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KOMMENTAR: Wie sieht umweltoptimierte Ernährung aus?

Würde sich die Schweizer Bevölkerung gemäss Lebensmittelpyramide ernähren, wäre das nicht nur gut für die Gesundheit, sondern auch für die Umwelt. Gemäss einer Agroscope-Studie könnten damit die negativen Umweltwirkungen (unter anderem Treibhausgase) ungefähr halbiert werden.

Für eine umweltoptimierte Ernährung müssten Herr und Frau Schweizer ihren Speiseplan stark umkrempeln. Fleisch würde deutlich weniger auf dem Teller landen. Auch bei Alkohol, Fetten und Süssem müsste die Bevölkerung zurückhaltender sein. Dafür dürfte sie mehr Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Getreide, Kartoffeln und Nüsse essen. Milch dürfte ähnlich viel konsumiert werden wie heute. Gemäss Studie ist vor allem die Fleisch-Produktion schlecht für die Umwelt, Milch schneidet diesbezüglich besser ab.

In einer umweltoptimierten Landwirtschaft sind gemäss Studie die Tierbestände deutlich tiefer als heute. Vor allem die Anzahl Schweine, Mastpoulets und Mastrinder wäre geringer. Milchkühe würden in erster Linie Raufutter fressen, jedoch keine Soja. Auf Futtermittelimporte könnte aufgrund der deutlich tieferen Tierbestände weitgehend verzichtet werden. Der Anbau von Getreide, Obst und Gemüse würde stark steigen. Die Abhängigkeit vom Ausland würde sinken, der Selbstversorgungsgrad nähme zu.

Grosser Einfluss aufs Klima

Will die Schweiz die Reduktionsziele in der Landwirtschaft erreichen, sind gemäss Agroscope-Studie Veränderungen in den Strukturen nötig, will heissen: weniger Nutztiere. Und damit kommen die Konsumenten ins Spiel. Diese beeinflussen mit ihrem Essverhalten, was Bauern produzieren und damit letztlich, wie viele Treibhausgase die Landwirtschaft ausstösst. Würden Herr und Frau Schweizer mehr pflanzliche und weniger tierische Produkte konsumieren, hätte das gemäss Bretschers Studie den weitaus grösseren Klima-Effekt als einzelne technische Massnahmen auf den Bauernbetrieben.

"Die Leute wissen, dass fossile Brennstoffe schlecht fürs Klima sind. Dass die Ernährung einen fast so grossen Einfluss aufs Klima hat wie der Verkehr, wissen viele aber nicht", sagt Studienautor Bretscher. Der Wissenschaftler ortet Aufklärungsbedarf – und Handlungsbedarf. Bereits eine geringe Reduktion des Fleischkonsums habe eine grosse Wirkung, mahnt Bretscher. Auch wenn es gelinge, die Lebensmittelverschwendung einzudämmen, senke das die Treibhausgas-Emissionen. Was hingegen dem Klima nichts bringe: Wenn die Schweizer Bauern die Tierbestände reduzieren, die Konsumenten aber weiterhin im gewohnten Ausmass Fleisch verzehren. Dann würde dieses einfach importiert und die Treibhausgas-Emissionen entstünden im Ausland.

Tierbestand senken

Im Kampf gegen den Klimawandel muss auch die Landwirtschaft einen Beitrag leisten. Das sieht die Klimastrategie des Bundes vor. Bis 2030 soll die Landwirtschaft die Treibhausgas-Emissionen um 22 Prozent gegenüber 1990 reduzieren. Im Fokus steht dabei vor allem die Nutztierhaltung. Es gibt viele Möglichkeiten, diese klimafreundlicher zu gestalten. Beispielsweise können Bauern den Kühen Zusätze wie Leinsamen oder Tannine ins Futter mischen, damit diese weniger Methan produzieren. Eine Reduktion ergibt sich auch, wenn Milchkühe möglichst über einen langen Zeitraum genutzt werden. Eine andere Massnahme: Kühe züchten, die wenig Methan ausstossen.

Daniel Bretscher von der Forschungsanstalt Agroscope hat mit seinem Team untersucht, wie die Landwirtschaft klimafreundlicher gemacht werden kann. 13 Massnahmen hat er unter die Lupe genommen und analysiert, wie wirksam diese sind. Dabei hat sich gezeigt: Bauern können auf ihren Betrieben durchaus einen Beitrag leisten. Das alleine dürfte aber kaum genügen. Denn technische Massnahmen auf den Bauernhöfen haben eher einen bescheidenen Effekt und sind oft durch Zielkonflikte und Schwierigkeiten bei der Umsetzung geprägt.

Wechselwirkungen zwischen Landwirtschaft und Klima

Kaum eine Branche ist dem Klimawandel derart ausgesetzt wie die Landwirtschaft. Sie ist aber nicht nur Betroffene, sondern auch Mitverursacherin. Rund 12 Prozent der Treibhausgas-Emissionen gehen auf das Konto der Landwirtschaft. Der grösste Teil davon stammt aus der Tierhaltung (85 %) – zum Beispiel in Form des klimaschädlichen Methans, das die Wiederkäufer beim Verdauen produzieren.

Glaubt man Klimaexperten, lieferte das letzte Jahr einen Vorgeschmack, was bald öfter vorkommen wird: anhaltend heisse und trockene Sommer. 2018 war ein schwieriges Jahr für die Bauern. Die langanhaltende Dürre setzte den Kulturen zu, Gras wuchs mancherorts kaum noch. Als Folge wurde auf einigen Höfen das Futter knapp, Importe füllten die Lücken. Noch nie wurde so viel Heu importiert wie 2018. (Text: LID)
(gb)

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