Ab Montag wird das Covid-Zertifikat auch aufs Gastgewerbe
ausgeweitet. GastroSuisse bedauert den heutigen Entscheid des
Bundesrats. Diese Massnahme ist nur schwer nachvollziehbar, da sich
die Dynamik der Pandemie in den letzten Tagen wieder abgeschwächt
hat. Viele Betriebe werden nun zusätzliche massive Umsatzeinbussen
haben. GastroSuisse fordert, dass der Bund dafür aufkommt.
"Dieser Entscheid ist unverhältnismässig und führt zu einer krassen
Ungleichbehandlung der Bevölkerung", sagt Casimir Platzer, Präsident
von GastroSuisse, als Reaktion auf den heutigen Entscheid des
Bundesrats, das Zertifikat ab Montag auch aufs Gastgewerbe
auszuweiten. "Dieser Entscheid ist auch nicht nachvollziehbar noch zu
begründen", so Platzer. Der Bundesrat hat stets gesagt, dass er die
Ausweitung erst beschliesst, wenn das Gesundheitswesen zu überlasten
droht. "Die Dynamik der Pandemie hat sich in den letzten Tagen aber
wieder abgeschwächt", betont Platzer. Gemäss aktuellen Zahlen sank
die gesamte Spitalauslastung um fast 9 Prozent.
"Wir haben angekündigt, dass wir uns solidarisch zeigen, wenn es die
Situation erfordert. Der Verband hat bei den Mitgliedern auch eine
Impfempfehlung ausgesprochen", sagt Platzer. "Aber bei dieser
Entwicklung haben wir kein Verständnis für diesen Entscheid", betont
er. Dass die Gäste nur noch mit einem Covid-Zertifikat in den
Restaurants, Cafés und Bars einkehren dürfen, hat weitreichende
Folgen. "Das spaltet nicht nur unsere Gesellschaft", betont Platzer.
Im Gastgewerbe ist jetzt vielerorts wie in den umliegenden Ländern
mit zusätzlichen massiven Umsatzrückgängen zu rechnen.
Für einige Betriebe, insbesondere in städtischen Gebieten, wo die
Impfquote deutlich höher ist, ist eine Zertifikatspflicht besser
tragbar. In ländlichen Gebieten sieht das aber ganz anders aus. Eine
[aktuelle Umfrage](https://www.gastrosuisse.ch/de/verband/medien/medi
enmitteilungen/medienmitteilungen-2021/) bei den Mitgliedern von
GastroSuisse bestätigt dies: Fast ein Viertel der Unternehmen rechnet
mit Umsatzrückgängen von 50 Prozent und mehr, während ein Drittel von
Umsatzrückgängen von 30 bis 50 Prozent ausgeht.
Viele Betriebe befinden sich bereits in finanziellen Schwierigkeiten.
"Die Ausweitung des Covid-Zertifikats verschärft diese Situation
zusätzlich", warnt Platzer. Die Forderung von GastroSuisse ist klar:
"Die durch die Umsatzrückgänge ungedeckten laufenden Kosten müssen
entschädigt werden", so Platzer. Befremdend ist der heutige Entscheid
des Bundesrats auch deshalb, weil es in der Gastronomie bis dato kaum
zu Ansteckungen gab. Ob die beschlossene Ausweitung Wirkung zeigt,
ist daher höchst fraglich. Nicht zuletzt ist zu befürchten, dass sich
viele Treffen und Anlässe nun in den privaten Raum verschieben, wo es
keine Schutzkonzepte gibt.
GastroSuisse hatte dem Bundesrat Alternativen zur Zertifikatspflicht
vorgeschlagen. "Leider war dieser aber nicht bereit darauf
einzugehen", sagt Platzer. Im Übrigen hat das Krisenmanagement des
Bundes in vielen Belangen versagt: Die Impfungen fingen zu spät an,
die Impfkampagne hat versagt, Ferienrückkehrer wurden ohne Tests ins
Land gelassen und man hat zu wenig gemacht, um zusätzliche
Kapazitäten im Gesundheitswesen zur Verfügung zu stellen. "Für diese
Verfehlungen muss jetzt das Gastgewerbe wieder gerade stehen",
bedauert Platzer. (Text: GastroSuisse-Präsident Casimir Platzer)
(gb) |