Foodfachzeitung im Internet
Samstag, 21. Dezember 2024
News, Tipps, …
Druckansicht04.03.2019
FiBL-Studie: Bio-Palmöl ist auch sozial nachhaltig

Die Palmölproduktion hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Palmöl ist heute das meistverwendete pflanzliche Öl weltweit. Dank der hochergiebigen Ölpalmen ist Palmöl günstiger als konkurrierende Öle. Sein neutraler Geschmack, seine Hitzestabilität und seine breite Vielseitigkeit in der Lebensmittelherstellung machen dieses Öl für die Industrie sehr attraktiv. Da die schnelle Expansion von Palmöl in vielen Fällen mit Entwaldung, Verlust an biologischer Vielfalt und Landbesitz einhergeht, stellt sich die Frage, ob Palmöl tatsächlich nachhaltiger ist, wenn es aus biologischem Anbau stammt.

Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Sonderveranstaltung mit mehr als 120 Teilnehmern am 14. Februar auf dem Biofach-Messekongress in Nürnberg. Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL präsentierte erstmals die Ergebnisse des von Coop und dem Schweizerischen Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) finanzierten Palmöl-Analyseprojekts. Coop und SECO sind bestrebt, die Nachhaltigkeit im Palmöl-Anbau durch die Förderung von umweltschonenden und sozialverträglichen Produktionssystemen zu verbessern.

"Eine interne Analyse bezüglich der rund 1'300 palmölhaltigen Produkte, die unter Coop-Eigenmarken vertrieben werden, führte zum Schluss, dass die Verwendung von RSPO-zertifiziertem Palmöl nicht genug weit geht", sagt Raphael Schilling, Projektmanager Nachhaltigkeit bei Coop (RSPO = Roundtable on Sustainable Palm Oil https://rspo.org/). "Deshalb haben wir eine neue, kompromisslose Palmöl-Vision entwickelt, die besagt, dass künftig alle konventionellen Coop-Eigenmarkenprodukte entweder mit Bio Suisse-zertifiziertem Palmöl hergestellt werden oder andere Fetten und Öle, idealerweise aus lokaler Herkunft, verwendet werden." Um zu klären, inwieweit biozertifiziertes Palmöl zu einer besseren Umwelt- und Sozialverträglichkeit beiträgt, wurde das FiBL beauftragt, verschiedene biologische und konventionelle Palmölproduzenten in Afrika und Südamerika zu bewerten und zu vergleichen.

"Die Palmölproduktion ist in vielen unserer Schwerpunktländer ein wichtiger Motor für die ländliche Entwicklung", sagt Monica Rubiolo, Leiterin Handelsförderung bei SECO. "Palmöl bietet vielen tausend Kleinbauern in tropischen Ländern ein lebensnotwendiges Einkommen. Aus wirtschaftlicher Sicht ist die Ölpalme sehr attraktiv, da sie weniger krankheitsanfällig ist als andere Kulturpflanzen und bis zu dreissig Jahre lang konstante Erträge liefert."

Wichtigste Studien-Ergebnisse

Die Betriebsanalyse des FiBL zeigt, dass alle vier untersuchten biologisch zertifizierten Palmölunternehmen bei fast allen Nachhaltigkeitskriterien sehr gut abschneiden. "Biozertifizierte Unternehmen schützen nicht nur die Umwelt, indem sie keine chemischen Betriebsmittel verwenden, sondern schaffen auch wichtige Beschäftigungs- und Einkommensmöglichkeiten in ihren Produktionsregionen, sowohl für betriebseigene Mitarbeiter als auch für Bauern und Zulieferfirmen", so die FiBL-Experten. "Im Vergleich zu herkömmlichen Palmölunternehmen zahlen biologisch zertifizierte Unternehmen deutlich höhere Palmfruchtpreise an ihre Landwirte und bieten Zusatzleistungen, die weitere wichtige Vorteile mit sich bringen – u.a. Zugang zu günstigen Krediten, Weiterbildungen und Erntegeräten sowie die Unterstützung von lokalen Sozialprojekten".

