Foodfachzeitung im Internet
Samstag, 21. Dezember 2024
News, Tipps, …
Druckansicht29.08.2022
NEWS: Meerestrauben als gesunde Meeres-Delikatesse

Eine neue Studie des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) zeigt anhand von Meerestrauben, einer Algenart aus dem Indopazifik, wie im Hinblick auf die Ernährung die Qualität von Algenprodukten noch verbessert werden kann. Algen stehen am Fusse der Nahrungskette im Meer und können mit wenig Aufwand und sehr nachhaltig produziert werden. Sie haben ein wertvolles Nährstoffprofil.

Bis 2050 wird die Weltbevölkerung voraussichtlich auf rund 10 Milliarden Menschen ansteigen. Mit diesem Wachstum muss die Nahrungsmittelproduktion Schritt halten. Die Ozeane mit ihrem grossen, vielfach noch ungenutzten Potential als Nahrungsquelle werden für uns Menschen immer wichtiger. Eine nachhaltige Nutzung der marinen Ressourcen ist allerdings unumgänglich. Eine neue Studie des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) zeigt anhand von Meerestrauben (Caulerpa lentillifera), einer Algenart aus dem Indopazifik, wie im Hinblick auf die Ernährung die Qualität von Algenprodukten noch verbessert werden kann.

Algen weisen ein wertvolles Nährstoffprofil auf: wenig Kalorien, dafür einen hohen Gehalt an Eiweissen und ungesättigten Fettsäuren sowie viele Mineralsalze, Vitamine und Spurenelemente. Meerestrauben, auch „Grüner Kaviar“ genannt, besitzen zudem ein hohes antioxidatives Potential. Sie zeichnen sich durch ihre besondere Form aus: Die kleinen, runden Kugeln, die an einer Rispe hängen, schmecken leicht salzig und zerplatzen im Mund wie Kaviar. Mittlerweile wird das Meeresgemüse unter anderem in Japan und Vietnam angebaut.

Sind grüne Algen wie Meerestrauben hoher Lichtstrahlung ausgesetzt, entstehen in ihnen schädliche freie Radikale. Die Algen bilden zum Schutz dann vermehrt Antioxidantien, wie Vitamin C und E, β-Carotin und verschiedene Polyphenole, Stoffe, die ihr Nährstoffprofil für uns besonders wertvoll machen. Solche Antioxidantien sind wesentliche Bestandteile der menschlichen Ernährung und sollen beim Menschen positive Wirkung auf viele Leiden wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Krankheiten haben.

Könnten Farmer:innen also eine erhöhte Lichteinstrahlung nutzen, um kostengünstig die Qualität der Meerestrauben zu verbessern? Diese Frage stellte sich Lara Stuthmann, Meeresbiologin am ZMT. Für ihre Untersuchungen setzte sie Meerestrauben für jeweils 14 Tage fünf verschiedenen Lichtintensitäten aus. Anschliessend wurde der Gehalt an Antioxidantien photometrisch bestimmt. Die Ergebnisse verglich Lara Stuthmann mit verschiedenen Früchten, wie etwa Granatapfel, Goji- und Aronia-Beeren, die bekannt sind für ihren hohen Anteil an Antioxidantien und deshalb als “Superfrüchte“ gelten. Tatsächlich lässt sich bei den Meerestrauben der Gehalt an Antioxidantien durch gezielte Bestrahlung mehr als verdoppeln bis zu Werten, wie sie auch in den Kernen von Granatäpfeln vorkommen.

Mehr als 10.000 verschiedene Arten von Algen sind bekannt, jedoch werden in über 90 Prozent der Algenkulturen nur acht verschiedene Algengattungen gehalten. Viele werden vor dem Verzehr getrocknet, um bestimmte Moleküle wie Karrageen oder Agar zu extrahieren, die als Gelier- und Verdickungsmittel genutzt werden. Für den direkten Verzehr sind nur wenige geeignet. „Das besondere an Meerestrauben gegenüber den meisten anderen Makroalgen ist ihre Wuchsform und Konsistenz, die sie zu einem sehr angenehmen Gaumenerlebnis machen. Sie lassen sich leicht vermehren und wachsen schnell”, so Dr. Karin Springer von der Universität Bremen, Co-Autorin der Studie. „Meerestrauben könnten als eine Quelle für Proteine, Antioxidantien und andere Nährstoffe deshalb auch einen Platz auf unserem deutschen Speiseplan finden.”

