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Druckansicht23.06.2012
Bubble Tea als Party-Gag


Bubble Tea, ein trendiger Cocktail mit Kügelchen nach Art der Molekularküche im Renaissance Zürich Tower Hotel


Bubble Tea ist ein Getränk auf der Basis von Grün- oder Schwarztee, das mit Fruchtsirup versetzt und allenfalls mit Milch wie ein Milchshake zubereitet wird. Der Gag besteht in zugesetzten farbigen Kügelchen aus Tapioka oder einer anderen Speisestärke, bzw. den Popping Bobas (Kügelchen mit Alginathülle und aromatisiertem Zuckersirup als Füllung). Über einen Strohhalm werden sie aufgesogen und platzen beim Zerdrücken im Mund. Meistens wird Bubble Tea mit Eis kalt serviert, aber es gibt aber auch warme Varianten und seit einiger Zeit sogar Bubble Coffee.

Die traditionellen (ungefüllten) Tapiokakugeln werden gekocht, bis sie eine kaugummiähnliche Konsistenz haben. Da die Stärke geschmackneutral ist, werden die fertigen Kügelchen in eine Zuckerlösung getaucht. Bubble Tea wurde Mitte der 1980er Jahre in Taiwan erfunden. Dort fügt man häufig süsse Kondensmilch und Honig hinzu.

Aufgrund der knalligen Farben und des süss-fruchtigen Geschmacks stellte es für die dortigen Jugendlichen eine gelungene Abwechslung zu gewöhnlichem Tee dar. Der Trend verbreitete sich schnell via USA, Kanada und Australien nach Europa. Inzwischen gibt es auch Läden in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die das Getränk anbieten. So bietet McDonald’s seit Juni 2012 in jedem McCafe Deutschlands Bubble Tea an.



Molekular-Kaviar alias Perlen oder nach Belieben mit Sirup oder Liqueur gefüllte Bubbles.


Während es alleine in Berlin über 50 Verkaufsstellen gibt, ist der Trend in der Schweiz erst am Entstehen. Doch er verstärkt sich schnell: Der Cateringkonzern SV-Group führte die Neuheit in seinem Nobelhotel Renaissance Zürich Tower Hotel ein. Und die Migros eröffnet am 5.7.2012 den ersten «Bubble Tea»-Store in Zürich beim Bahnhof Stadelhofen gemäss einem Bericht von «Blick am Abend».

Die Migros tritt dabei als Franchise-Nehmer der deutschen Firma «NYtea» auf. Weitere Schweizer Standorte folgen. Zuerst im Raum Zürich, aber auch Standorte in anderen urbanen Räumen schliesst die Migros nicht aus. Filialen von NYtea gibt es bereits in den deutschen Städten München und Ingolstadt. Auch die Schweizer Startup-Firma Swiss-Bubbletea will die Gastronomie sowie Privatpersonen mit allen Zutaten und Zubehör rund um den Bubble Tea versorgen: www.swiss-bubbletea.ch (GB)



Bubble Tea: Studenten aus Trimbach bringen das Trend-Getränk in die Schweiz. Von links: Andreas Husi und Dean Nisandzic.


Sogar Marktzahlen stehen über das neue Kultgetränk zur Verfügung. Das Marktforschungsunternehmen GfK untersucht regelmässig den privaten Ausser-Haus Konsum von Personen im Alter von 16 bis 49 Jahren. Seit diesem Jahr wird auch Bubble Tea datenmässig erfasst. "Das Produkt erzielte von Januar bis April 2012 einen Umsatz von ca. 4 Millionen Euro. Damit liegt es umsatzmässig in etwa gleichauf mit Kaffeegetränken in der Dose und Slush-Eisgetränken", berichtet Simone Peiker, Konsumforscherin bei der GfK. Sie findet dies «einen stolzen Wert, wenn man bedenkt, dass das Getränk noch nicht lange auf dem deutschen Markt ist und bisher fast nur in Bubble Tea-Shops in grösseren Städten erhältlich ist.»

Etwa 80 Prozent des Umsatzes geht laut GfK auf die Gruppe der 16- bis 29-Jährigen zurück. Ein klares Indiz dafür, dass Bubble-Tea hierzulande vor allem bei jüngeren Menschen hoch im Kurs ist. Rund 4 Prozent der 16- bis 29-Jährigen haben in den ersten vier Monaten dieses Jahres mindestens einmal Bubble-Tea getrunken. "In Asien sieht das etwas anders aus. Dort ist Bubble Tea auch bei älteren Personen beliebt, z.B. als energiehaltiger Mittagsnack", meint Peiker. Ob Bubble Tea-Hype langfristig anhalten wird und ob auch Sentioren Geschmack daran finden werden, kann die GfK zur Zeit noch nicht beurteilen.

Auch Koch Rolf Caviezel (Bild), Schweizer Molekular-Pionier und Kochbuchautor, befasst sich mit Bubble Tea, dessen Kügelchen in der Molekularküche auch in andern Anwendungen eine Rolle spielen und «Perlen, Sphären oder künstlicher Kaviar» genannt werden.

Er vertreibt in seinem Webshop Zutaten für das Trendgetränk und bietet auch eigene Bubble- Tea-Kurse an. Dort stellt man unter anderem «Popping Bobas » aus Alginat und Calciumlactat her. www.freestylecooking.ch

Handkehrum ist das Trendgetränk mit den bunten Perlen zum Ziel diverser Warnhinweise geworden. Ernährungsexperten bemängeln den hohen Kaloriengehalt und die Zusatzstoffe. Manche Verbraucherschützer kritisieren die unzureichende Produktkennzeichnung. Kinderärzte warnen, dass sich Kleinkinder an den Perlen verschlucken könnten.



Herstellung der Alginatperlen bzw der gefüllten Bubbles


Ob diese "Warnungen" vor einem neuen Lebensmittel sinnvoll sind, ist immer eine Frage der Perspektive. Natürlich sollte man kleineren Kindern einen Becher Bubble Tea mit Strohhalm nicht einfach in die Hand drücken, aber allein der gesunde Menschenverstand sollte einem sagen, dass es sich bei Bubble Tea nicht um ein ernährungsphysiologisch wertvolles Getränk handelt. Zu den kritischen Stimmen ist bei Swiss-Bubbletea zu hören: «Wir geben wenig Sirup direkt an die Perlen, nicht ins Getränk.» (Text: GB/aid/htr).



Dieses Bubble Tea-Rezept der foodaktuell-Redaktion ist einfach und naturrein: Frischer Schwarztee mit Blaubeeren und Limettenscheiben. Es geht auch mit roten oder schwarzen Johannisbeeren und kleinen Trauben.


(gb)

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