Fettleibigkeit, auch als Adipositas bezeichnet, stellt heutzutage eine grosse gesundheitliche Herausforderung dar – eine, die in den letzten Jahrzehnten stetig gewachsen ist. Allein in Deutschland sind rund zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen übergewichtig (BMI über 25) bzw. adipös (BMI über 30), wie eine Studie des Robert-Koch-Instituts ergab. Die Weltgesundheitsorganisation spricht sogar von einer Adipositas-Epidemie in Europa.
Prof. Dr. Dorothea Portius von der SRH Hochschule für Gesundheit, erklärt: „Man nahm an bzw. so denken immer noch einige Wissenschaftler:innen und Ärzt:innen, dass die Ursache der Epidemie sehr einfach sei: Konsum zu vieler Kalorien + bewegungsarmer Lebensstil = Übergewicht. Doch die Forschung der letzten Jahre hat gezeigt, dass die Gründe für Übergewicht viel komplizierter sind. Natürlich spielen die Nahrungsaufnahme und Bewegung eine entscheidende Rolle, aber der Vorgang ist viel komplexer als nur ‚Energie rein‘ versus ‚Energie raus‘.“
Demnach tragen Umweltfaktoren, der Lebensstil und die Nahrungsmittelindustrie wesentlich zu dem Problem bei. Konkret verweist Prof. Portius auf fünf hauptsächliche Ursachen:
●Diäten,
●chronischer Stress,
●Schlafmangel,
●Darmmikrobiom
●Umweltgifte.
So kann etwa der Kampf gegen die Gewichtszunahme für viele Übergewichtige zu einem Teufelskreis werden, wenn sie die Kalorienzufuhr für eine Weile einschränken und dann den Jo-Jo-Effekt erleben: Gewichtsabnahme gefolgt von Gewichtszunahme, und das immer wieder. Dieser stetige Gewichtswechsel kann zu einer Verringerung der Stoffwechselrate führen, einer erheblichen Hürde, wenn man versucht, Pfunde loszuwerden. Extreme Crash-Diäten mit einer enormen Drosselung der Kalorienzufuhr führen letztendlich dazu, dass der Körper den Stoffwechsel lahmlegt. Dies wiederum begünstigt, dass man nach einer Diät wieder leichter an Gewicht zulegt.
Der Zusammenhang zwischen Stress und Übergewicht liegt vor allem in Hormonen, insbesondere dem Stresshormon Cortisol. Stetig hohe Cortisolwerte steigern den Appetit. Emotionales Essen – sich bei Anspannung, Stress, Angstzuständen und Depressionen an Komfortnahrung zu bedienen – kann ebenfalls Teil dieses Musters werden. Prof. Portius empfiehlt daher, durch tägliche Bewegung und andere Anti-Stress-Methoden wie Meditation zur Ruhe zu kommen und dem Körper eine Auszeit zu geben.
Untersuchungen haben auch gezeigt, dass es einen klaren Zusammenhang zwischen Schlafmangel und Fettleibigkeit gibt. Personen, die sechs oder weniger Stunden schlafen, haben demnach ein grösseres Risiko für Fettleibigkeit. Doch nicht nur die Schlafdauer, auch die Schlafqualität spielt hier eine wichtige Rolle. Alkohol, schwere späte Mahlzeiten, langes Fernsehen, Arbeiten bis kurz vor das Schlafengehen oder zu wenig Bewegung können Ursachen für eine verminderte Schlafqualität sein.
Darüber hinaus zeigen neuere Studien, dass Veränderungen des Mikrobioms, d. h. der Population von Bakterien und anderen Mikroorganismen in und auf unserem Körper, eine Rolle bei der Entwicklung von Übergewicht spielen. Eine Ernährung bestehend aus wenig Ballaststoffen, vielen Einfachzuckern, ungesunden Fetten und Zusatzstoffen, schädigt unsere Darmflora und Darmbarriere. Daher sollte häufiger zu präbiotischen Lebensmitteln wie Hülsenfrüchten, Rohkost und Vollkorngetreide sowie probiotischen Lebensmitteln wie Sauerkraut und Naturjoghurt gegriffen werden.
Weiterhin kommen wir täglich mit Hunderten von Chemikalien in Kontakt, darunter etwa Shampoo, Baumaterialien und Haushaltsreiniger. Die Chemikalien Bisphenol A und Phthalate zählen zur Gruppe der endokrinen Disruptoren, welche häufig mit Fettleibigkeit in Verbindung gebracht werden. Es gibt jedoch einige Möglichkeiten, wie der Kontakt mit diesen Chemikalien minimiert werden kann, z. B. die Verwendung von Glas- und Edelstahlbehältern anstelle von Kunststoff sowie natürliche Schönheitsprodukte.
(SRH Hochschule für Gesundheit)
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