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KOMMENTAR: Wissenschaftler plädieren für Nutri-Score-Pflicht

Aus der Wissenschaft werden Rufe nach einer verbindlichen Kennzeichnung des Nutri-Scores auf der Packungsvorderseite laut: Mit einem offenen Brief haben sich rund 300 Wissenschaftler aus der universitären Forschung sowie 21 einschlägige Fachorganisationen aus 32 europäischen Staaten Mitte März 2021 an die Öffentlichkeit gewandt. Sie sind davon überzeugt, dass das fünfstufige Nährwert-Logo eine gesündere Ernährungsweise unterstützen kann.

Grundlage sind mehr als 40 in anerkannten Fachzeitschriften publizierte Studien, die belegen, dass er Verbrauchern dabei hilft, Lebensmittel mit günstiger Nährwertqualität leichter zu erkennen. Und er gibt Herstellern Anreize, ihre Rezepturen mit Blick auf die Nährwertqualität anzupassen. Hintergrund des Aufrufs ist die Ankündigung der EU-Kommission, bis Ende 2022 einen Legislativvorschlag für eine EU-weit einheitliche und verbindliche erweiterte Nährwertkennzeichnung vorlegen zu wollen.

Auf politischer Ebene wächst der Zuspruch für das Modell Nutri-Score: Sechs EU-Mitgliedstaaten unterstützen den Nutri-Score bereits, neben Vorreiter Frankreich Deutschland, Spanien, Belgien, die Niederlande und Luxemburg. Als erster Nicht-EU-Mitgliedsstaat setzt auch die Schweiz auf das fünfstufige Nährwert-Logo.

Daneben hat das in Ampelfarben unterlegte Nähwert-Logo mit der Buchstabenfolge von A bis E vor allem Akteure aus den Bereichen Public Health, Ernährung, Medizin und Verbraucherschutz von seinem Nutzen überzeugt. In Staaten, in denen eine rechtssichere Verwendung des Nutri-Score bereits ermöglicht wurde, drucken längst auch einige Lebensmittelhersteller aus sich heraus das fünfstufige Logo auf ihre Packungen.

Neben dem Nutri-Score werden in Europa derzeit weitere erweiterte Nährwertkennzeichnungs-Modelle verwendet. So wird in Skandinavien das schwedische Keyhole-Logo seit vielen Jahren als freiwillige ergänzende Nährwertkennzeichnung genutzt und auch geschätzt. Auch Italien hat kürzlich ein eigenes Modell entwickelt, die sogenannte „NutrInform-Battery“, das anders als der Nutri-Score, kein farblich unterlegtes Leitsystem beinhaltet. Im Rahmen der zurückliegenden deutschen EU-Ratspräsidentschaft haben sich alle EU-Mitgliedstaaten, darunter auch die vorab genannten, für eine EU-weit einheitliche erweiterte Nährwertkennzeichnung ausgesprochen.

In Vorbereitung an die Veröffentlichung ihres Legislativvorschlags wird die EU-Kommission im Rahmen einer Folgenabschätzung verschiedene Arten von erweiterten Nährwertkennzeichnungen anhand von bereits innerhalb der EU verwendeten Modellen untersuchen. Dies beinhaltet nährstoffspezifische Modelle ohne Bewertung und Farbe wie das italienisches Batterie-Modell, nährstoffspezifische Modelle mit farblicher Bewertung wie die britische Ampel, Modelle mit zusammenfassender Positivkennzeichnung wie das schwedische Keyhole sowie Modelle mit abgestufter, zusammenfassender, farblicher Bewertung wie der Nutri-Score. Laut der EU-Kommission kann ein geeignetes einheitliches Modell auch aus einer Kombination mehrerer dieser Optionen bestehen. (BZfE)
(gb)

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