Foodfachzeitung im Internet
Freitag, 27. Dezember 2024
News, Tipps, …
Druckansicht04.10.2020
KOMMENTAR: «Tierschutz» kritisiert zu hohe Labelfleisch-Margen

Eine Studie der Forschungsanstalt Agroscope im Auftrag des Schweizer Tierschutzes STS hat unter Einbezug realer Konsumdaten berechnet, wie Konsumenten auf Preisänderungen reagieren. Das Ergebnis: Einerseits haben Schweizer Konsumenten ein ausgeprägtes Interesse an artgerechter Tierhaltung. Auf der anderen Seite stagniert der Absatz von Fleischprodukten mit Tierwohlsiegel (Label- oder Biofleisch) seit einigen Jahren. Ist für viele Kunden der Preis von Label- oder Bioprodukten zu hoch?

Je nach Produktionsverfahren (konventionell, Label, Bio) und Produktkategorie (Rind, Schwein, Geflügel) reagieren Konsumenten unterschiedlich auf tiefere Preise. Bei Bioprodukten ist das Absatzpotential am grössten. Wenn der Verkaufspreis um 10 % sinkt, ergibt sich bei Rindfleisch eine Absatzsteigerung von bis zu 27 %, bei Schweinefleisch reicht sie sogar bis zu 32 %. Geflügelfleisch erfährt kaum mehr Absatz. Wechselkäufer, die von konventioneller Ware zu Labelfleisch wechseln, gibt es bei Rind- und Geflügelfleisch nur beschränkt. Beim Schweinefleisch indes geschieht dies vermehrt: Die Verteuerung der konventionellen Ware gegenüber Label-Produkten um 10% kann hier zu einer Absatzsteigerung von bis zu 34% führen.

Eine mögliche Erklärung für dieses Ergebnis ist, dass die Preisunterschiede zwischen konventioneller Ware und Labelfleisch beim Rind ausgeprägter als beim Schweinefleisch sind. Somit bleibt Labelrindfleisch für viele Konsumenten zu teuer. Ebenfalls vorstellbar ist, dass das Warenangebot in den unterschiedlichen Filialen so stark variiert, dass Konsumenten nicht immer zu allen Labelprodukten greifen können.

Fazit: Preissenkungen bei Bioprodukten locken Konsumenten an, bei Labelfleisch sind auch höhere Preise konventioneller Waren von Bedeutung. Am deutlichsten ist das Ergebnis beim Schweinefleisch, wo eine Absatzsteigerung von bis zu ca. 30% erfolgen kann: einerseits beim Bio-Schweinefleisch durch eine Preissenkung von 10%, andererseits beim Label-Schweinefleisch durch die Verteuerung der konventionellen Produkte. (Text: Agroscope)

Kommentar des Schweizer Tierschutz STS

Nachhaltig und tierfreundlich erzeugte Fleischsortimente werden im Markt mit überhohen Verteilermargen preislich unattraktiv positioniert. Demgegenüber wird der Absatz von konventionellen Sortimenten gefördert, indem sie zu «Kampfpreisen» angeboten werden. Es findet ein Dumping auf Kosten der Tiere statt. Der STS fordert die Marktakteure zum dringenden Handeln auf.

Im Austausch mit Markakteuren hat der STS den Branchenansatz «maximale Preisrelationen» entwickelt und möchte nun die Detailhändler verpflichten, sich an gewisse maximale Bandbreiten bei den Labelpreisen zu halten, ihre zentrale Rolle innerhalb der Wertschöpfungskette zu nutzen und die Labelmärkte neu zu beleben. Die Umkehr der Preispolitik ist auch eine zentrale Forderung an den Bund, mit Lenkungsmassnahmen die Kostenwahrheit sicherzustellen. (STS)
(gb)

News, Tipps, … – die neuesten Beiträge
23.12.2024
dTIPP: Weihnachtsguetzli mit weniger Butter und Zucker
22.12.2024
dWISSEN: Was unterscheidet Preiselbeere von Cranberry?
19.12.2024
dFORSCHUNG: Gesunde nachhaltige Omega-3-Fettsäuren aus Algen
18.12.2024
dTIPP: Nachhaltig essen mit dem Klimateller
16.12.2024
dWISSEN: welche Zuckerart für welche Anwendung?
13.12.2024dFORSCHUNG: Proteinbasierte Süssstoffe als Zuckerersatz
11.12.2024dTIPP: Top 5 Weihnachtsgewürze für Backwaren
09.12.2024dKOMMENTAR: Zeitenwende durch künstliche Intelligenz
05.12.2024dNEWS: Café crème-Gastropreis wieder gestiegen
04.12.2024dFORSCHUNG: Veganer Eiweissschaum-Ersatz aus Erbsen
02.12.2024dTIPP: Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen aber noch geniessbar
01.12.2024dNEWS: Alkoholfreies Bier weiterhin im Trend
29.11.2024dWISSEN: Bei Marzipan und Krokant auf Nachhaltigkeit achten
27.11.2024dTIPP: Hype um Dubai-Schokolade - selber machen statt Schlange stehen
26.11.2024dFORSCHUNG: Futterprägung durch Zuckerkonsum beim Kleinkind
23.11.2024dSAISON: Zwiebel in einer Produktionskrise
22.11.2024dNEWS: Preisschwankungen nicht wegen Nahrungsmittel-Spekulation
21.11.2024dNEWS: Promarca prämiert innovativste Lebensmittel
15.11.2024dWISSEN: Vielseitige Reissorten
14.11.2024dNEWS: Beat Eggs als «Metzger des Jahres 2024» ausgezeichnet
12.11.2024dNEWS: Revision der NOVA-Verarbeitungsgrad-Klassifikation
11.11.2024d FORSCHUNG: Fermentierte Apfelblüten als Functional Food
07.11.2024dNEWS: Hohe Gesundheitsgefahr durch Coffeinpulver-Überdosierung
05.11.2024dNEWS: Veganes darf Wurst oder Schnitzel heissen gemäss EuGH
04.11.2024dSAISON: Herbstrübe nicht nur für Räbeliechtli
03.11.2024dNEWS: Offiziell beste Bäcker-Konditor-Confiseur-Produkte prämiert
31.10.2024dNEWS: Bundesrat verabschiedet Anti-Foodwaste-Massnahmen
30.10.2024dNEWS: Migros senkt Obst/Gemüse-Preise und fördert Eigenmarken
24.10.2024dTREND: Teigwaren aus Schweizer Dinkel legen zu
23.10.2024dWISSEN: Maniok und Yamswurzel richtig verarbeiten
©opyrights ...by ask, ralph kradolfer, switzerland