Foodfachzeitung im Internet
Samstag, 21. Dezember 2024
News, Tipps, …
Druckansicht25.05.2022
NEWS: Anteil an tierfreundlichem Labelfleisch geht zurück

Der Anteil an tierfreundlich erzeugtem Labelfleisch im Fleischmarkt ist rückläufig – obwohl der Fleischkonsum in der Schweiz wieder zunimmt. Das belegt die jüngste Labelstatistik des Schweizer Tierschutz STS. Gründe für diese «Tierwohlkrise» sind aus Sicht des STS mangelndes Interesse und falsche Preisanreize der Anbieter in Detailhandel und Gastronomie sowie die sinkende Kaufpriorität bei Konsumentinnen und Konsumenten von tierfreundlich erzeugten Produkten. Der STS fordert die konsequente Aufwertung von Tierwohlprodukten und mehr Engagement von Detailhandel sowie Gastronomie.

Die Labelstatistik 2022 des Schweizer Tierschutz STS zeigt: In der Schweiz wurden im letzten Jahr in den Hauptkategorien der Nutztierhaltung (Rind, Kalb, Poulet, Lamm) mit 86.5 Millionen Tiere deutlich mehr Tiere geschlachtet als 2020 (83.1 Mio.). Der Anteil von Labeltieren aus tierfreundlicher Haltung ist allerdings von 12.2 auf 12.0 Prozent zurückgegangen. «Die negative Entwicklung beim Labelfleisch ist für den STS alarmierend», sagt Dr. Stefan Flückiger, Geschäftsführer Agrarpolitik beim Schweizer Tierschutz STS, «zumal der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch insgesamt um knapp zwei Prozent gestiegen ist».

Die veränderte Konsumsituation im vergangenen Pandemie-Jahr erzeugte für den nachhaltigen Konsum zwar verschiedene Wachstumsimpulse. Trends wie bio, regional, fair und nachhaltig wurden beflügelt. Die grosse Ausnahme waren jedoch Tierwohlprodukte, also Labelfleisch inklusive Bio-Qualität, die Teil des nachhaltigen Konsums sind. Offensichtlich hinterlässt die sich öffnende Preisschere im Detailhandel zwischen konventionellen und Label-/Bioprodukten – deren Preise bis zu doppelt so hoch sind – beim Absatz von Tierwohlprodukten ihre Wirkung. Das wirkt sich negativ auf die Tierhalter und die Tiere aus.

Problematische Mastpouletproduktion

Ein spezielles Sorgenkind bleibt der Pouletbereich. Die tierfreundliche Mastpouletproduktion liegt deutlich unter 10 Prozent und ging im letzten Jahr auf 8.1 Prozent zurück. Die Haltung von über 73 Millionen Tieren in konventionellen Ställen beurteilt der STS als nicht tiergerecht. Die tierfreundliche Mastpouletproduktion mit Auslauf und Weidehaltung ist dringend zu fördern.

Der Absatz von Labelmilch inklusive Bio-Qualität hat sich 2021 erfreulicherweise fast verdoppelt. Der Anteil der Milchkühe, die unter diesen Labels mit deutlichem Tierwohl-Mehrwert gehalten werden, ist zwar immer noch relativ tief, stieg aber im letzten Jahr mit insgesamt 107 000 Tiere auf 21 Prozent an. Anhaltend gross ist die Nachfrage nach Bio- und Freilandeiern. Mittlerweile ist der Anteil auf 85.5 Prozent angestiegen, davon 19.1 Prozent in Bio-Qualität. Über 85 Prozent der Legehennen in der Schweiz haben täglich Zugang zu einer Weide.

Das gute Funktionieren der Labelmärkte wird vom STS in vielen Segmenten infrage gestellt. Zur Lösung der «Tierwohlkrise» haben sich die Fleischabnehmer im Detailhandel und die Gastronomie mehr zu engagieren und ihre Versprechen gegenüber den Konsumentinnen und Konsumenten für mehr Tierwohl konsequenter anzugehen. In der Kommunikations- und Preispolitik muss eine klare Aufwertung der Tierwohlprodukte stattfinden.

Eine Agroscope-Studie hat ergeben, dass bei einem Abbau der sich immer weiter öffnenden Preisschere zwischen konventionellen und Label-/Bioprodukten enorme Wachstumspotenziale bestehen. Nachhaltigkeit ist nur zukunftsweisend, wenn sie auch tierwohlorientiert ist. «Vom Ziel einer nachhaltigen und tiergerechten Konsumlandschaft ist die Schweiz aus Sicht des STS weit entfernt», sagt Dr. Stefan Flückiger vom STS. Mehr Informationen zur Labelstatistik: www.tierschutz.com/nutztiere/labelstatistik-2022 (STS)
(gb)

News, Tipps, … – die neuesten Beiträge
19.12.2024
dFORSCHUNG: Gesunde nachhaltige Omega-3-Fettsäuren aus Algen
18.12.2024
dTIPP: Nachhaltig essen mit dem Klimateller
16.12.2024
dWISSEN: welche Zuckerart für welche Anwendung?
13.12.2024
dFORSCHUNG: Proteinbasierte Süssstoffe als Zuckerersatz
11.12.2024
dTIPP: Top 5 Weihnachtsgewürze für Backwaren
09.12.2024dKOMMENTAR: Zeitenwende durch künstliche Intelligenz
05.12.2024dNEWS: Café crème-Gastropreis wieder gestiegen
04.12.2024dFORSCHUNG: Veganer Eiweissschaum-Ersatz aus Erbsen
02.12.2024dTIPP: Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen aber noch geniessbar
01.12.2024dNEWS: Alkoholfreies Bier weiterhin im Trend
29.11.2024dWISSEN: Bei Marzipan und Krokant auf Nachhaltigkeit achten
27.11.2024dTIPP: Hype um Dubai-Schokolade - selber machen statt Schlange stehen
26.11.2024dFORSCHUNG: Futterprägung durch Zuckerkonsum beim Kleinkind
23.11.2024dSAISON: Zwiebel in einer Produktionskrise
22.11.2024dNEWS: Preisschwankungen nicht wegen Nahrungsmittel-Spekulation
21.11.2024dNEWS: Promarca prämiert innovativste Lebensmittel
15.11.2024dWISSEN: Vielseitige Reissorten
14.11.2024dNEWS: Beat Eggs als «Metzger des Jahres 2024» ausgezeichnet
12.11.2024dNEWS: Revision der NOVA-Verarbeitungsgrad-Klassifikation
11.11.2024d FORSCHUNG: Fermentierte Apfelblüten als Functional Food
07.11.2024dNEWS: Hohe Gesundheitsgefahr durch Coffeinpulver-Überdosierung
05.11.2024dNEWS: Veganes darf Wurst oder Schnitzel heissen gemäss EuGH
04.11.2024dSAISON: Herbstrübe nicht nur für Räbeliechtli
03.11.2024dNEWS: Offiziell beste Bäcker-Konditor-Confiseur-Produkte prämiert
31.10.2024dNEWS: Bundesrat verabschiedet Anti-Foodwaste-Massnahmen
30.10.2024dNEWS: Migros senkt Obst/Gemüse-Preise und fördert Eigenmarken
24.10.2024dTREND: Teigwaren aus Schweizer Dinkel legen zu
23.10.2024dWISSEN: Maniok und Yamswurzel richtig verarbeiten
20.10.2024dTIPP: Gastromesse Goûts & Terroirs 2024
17.10.2024dTIPP: Swiss Bakery Trophy 30.10.-3.11.2024
©opyrights ...by ask, ralph kradolfer, switzerland