An der Hochschule Osnabrück wurde in mehrjähriger Forschung eine Apfelsorte entwickelt, der mehr als zehnmal so viel Selen wie ein gewöhnlicher Apfel enthält. Damit soll die Versorgung mit diesem Spurenelement auf natürliche Art und Weise verstärkt werden. Der selenreiche Apfel wird bereits in vielen Regionen Deutschlands vermarktet.
Mit dem Verzehr von einem Apfel rund die Hälfte des Selenbedarfs eines Erwachsenen decken – das ist mit der Apfel-Innovation der Hochschule Osnabrück möglich. Das Spurenelement Selen ist nicht nur für eine normale Funktion des Immunsystems und der Schilddrüse unentbehrlich. Neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass eine gute Selenversorgung unter anderem auch dazu beiträgt, Corona-Erkrankungen besser zu überstehen.
Die Gründe, den Apfel in den Fokus der Forschung zu rücken, sind zahlreich, wie Dr. Christoph Budke, Mitarbeiter der Science to Business GmbH - Hochschule Osnabrück, erklärt: „Der Apfel ist das beliebteste Obst der Deutschen. Äpfel stecken voller Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe. Allerdings leisten sie – wie auch andere Obst- und Gemüsearten – bislang kaum einen Beitrag zur Versorgung des Menschen mit einem lebensnotwendigen Spurenelement, dem Selen. Das wollen wir ändern.“
Selenreicher Algendünger für Apfelbäume
Die Apfel-Neuheit entwickelte Christoph Budke in mehrjährigen Versuchen im Rahmen seiner Doktorarbeit. Erste Tests an fünf Bäumen fanden bereits 2016 statt. Nach Untersuchungen mit acht unterschiedlichen Apfelsorten und der Auswertung von tausenden Proben erfolgte 2019 der erste Praxistest in einem Obstbaubetrieb. Inzwischen liegt die Anbaufläche bei 33 Hektar, und die Ernte beträgt in der aktuellen Saison bereits 550 Tonnen. „Wir sind überzeugt, dass wir mit dem neuen Apfel gute Chancen auf einem hart umkämpften Markt haben: Der Apfel enthält mehr als zehnmal so viel Selen wie ein gewöhnlicher Apfel. Als Basis dienen besondere Züchtungen der sehr beliebten Apfelsorte 'Elstar'. Kunden schätzen ausserdem die Herkunft aus dem heimischen Anbau und die plastikfreie Verpackung – wie begleitende Marktforschungen ergaben, sagt Budke.
Der hohe Selengehalt in der Frucht wird durch eine Düngung der Apfelbäume mit einem selenreichen Algendünger erreicht. Auf diesem Weg kann der meist nur sehr geringe Selengehalt in Böden ausgeglichen werden. Der Apfel mit der Extraportion Selen ist aktuell das einzige regionale pflanzliche Lebensmittel, welches zuverlässig die Selenversorgung des Menschen unterstützen kann, erklärt Budke weiter.
Inzwischen wird der selenreiche Apfel in vielen Regionen Deutschlands vermarktet. Um sich hier zu behaupten, gilt es den besonderen Wert des Apfel für eine ausgewogene Ernährung deutlich herauszustellen. Denn vielen Verbrauchern ist gar nicht bewusst, wie relevant dieses Spurenelement für die Gesundheit und die Stärkung des Immunsystems ist.
Selen als Corona-Schutzfaktor
Bislang wird der Selenbedarf des Menschen über die Nahrung oft nicht ausreichend gedeckt. Insbesondere Vegetarier und Veganer, aber auch chronisch erkrankte Patienten und schwangere oder stillende Frauen können hiervon betroffen sein. Mit einem selenreichem Apfel am Tag soll dieser Mangel schnell und natürlich behoben werden. Von dieser Idee ist auch Prof. Dr. Lutz Schomburg, Institut für Experimentelle Endokrinologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin, der seit über 20 Jahren zu Selen forscht, überzeugt: „Selen ist ein essentielles Spurenelement, das heisst, es ist lebensnotwendig. Zu wenig Selen stellt einen vermeidbaren Risikofaktor für viele Erkrankungen dar. Deswegen ist es wichtig Wege zu finden, dem Selen-Mangel entgegenzuwirken. Der selenreiche Apfel ist daher eine sehr gute natürliche Alternative zu Nahrungsergänzungsmitteln.“
Schomburg verweist auf die neuesten Forschungsergebnisse, die den Zusammenhang von Selenmangel und Coronaerkrankungen untersuchten. Eine Vielzahl an Studien zeigen demnach, dass ein Selenmangel bei einer Corona-Erkrankung mit einer schlechten Prognose verbunden ist, wohingegen ein guter Selenstatus einen milden Krankheitsverlauf und ein geringes Risiko für Komplikationen erwarten lässt. Zentral für diesen Effekt sei das Immunsystem, das auf eine ausreichende Selenversorgung angewiesen ist.”
(Hochschule Osnabrück, https://netcase.hs-osnabrueck.de)
(gb) |