Die Projektergebnisse deuten auf wichtige Synergien zwischen den firmeneigenen Plantagen und den von lokalen Bauern bewirtschafteten Ölpalm-Hainen hin, woher oft ein grosser Anteil der Ölfrüchte für die Verarbeitung stammt. Die Studie zeigt auch auf, dass der RSPO-Standard einen interessanten Mehrwert zur Biozertifizierung darstellt. "Wir sehen, dass RSPO verschiedene Anforderungen hat, die gerade im Palmölanbau wichtig sind, aber durch die Biozertifizierung nicht abgedeckt sind", sagt Paul van den Berge, ebenfalls an der Studie beteiligter FiBL-Experte. "RSPO-Audits tragen dazu bei, dass Palmölerzeuger ihre Ölfruchtpreise transparent kommunizieren, in die Abgrenzung und die Überwachung von Schutzgebieten und Biodiversitätsflächen investieren und dass alle arbeitsrechtlichen Vorschriften eingehalten werden – nicht nur für eigenes Personal, sondern auch für Angestellte von zuliefernden Bauern und Dienstleistungsfirmen."

Für das FiBL ist schon jetzt klar, dass biologisch erzeugtes Palmöl einen wichtigen Beitrag leisten kann in der nachhaltigen Entwicklung von ländlichen Regionen in den Tropen, denn Ölpalmen benötigen 2½- bis 5-mal weniger Land als jede andere Ölpflanze, um die gleiche Menge an Öl zu produzieren. (Text: FiBL)

RSPO in Kürze

Der im Jahr 2004 auf Initiative des WWF gegründete Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO; englisch für ‚Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl‘) versucht, als zentrale Organisation nachhaltige Anbaumethoden für Palmöl zu fördern und so die Umweltschädigung zu begrenzen. Mitglieder des Roundtable sind neben Umweltschutzverbänden und anderen NGOs vor allem Unternehmen und Institutionen aus der Wertschöpfungskette des Palmöls, darunter Plantagenbetreiber, Händler und industrielle Abnehmer von Palmöl, aber auch Investoren und Banken. Der RSPO ist ein Verein mit Sitz in Zürich.
(gb)

News, Tipps, … – die neuesten Beiträge
19.12.2024
dFORSCHUNG: Gesunde nachhaltige Omega-3-Fettsäuren aus Algen
18.12.2024
dTIPP: Nachhaltig essen mit dem Klimateller
16.12.2024
dWISSEN: welche Zuckerart für welche Anwendung?
13.12.2024
dFORSCHUNG: Proteinbasierte Süssstoffe als Zuckerersatz
11.12.2024
dTIPP: Top 5 Weihnachtsgewürze für Backwaren
09.12.2024dKOMMENTAR: Zeitenwende durch künstliche Intelligenz
05.12.2024dNEWS: Café crème-Gastropreis wieder gestiegen
04.12.2024dFORSCHUNG: Veganer Eiweissschaum-Ersatz aus Erbsen
02.12.2024dTIPP: Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen aber noch geniessbar
01.12.2024dNEWS: Alkoholfreies Bier weiterhin im Trend
29.11.2024dWISSEN: Bei Marzipan und Krokant auf Nachhaltigkeit achten
27.11.2024dTIPP: Hype um Dubai-Schokolade - selber machen statt Schlange stehen
26.11.2024dFORSCHUNG: Futterprägung durch Zuckerkonsum beim Kleinkind
23.11.2024dSAISON: Zwiebel in einer Produktionskrise
22.11.2024dNEWS: Preisschwankungen nicht wegen Nahrungsmittel-Spekulation
21.11.2024dNEWS: Promarca prämiert innovativste Lebensmittel
15.11.2024dWISSEN: Vielseitige Reissorten
14.11.2024dNEWS: Beat Eggs als «Metzger des Jahres 2024» ausgezeichnet
12.11.2024dNEWS: Revision der NOVA-Verarbeitungsgrad-Klassifikation
11.11.2024d FORSCHUNG: Fermentierte Apfelblüten als Functional Food
07.11.2024dNEWS: Hohe Gesundheitsgefahr durch Coffeinpulver-Überdosierung
05.11.2024dNEWS: Veganes darf Wurst oder Schnitzel heissen gemäss EuGH
04.11.2024dSAISON: Herbstrübe nicht nur für Räbeliechtli
03.11.2024dNEWS: Offiziell beste Bäcker-Konditor-Confiseur-Produkte prämiert
31.10.2024dNEWS: Bundesrat verabschiedet Anti-Foodwaste-Massnahmen
30.10.2024dNEWS: Migros senkt Obst/Gemüse-Preise und fördert Eigenmarken
24.10.2024dTREND: Teigwaren aus Schweizer Dinkel legen zu
23.10.2024dWISSEN: Maniok und Yamswurzel richtig verarbeiten
20.10.2024dTIPP: Gastromesse Goûts & Terroirs 2024
17.10.2024dTIPP: Swiss Bakery Trophy 30.10.-3.11.2024
©opyrights ...by ask, ralph kradolfer, switzerland