Foodfachzeitung im Internet
Samstag, 21. Dezember 2024
News, Tipps, …
Druckansicht14.12.2021
KOMMENTAR: doppelte Moral bei Zusatzstoffen

Lebensmittel-Zusatzstoffe sind bei Konsumenten unbeliebt. Eine aktuelle Befragung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zeigt: 55% der Bevölkerung versuchen, Zusatzstoffe beim Kauf von Lebensmitteln zu vermeiden, denn bei den meisten Befragten sei das wahrgenommene gesundheitliche Risiko grösser als deren geschätzter Nutzen. Sie befürchten vor allem mögliche Unverträglichkeiten sowie Krebs- oder Übergewichtsrisiken, und dies bei Süss- und Farbstoffen sowie Geschmacksverstärkern.

Dies obwohl Zusatzstoffe bewilligungspflichtig sind, streng geprüft werden und in der Anwendung sowie der Dosis stark reglementiert sind. Ferner konstatiert das BfR, dass dass die Bevölkerung ihr Wissen über Lebensmittelzusatzstoffe als gering einschätzt. Sollte sie daher nicht eher den Behördenfachleuten vertrauen statt Vorurteile zu hegen?

Die Skepsis richtet sich wohl eher an die Hersteller, welche Zusatzstoffe in ihren Augen zu oft einsetzen. Sie verbessern damit meistens die Stabilität und Sicherheit der Produkte, aber vielfach auch die sensorischen Eigenschaften. So etwa mit Aromen, Farbstoffen und Geschmacksverstärkern. Damit kann Hochwertigkeit vorgetäuscht werden. Auch die meist irreale Angst vor Unverträglichkeit ist im Trend – Beispiel «free from»-Boom.

Die Nutzen-Risiko-Abwägung ist auch stark psychologisch motiviert: Wie bei der Gentechnik oder der Bestrahlung meinen Konsumenten, das Risiko sei auf ihrem Teller, aber vom Nutzen profitierten die Hersteller und könnten mit dieser Technologie Kosten sparen und Wettbewerbsvorteile erreichen. Dabei zeigt sich mitunter eine doppelte Moral: Wenn jemand in der eigenen Küche Zusatzstoffe verwendet und selber vom Nutzen profitiert. So etwa kommen Hobbykonditoren kaum um Zusatzstoffe herum, man denke an Geliermittel. Und als die Molekularküche in Mode kam, überboten sich viele Molekularköche mit Effekthaschereien dank Zusatzstoffen, die sie hemmungslos einsetzten.

Dass Zusatzstoffe heute zu oft unnötigerweise verwendet werden, zeigen Bioprodukte, in denen die meisten verboten sind. Wenn Bioprodukte dafür mehr wertvolle Zutaten enthalten und besser schmecken, ist auch der höhere Preis gerechtfertigt. Andererseits kommen gerade Bioprodukte an eine Grenze, wenn sie zB fader schmecken (mangels Geschmacksverstärker) oder Texturmängel zeigen (mangels Verdickungsmittel).

Der Kontrapunkt sind Economyprodukte mit langer Haltbarkeit und vor allem Snacks sowie Süsswaren, die teils vor E-Nummern strotzen. Man darf aber annehmen, dass nicht wenige Konsumenten an Befragungen Farbstoffe kritisieren, dann aber ungefärbte Produkte links liegen lassen. Es ist daher sinnvoll, unbedenkliche Zusatzstoffe mit den nötigen Restriktionen zu erlauben und sie deklarationspflichtig zu machen. Konsumenten haben dann eine informierte Wahlfreiheit. (GB)
(gb)

News, Tipps, … – die neuesten Beiträge
19.12.2024
dFORSCHUNG: Gesunde nachhaltige Omega-3-Fettsäuren aus Algen
18.12.2024
dTIPP: Nachhaltig essen mit dem Klimateller
16.12.2024
dWISSEN: welche Zuckerart für welche Anwendung?
13.12.2024
dFORSCHUNG: Proteinbasierte Süssstoffe als Zuckerersatz
11.12.2024
dTIPP: Top 5 Weihnachtsgewürze für Backwaren
09.12.2024dKOMMENTAR: Zeitenwende durch künstliche Intelligenz
05.12.2024dNEWS: Café crème-Gastropreis wieder gestiegen
04.12.2024dFORSCHUNG: Veganer Eiweissschaum-Ersatz aus Erbsen
02.12.2024dTIPP: Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen aber noch geniessbar
01.12.2024dNEWS: Alkoholfreies Bier weiterhin im Trend
29.11.2024dWISSEN: Bei Marzipan und Krokant auf Nachhaltigkeit achten
27.11.2024dTIPP: Hype um Dubai-Schokolade - selber machen statt Schlange stehen
26.11.2024dFORSCHUNG: Futterprägung durch Zuckerkonsum beim Kleinkind
23.11.2024dSAISON: Zwiebel in einer Produktionskrise
22.11.2024dNEWS: Preisschwankungen nicht wegen Nahrungsmittel-Spekulation
21.11.2024dNEWS: Promarca prämiert innovativste Lebensmittel
15.11.2024dWISSEN: Vielseitige Reissorten
14.11.2024dNEWS: Beat Eggs als «Metzger des Jahres 2024» ausgezeichnet
12.11.2024dNEWS: Revision der NOVA-Verarbeitungsgrad-Klassifikation
11.11.2024d FORSCHUNG: Fermentierte Apfelblüten als Functional Food
07.11.2024dNEWS: Hohe Gesundheitsgefahr durch Coffeinpulver-Überdosierung
05.11.2024dNEWS: Veganes darf Wurst oder Schnitzel heissen gemäss EuGH
04.11.2024dSAISON: Herbstrübe nicht nur für Räbeliechtli
03.11.2024dNEWS: Offiziell beste Bäcker-Konditor-Confiseur-Produkte prämiert
31.10.2024dNEWS: Bundesrat verabschiedet Anti-Foodwaste-Massnahmen
30.10.2024dNEWS: Migros senkt Obst/Gemüse-Preise und fördert Eigenmarken
24.10.2024dTREND: Teigwaren aus Schweizer Dinkel legen zu
23.10.2024dWISSEN: Maniok und Yamswurzel richtig verarbeiten
20.10.2024dTIPP: Gastromesse Goûts & Terroirs 2024
17.10.2024dTIPP: Swiss Bakery Trophy 30.10.-3.11.2024
©opyrights ...by ask, ralph kradolfer, switzerland