Aldi will neue Massstäbe in der Schweizer Bio-Landschaft schaffen und lanciert ein neues Label. Den Start machen unter anderem Milchprodukte aus antibiotikafreier Tierhaltung.
Die neue Bio-Produktlinie läuft unter den Namen «Retour aux Sources», wie Aldi Suisse an einer Medienkonferenz auf dem Lehenhof in Rothrist bekannt gab. «Wir wollen schweizweit weiterbringen, was dieser Betrieb bezüglich antibiotikafreier Produktion leistet», sagte Jérôme Meyer, CEO von Aldi Suisse.
Hans Braun vom Lehenhof ist ein Pionier der antibiotikafreien Milchvieh-Haltung.
Er erhält von Aldi Suisse 10 Rappen mehr pro Kilo Milch für die antibiotikafreie Milchviehhaltung.
«Wir wollen, dass Bio-Produkte keine Luxusgüter sind, aber die Produzenten dennoch gute Preise erhalten», sagt Jérôme Meyer. Aldi bringe die Bio-Produkte mit geringerer Marge und damit günstiger in die Läden, ohne dass deshalb die Produzentenpreise darunter litten. 1,79.- kostet der Liter Milch von «Retour aux Sources».
Ist das neue Label eine Reaktion darauf, dass Aldi das Knospe-Label von Bio Suisse nicht nutzen darf? Nein, sagt Jérôme Meyer: «Wir hätten den Schritt auch gemacht, wenn wir die Knospe hätten. Wir waren aber schon immer interessiert daran, einen Schritt weiter zu gehen.» An der Bio-Suisse-Knospe sei Aldi Suisse aber noch immer interessiert.
Aldi Suisse arbeitet bereits seit 3 Jahren am Programm. Unterstützt wird der Discounter dabei von Urs Niggli, Direktor des Instituts für Agrarökologie und langjährigem Direktor des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL).
Er sei gefragt worden, wieso er mit Aldi zusammenarbeite, sagt Niggli: «Endlich können wir vieles, was wir Jahre lang am FiBL in Sachen Antibiotika-Reduktion, Biodiversität und anderen Bereichen erarbeitet haben, in der Praxis umsetzen», so Niggli. Was Aldi mache, sei eine beschleunigte Umsetzung jahrzehntelanger Forschung.
Bio Suisse mit seinen 7500 Betrieben könne solche Richtlinien nicht so einfach umsetzen. Das kleinere Programm von Aldi Suisse bringe das nun aber auf den Markt, so Niggli. «Retour aux Sources» startet mit 30 Milchbetrieben sowie 150 Betrieben, die schon bisher Weidetier-Programm für Aldi Suisse produzierten. Es sei herausfordernd gewesen, die getrennte Verarbeitung der Milch zu garantieren, so Jérôme Meyer. Dank einer engen Zusammenarbeit mit Emmi, sei dies nun aber möglich. Emmi holt die Milch täglich bei je 15 der Produzenten gesondert ab, am nächsten Tag sind jeweils die anderen 15 dran.
«Retour aux Sources» startet mit 24 Produkten aus den Warengruppen Molkereiprodukte, Fleisch und Eier. Das Sortiment soll noch dieses Jahr auf Obst, Gemüse, Getreide und Poulet ausgebaut werden. Basis für «Retour aux Sources» bilden die Bio-Suisse-Richtlinien. Alle Produkte stammen von Bio-Suisse-zertifizierten Betrieben. Die Produkte erfüllen gleichzeitig den «Prüf Nach!»-Standard. Diese Anforderungen sind unter anderem:
Milch:
Antibiotikafreie Tierhaltung
Verpflichtendes Kälberaufzucht-Programm
Schweizer Bio-Futter und kraftfutterfreie Fütterung
Verpflichtende Weide- und Laufstallhaltung
Mind. 12% Biodiversitätsförderfläche
Fleisch:
Kälber müssen mindestens 120 Tage auf dem Geburtsbetrieb bleiben
Sojafreies Schweizer Bio-Futter
Minimaler Antibiotika-Einsatz
Männliche Milchrassekälber werden als Bio-Weiderinder aufgezogen
Eier:
Bruderhähne werden aufgezogen
Freilandhaltung
Weiden mit schützenden Hecken
Mind. 12% Biodiversitätsförderfläche
Alle Betriebe durchlaufen zudem einen jährlichen Nachhaltigkeits-Check. (LID)
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