Foodfachzeitung im Internet
Samstag, 21. Dezember 2024
Ecke für Profis
Druckansicht18.12.2020
.METZGEREI: Saucen Make or Buy?
Im Handel gibt es eine Vielzahl von Premium- und Economyprodukten, aber auch die Eigenfertigung liegt in der Kompetenz von Metzgereien.


Saucen und Marinaden müssen Charakter haben und sowohl attraktiv wie auch ausgewogen sein.


Die Angebotsformen von käuflichen Fertigsaucen umfassen Pulver, Flüssigkeiten und Tiefkühlprodukte. Bei Flüssigsaucen bestehen grosse Qualitätsunterschiede zwischen den pasteurisierten,kühlfrischen und den sterilisierten (UHT). Die frischen sind weniger stark erhitzt. Schonend ohne Verluste im Vakuumbeutel hergestellt sind die kühlpflichtigen Sous-vide-Saucen mit rund drei Wochen Haltbarkeit.

Aber tiefgekühlte Flüssigsaucen kombinieren zwei Vorteile: lange Haltbarkeit und einfache Verwendung. Allerdings ist beim Auftauen von gebundenen Saucen die Qualität nicht immer gewährleistet. Die sogenannte Gefrier-Tau-Stabilität zu erreichen ist eine technologische Knacknuss und erfordert normalerweise Zusatzstoffe.

Die Convenienceindustrie kann zwar durchaus mit hochwertigen Zutaten erstklassige Saucen herzustellen, muss aber oft Kompromisse an die Herstellkosten machen. Nicht so bei der Bindung: Dank ausgeklügelten Verdickungsmitteln zeigen Conveniencesaucen ein perfektes und stabiles Fliessverhalten – so perfekt, dass man ihnen die industrielle Herkunft sofort ansieht. Handwerklich hergestellte Saucen dagegen sind oft zu dünn, neigen stärker zum Tropfen und scheiden rascher.

Zusatzstoffe, Würze und Hefeextrakt

Im Trend sind heute Cleanlabel-Rezepturen ohne E-Nummern also zB ohne das besonders verpönte Glutamat, das bei empfindlichen Personen allergische Reaktionen hervorrufen kann. Glutamat (MSG) ist auch ein nennenswerter Inhaltsstoff von Hefeextrakt, so dass einige Hersteller auf diesen ausweichen. Mit dem Resultat, dass auch Hefeextrakt in die Kritik gelangt. Nur am Rande kritisiert wird jedoch die Würze, die ebenfalls zu den Intensiv-Geschmacksstoffen gehört und daher Rezeptkosten senken kann. Eine weitere konzentrierte Saucenzutat - mit gutem Image aber teurer - sind Fleisch- und Gemüseextrakte.

Hausgemachte Saucen sind ein Marketingargument und ein Faktor der Kundenbindung. Die Aussage «hausgemacht» bezieht sich auf die Ableitung, d.h. zum Beispiel, dass Mayonnaise als Halbfabrikat eingekauft und zu Cocktailsauce weiterverarbeitet wird. Bei Produkten, die als hausgemacht beworben werden, müssen nicht alle Halbfabrikate aus Eigenfertigung stammen sondern vor allem die letzte qualitätsbestimmende Stufe.

Ein Zwischenweg zwischen Handelswaren und Eigenfertigung («Make» bzw «Buy») ist die eigene Rezeptierung aber eine externe Fertigung. Beispielsweise bietet Le Patron massgeschneiderte Exklusivproduktionen an nach individuellen Kundenrezepturen. Allerdings bestehen Anforderungen bei der Mindestmenge.

Le Patron liefert Saucen und Pestos vor allem die System- und Gemeinschaftsgastronomie, und eine ihrer Spezialitäten sind kühlfrische Sous-vide-Saucen.

Auf Saucen spezialisierte Metzgereien

Ein Beispiel für eine auf Saucen-Eigenfertigung spezialisierte Metzgerei ist die Chämi Metzg in Fislisbach. Sie stellt Saucen ohne Konservierungsmittel, Gluten oder Laktose her und verkauft sie in 125ml Dösli an Konsumenten, in 2.3 bzw 4.4 kg Kessel sowie neu in 500 ml Quetschflaschen über die Metzger Center. Ebenfalls hausgemacht sind ihre Marinaden, Saladressings, Fonds und Senfprodukte. Auch Traitafina produziert Traiteur- und Salatsaucen «wie hausgemacht, ohne künstliche Aromen und Geschmacksverstärker, gluten- und laktosefrei».