In Japan, Vietnam und China sind Meerestrauben sehr gefragt und werden dort roh mit verschiedenen Saucen, im Salat oder zu Sushi gegessen. In Europa sind sie jedoch noch nicht als Nahrungsmittel anerkannt. Trotzdem werden sie zum Teil schon verkauft – so auch in Bremen – und verschiedene Spitzenköche haben bereits das Potential dieser Alge für ihre Gerichte erkannt. Meerestrauben könnten sich auch für die Aufzucht in einer integrierten Aquakultur eignen, die verschiedene Zuchttiere und -pflanzen miteinander kombiniert. Diese bilden einen natürlichen Kreislauf, bei dem Futterreste und Abfallstoffe optimal verwertet werden. In Kooperation mit Algenfarmen in Vietnam testet das ZMT beispielsweise eine Co-Kultivierung der Meerestraube mit Garnelen oder der Meeresschnecke Babylonia aerolata, die in Vietnam als Delikatesse gilt. (Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung)
(gb)

News, Tipps, … – die neuesten Beiträge
19.12.2024
dFORSCHUNG: Gesunde nachhaltige Omega-3-Fettsäuren aus Algen
18.12.2024
dTIPP: Nachhaltig essen mit dem Klimateller
16.12.2024
dWISSEN: welche Zuckerart für welche Anwendung?
13.12.2024
dFORSCHUNG: Proteinbasierte Süssstoffe als Zuckerersatz
11.12.2024
dTIPP: Top 5 Weihnachtsgewürze für Backwaren
09.12.2024dKOMMENTAR: Zeitenwende durch künstliche Intelligenz
05.12.2024dNEWS: Café crème-Gastropreis wieder gestiegen
04.12.2024dFORSCHUNG: Veganer Eiweissschaum-Ersatz aus Erbsen
02.12.2024dTIPP: Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen aber noch geniessbar
01.12.2024dNEWS: Alkoholfreies Bier weiterhin im Trend
29.11.2024dWISSEN: Bei Marzipan und Krokant auf Nachhaltigkeit achten
27.11.2024dTIPP: Hype um Dubai-Schokolade - selber machen statt Schlange stehen
26.11.2024dFORSCHUNG: Futterprägung durch Zuckerkonsum beim Kleinkind
23.11.2024dSAISON: Zwiebel in einer Produktionskrise
22.11.2024dNEWS: Preisschwankungen nicht wegen Nahrungsmittel-Spekulation
21.11.2024dNEWS: Promarca prämiert innovativste Lebensmittel
15.11.2024dWISSEN: Vielseitige Reissorten
14.11.2024dNEWS: Beat Eggs als «Metzger des Jahres 2024» ausgezeichnet
12.11.2024dNEWS: Revision der NOVA-Verarbeitungsgrad-Klassifikation
11.11.2024d FORSCHUNG: Fermentierte Apfelblüten als Functional Food
07.11.2024dNEWS: Hohe Gesundheitsgefahr durch Coffeinpulver-Überdosierung
05.11.2024dNEWS: Veganes darf Wurst oder Schnitzel heissen gemäss EuGH
04.11.2024dSAISON: Herbstrübe nicht nur für Räbeliechtli
03.11.2024dNEWS: Offiziell beste Bäcker-Konditor-Confiseur-Produkte prämiert
31.10.2024dNEWS: Bundesrat verabschiedet Anti-Foodwaste-Massnahmen
30.10.2024dNEWS: Migros senkt Obst/Gemüse-Preise und fördert Eigenmarken
24.10.2024dTREND: Teigwaren aus Schweizer Dinkel legen zu
23.10.2024dWISSEN: Maniok und Yamswurzel richtig verarbeiten
20.10.2024dTIPP: Gastromesse Goûts & Terroirs 2024
17.10.2024dTIPP: Swiss Bakery Trophy 30.10.-3.11.2024
©opyrights ...by ask, ralph kradolfer, switzerland