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Spiritual Food, Infinite Food und Fast Good sind in der Gastrobranche die
Stichworte der Stunde. Das aktuelle Fachmagazin Nr. 20 setzt sich mit diesen
und weiteren Food Trends auseinander.
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Moderne Gäste identifizieren sich vermehrt übers Essen, ihnen sind Nachhaltigkeit und teils
sogar spirituelle Aspekte wichtig. Zudem möchte man jederzeit und überall essen können –
und das in einer anspruchsvollen, frischen Qualität. Die heutigen Gastgeber sind gefordert.
In dieser Ausgabe des Fachmagazins kommen verschiedene Spezialisten aus dem
Gastronomieumfeld zu Wort.
Aus eigener Erfahrung berichtet Marius Gampp, Leiter
Fachberatung Food & Beverage bei der Saviva AG, wie wichtig Food Trends für die
Gastronomie sind. Dominik Flammer hat fast vergessen geglaubte Getreidesorten wie Dinkel
oder Emmer aufgespürt. Ewa Ming – früher selbst in der Gastronomie tätig – hat dank der
äusserst erfolgreichen «SuisseEMEX» Einblick in die «Digitale Transformation». Sie bringt
die Digitalisierung in Zusammenhang mit der Gastrobranche.
Das 20. Fachmagazin liegt kostenlos in jedem CCA-Markt auf und kann unter
www.cca-angehrn.ch/fachmagazin als E-Paper angesehen und bestellt werden. «delikatessenschweiz» präsentiert zwei Leseproben:
1. Trends in der Gastronomie
Er gehört zu den profunden Kennern der hiesigen Gastroszene, Andreas Krumes, Mitinitiant und Geschäftsführer von «Best of Swiss Gastro». Mit dem einzigen Publikumspreis der Schweizer Gastronomie erlebt der Geschäftsführervon «Best of Swiss Gastro» die Branchentrends stets hautnah mit. Im Interview mit Manuel Gamma sagte er:
Die Gastronomie wird selbstbewusster. Sie
drängt vor allem in urbanen Regionen aus der
Restaurantküche vermehrt auf die Strassen.
Ein Trend sind beispielsweise Foodtrucks,
wie sie in den USA bereits bekannt sind. Damit wird qualitativ hochwertige Küche an
Strassenfestivals und Anlässen geboten. Auch
wird damit die Lunchtime in Businessvierteln
um eine Alternative zu konventionellen Restaurants erweitert. Ein weiterer Trend sind
die sogenannten Streetfood-Festivals. An
diesen zeigt sich, wie unendlich vielfältig und
international die Gastroszene mittlerweile
geworden ist.
«Vegan» ist im Trend. Es ist allerdings nicht grundsätzlich so, dass alle Konsumenten direkt auf die ausschliesslich vegane
Ernährungswelle aufgesprungen sind, doch
viele schätzen es als Erweiterung des eigenen
Speiseplans. Auch andere spirituell begründete Ernährungsweisen sind trendig. Ich sehe
dieses Bedürfnis nach bewusster Ernährung
generell als Chance für unsere Branche. Innovative Anbieter haben hier bereits reagiert.
Das Essen erlebt zurzeit eine wahre Qualitätsrevolution.
Auch die klassische Gastronomie kann sich
von den Trends auf der Strasse einiges
abschauen. Ich kenne viele «Beizer», die sich
wieder vermehrt auf wahrlich klassische
Rezepte besinnen und damit Erfolg haben. Sie
arbeiten mit regionalen Produkten und verleihen ihren traditionellen Gerichten ein zeitgenössisches Facelifting. Gerade die klassische
Gastronomie lebt zurzeit auch von Quereinsteigern. Es sind oftmals Branchenneulinge,
die frischen Wind in die Szene bringen. Sie
drängen mit viel Leidenschaft für ihre Produkte auf den Markt und brechen damit auch mal
verkrustete Strukturen auf.
Das Zürcher Trendlokal LOFT FIVE im Kreis 4 ist Gesamtsieger des Best of Swiss Gastro Wettbewerbs 2015. Es ist gemäss eigenen Angaben ein Ort mit fünf Szenerien und dem ältesten und längsten Tisch von Zürich. Treffpunkt für urbanes Leben und Gäste jeglicher Couleur. Im LOFT FIVE gibt es Upper Class Casual Dining. Best Product: Am Knochen zart geschmortes Barbecue-Rindsfederstück.
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2. Industrie 4.0 - die vierte industrielle Revolution und ihr Einfluss auf das Gastgewerbe
Täglich wird man mit dem Begriff «DigitaleTransformation» konfrontiert. Man denkt an die jährlich optimierten Smartphones, Social Media, ans kontaktlose Bezahlen mit der Kredit karte,Virtual Reality
Tools und die vielen Online-Einkaufsplattformen. Bei Firmen stehen dank der intelligenten Produktion und einer cleveren Vernetzung mit
der Maschine die gesteigerte Effizienz und eine höhere Wertschöpfung im Fokus.
Die vierte industrielle Revolution stellt die totale Vernetzung von Entwicklungsprozessen,
Maschinen und Betriebsmitteln dar - Maschinen kommunizieren mit Maschinen. Ein Roboter im Warenlager merkt zum Beispiel, dass
er gerade den letzten Karton Tomatensauce
herausgenommen hat und meldet dies einem
anderen Computer. Dieser wiederum löst eine
Nachbestellung beim Lieferanten aus. Man
spricht also von der totalen Vernetzung der
virtuellen Computerwelt mit der physischen
Welt der industriellen Produktion.
Doch wie fortgeschritten ist diese Revolution?
In Europa sind vor allem die nördlichen Länder, Deutschland, Österreich und die Schweiz
als Spitzenreiter dabei. Die Swisscom baut beispielsweise ein «Low Power Network LPN»,
welches nur geringste Datenmengen austauscht und eine schmale Bandbreite benötigt.
Dieses ergänzende Netz soll zukünftig Geräte
und Menschen miteinander kommunizieren
lassen. Je nach Anwendung können gemäss
Swisscom Sensoren batteriebetrieben jahrelang unabhängig vom Stromnetz Informationen übermitteln.
Beispiele solcher neuen Geschäftsmodelle
sind Smart Homes, Smarte Autos oder die
Smarte Produktion. Vor allem Letzteres wird
für die Gastronomiebranche interessant sein:
Wenn der Kühlschrank selber merkt, wann
die letzte Getränkedose herausgenommen
wurde, und gleich eine Nachbestellung auslöst, wird ein wichtiger Faktor (das Vergessen)
aus der Ablaufkette genommen und sorgt somit für eine Vereinfachung. Gleichzeitig stellt
die Industrie 4.0 die Branche vor eine Herausforderung. Alles muss heute digital greifbar
sein - dennoch bleibt gerade in der Gastronomie der persönliche Kontakt zum Kunden
wichtig. Er kann nicht durch eine Maschine
oder eine App ersetzt werden.
Klar ist: Die Industrie 4.0 verändert die Welt.
Diese Veränderungen sind nicht nur Chancen
und Möglichkeiten, sondern auch Herausforderungen. Gastronomieunternehmen müssen sich anpassen und ihre Arbeitsprozesse
teilweise grundlegend verändern. Es wird
spannend bleiben und die Zukunft wird neue
Lösungen und Integrationen für alle Branchen hervorbringen. Die Digitalisierung ist
ein Prozess und für die Kunden von morgen
ein Selbstverständnis. (Text: Ewa Ming, Geschäftsführerin der Suisse-EMEX, der Celebrationpoint AG, der ming agentur AG sowie der Swiss Handicap Messe).
(gb)