Marcel Wüest von der «chämi metzg» in Fislisbach mit Saucenmarinaden aus Eigenproduktion (Emulsionsmarinaden)


Ein industrieller Saucenhersteller ist Nestlé, welche Saucen-Halbfabrikate und –Fertigsaucen unter den Marken Maggi, Thomy und Buitoni anbietet. Eine Spezialität sind ungesalzene Fonds und Fumets. Die flüssige Maggi-Premiumlinie «Chef» ist ohne Glutamatzusatz rezeptiert. Auch alle «Les Sauces» von Thomy enthalten heute weder Geschmacksverstärker noch Konservierungsmittel. Zum Binden verwendet man Stärke und Weizenmehl.

Ebenfalls zur Industrie zählt die Berner Firma Haco, welche als Besonderheit selbst Würze herstellt und für Würzmischungen verwendet. Aber HACO Foodservice bietet neben dem Basis-Sortiment «Cuisine Pro» auch die allergenfreien Linien «natürlich genussvoll Cuisine Santé» an sowie «authentisch raffiniert Edition Culinaire». Produkte der beiden letztgenannten enthalten weder Würze noch Zusatzstoffe. (GB)
(gb)

Ecke für Profis – die neuesten Beiträge
17.12.2024
d .ERNÄHRUNG: Pilze für gesunde Vielfalt auf dem Teller
08.12.2024
d.TECHNOLOGIE: Füllen mit modernsten Techniken
28.11.2024
d .ERNÄHRUNG: Pflanzenöle und ihr Gesundheitswert
20.11.2024
d.LANDWIRTSCHAFT: Schweizer Hirsche auf dem Vormarsch
13.11.2024
d.BÄCKEREI: Weizen und Dinkel aber auch Gerste, Hafer, Hirse etc
06.11.2024dFrischer und länger haltbar - nicht immer im Widerspruch
29.10.2024d.MOLKEREI: Aroma-Vorhersage bei Käsereifung
22.10.2024dSchweizer Teigwaren enthalten wenig Heimatweizen
15.10.2024d.LANDWIRTSCHAFT: Kulinarische und agrarische Vorteile der Hülsenfrüchte
08.10.2024d.LANDWIRTSCHAFT: Comeback der Puschlaver Kastanien
01.10.2024d.METZGEREI: SwissSkills Championships der Fleischfachleute 2024
01.10.2024d.Metzgerei: Erfolgreiche Süffa 2024 im Rückblick
27.09.2024d .ERNÄHRUNG: Chatbots nur bedingt für Empfehlungen geeignet
20.09.2024d.LANDWIRTSCHAFT: Eierproduzenten planen Kükentöten abzuschaffen
13.09.2024d .ERNÄHRUNG: Gesunde UND nachhaltige Ernährung mit neuer Pyramide
04.09.2024d.ERNÄHRUNG: Fleisch/Milch-Ersatzprodukte gesünder und ökologischer?
28.08.2024d .METZGEREI: Schweizer Ausbein-Meisterschaft im Rückblick
23.08.2024d.LANDWIRTSCHAFT: Vertical Farming für weltweite Proteinversorgung
16.08.2024d .GASTRONOMIE: Nach Vegi-Monat sinkt Fleischkonsum
09.08.2024d .CONFISERIE: Trends bei Röstprozessen
02.08.2024d.MOLKEREI: Vom Butterloch zum Butterberg
26.07.2024d.GASTRONOMIE: Erfolgskonzepte der Ernährung in der GV
19.07.2024d .ERNÄHRUNG: Hochwertige Pflanzenöle gesünder als tierische Fette
12.07.2024d.LANDWIRTSCHAFT: Bio-Rekord in der Schweiz trotz Produzentenfrust
05.07.2024d .MOLKEREI: Optimistischer Ausblick für Schweizer Käsebranche
28.06.2024d.GASTRONOMIE: Roboter im Restaurant auf dem Vormarsch
20.06.2024d.CONFISERIE: «Gesunde» Süsswaren weiterhin im Trend
14.06.2024d.BÄCKEREI: Gluten – Freispruch für modernen Weizen
07.06.2024d .KONDITOREI: Globale Glacetrends 2024
31.05.2024d.ERNÄHRUNG: Aktuelle Entwicklungen beim Nutri-Score
©opyrights ...by ask, ralph kradolfer, switzerland