten.


Hühnerhof mit Güggel im FiBL-Forschungsinstitut


Das Wohlbefinden des Tieres steht im Mittelpunkt. Daher werden die natürlichen Gewohnheiten und Bedürfnisse der Tiere berücksichtigt. Den Tieren wird Auslauf im Freien und je nach Tierart auch Weidegang ermöglicht. Die Tiergesundheit wird gefördert, indem durch Haltung und Fütterung optimale Voraussetzungen für die Entwicklung und das Wohlbefinden der Tiere geschaffen werden. (Auszug aus der FiBL-Fachbroschüre)
(gb)

Report – die neuesten Beiträge
20.12.2024
dSchweizer Schaumweine: Qualität und Potential
12.12.2024
dJetzt Pasteten und Terrinen auf den Teller
03.12.2024
dEmotional statt industriell: Zukunft von Schweizer Käse
25.11.2024
dEdle Kulturpilze: Teil 2
18.11.2024
dWelche Backwaren gesund sind und warum
10.11.2024dSchokoladen und Branchli im Kassensturz-Test
01.11.2024d Edle Kulturpilze: Teil 1
25.10.2024dMarkt und Wettbewerb der Alpenprodukte in Stans
18.10.2024dMehr Nüsse essen
11.10.2024dSwiss Cheese Awards: Schweizer Käsemeister gekürt
06.10.2024dWeihnachtsgebäck schon im Oktober?
25.09.2024dDie offiziell besten Metzgereien 2024
19.09.2024dPflanzlicher Milchersatz: umweltschonend aber nährwertärmer
08.09.2024dSchokoladeimitationen ohne Kakao im Trend
01.09.2024d Warme Schärfe dank Wasabi und Ingwer
21.08.2024dBrombeeren – wilde schmecken intensiver
14.08.2024dGlacesorten, -macharten und -trends
07.08.2024dFeige: Eine der ältesten Früchte der Welt
31.07.2024dEin Hoch auf Schweizer Bier
24.07.2024dJetzt hochwertige Beeren richtig verarbeiten
17.07.2024dFleisch kontra Ersatzprodukte - gesundheitlich betrachtet
10.07.2024dJetzt Aprikosen verarbeiten: Frische Vielfalt
03.07.2024dWie wird selbst gemachte Glace cremig?
26.06.2024dBio und Fleischersatz stossen an Grenzen
19.06.2024dMultitalente Blumenkohl und Romanesco
12.06.2024dNeuartige Kaffeealternative mit regionalen Rohstoffen
05.06.2024dHochverarbeitetes oft ungesund aber nicht immer
29.05.2024dGelungene Beefsteak-Imitation von Planted
22.05.2024d Food-Handwerker mit wissenschaftlichen Ambitionen
15.05.2024d(Un)sinn von Süssstoffen zum Abspecken
©opyrights ...by ask, ralph kradolfer, switzerland