In ihrem neuen Buch versammelt die Erfolgsautorin Annemarie Wildeisen ihre schönsten Klassiker, zeitgemäss aufgefrischt und nach letzten Erkenntnissen der Niedertemperatur-Garmethode überarbeitet. Dazu kommen viele neue Rezepte. Mit vielen praktischen Tipps, Varianten und Rezepten für passende Saucen. Wildeisen ist Journalistin, Kochlehrerin und Chefredaktorin der Kochzeitschrift »Kochen«. Sie leitet eine Privatkochschule in Bern. www.wildeisen.ch.
Fleisch perfekt garen bei Niedertemperatur von Annemarie Wildeisen. Gebunden, 208 Seiten, ISBN: 978-3-03800-930-6, 34.90 CHF, AT Verlag, www.at-verlag.ch
«delikatessenschweiz» präsentiert eine Leseprobe:
In der Praxis hat sich gezeigt, dass es im unteren
Temperaturbereich praktisch keinen Unterschied
macht, ob man mit Unter-/Oberhitze oder mit
Umluft beziehungsweise Heissluft niedergart. Wer
seinen Ofen als eher «heiss» einschätzt, der kann
jedoch bei Verwendung von Umluft oder Heissluft
70 Grad als Nachgartemperatur wählen. Viele
Konsumenten befürchten, dass beim sanften Garen
mit Umluft oder Heissluft das Fleisch austrocknet.
Dazu kann ich nur sagen: Kleine Fleischstücke
bleiben zu wenig lange im Ofen, als dass dies einen
Einfluss haben könnte, bei grösseren Fleischstücken
ist das Äussere vielleicht ein wenig trockener, was
jedoch auf die Saftigkeit im Fleischinneren keinen
Einfluss hat.
Kleine Fleischstücke lässt man nur kurz
nachgaren, bei mittleren und grossen
Fleischstücken ist 80 Grad die ideale
Temperatur. Den Garprozess praktisch anhalten kann man, indem man die Temperatur gegen Ende der
Nachgarzeit auf 60 Grad reduziert; dann wird das
Fleisch quasi nur noch warm gehalten. Mit der Zeit
verliert es zwar seine zartrosa Farbe, aber es ist in
jedem Fall immer noch butterzart - vorausgesetzt
natürlich, die Fleischqualität stimmt.
Da beim
Niedergaren im Ofen das Fleisch einer
andersartigen Hitze ausgesetzt ist als
beim Kurzbraten in der Pfanne, muss das Fett das
Fleisch auch nicht vor dem Austrocknen schützen.
Aus diesem Grund schneide ich zum Beispiel
den Fettdeckel von Entrecôte oder Nierstück vor
dem Anbraten weg.
Ganz besonders lohnt es sich
beim Lammgigot (Bild), die Fettstellen zu entfernen, da sie bei niederen Gartemperaturen
einen sehr ausgeprägten, eher unangenehmen
Geschmack entwickeln, der sich auch auf das
Fleisch überträgt. Eine Ausnahme bildet die Entenbrust, deren Fett
sich beim Anbraten geschmacklich auf das Fleisch
überträgt und ein feines Aroma bewirkt.
Perfekt anbraten
Generell gilt: Je länger man anbrät, desto kürzer
ist die Nachgarzeit im Ofen. Mit diesem Wissen ist
es auch möglich, ein Fleischstück nur kurz, jedoch
sehr kräftig anzubraten und dann länger im Ofen zu
lassen. Wichtig ist vor allem, dass man immer sehr heiss
anbrät, da das Fleisch vor dem Einschieben in den
Ofen eine gewisse Grundtemperatur erreichen
muss. Beim Festlegen der Anbrat- und Nachgarzeit
ist die Grösse des Fleischstückes von Bedeutung.
Als Faustregel gilt: Je kleiner das Fleischstück,
desto heisser, kräftiger und schneller muss es
angebraten werden, und zwar nur gerade so lange,
bis die Fleischoberfläche rundum knapp ihre Farbe
verloren hat. Dabei hat sich in der Praxis gezeigt,
dass es am besten ist, das Fleisch während ¾ der
zumeist sehr kurzen Bratzeit auf der ersten Seite
zu braten, dann zu wenden und nur noch so lange
weiter zu braten, bis die Fleischoberfläche ihre
Farbe verloren hat. Beim Geschnetzelten soll die
zweite Seite noch halb roh sein. Auf diese Weise
erhält das Fleisch wenigstens auf einer Seite eine
schöne Kruste, ohne dass es dabei zu lange gart.
(gb)