Viele Konsumenten haben das Vertrauen in Bio-Labels verloren.
Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie, die die Hochschule Albstadt-Sigmaringen gemeinsam mit der Ostschweizer Fachhochschule (OST) durchgeführt hat. Hierfür wurde zunächst erforscht, wie Produkte aus der Region präsentiert und beworben werden müssen, damit sie vom Verbraucher als „regional“ wahrgenommen werden. „Wir haben untersucht, was genau Konsumenten unter Regionalität verstehen und welchen Informationsbedarf sie diesbezüglich haben, bevor sie sich für ein Produkt entscheiden“, sagt Prof. Dr. Andrea Maier-Nöth, die die Studie geleitet hat.
Hier ging es beispielsweise um die Frage, wie lang der Transportweg eines Lebensmittels sein darf, um als „regional“ durchzugehen, oder welche Methoden Verbraucherinnen und Verbrauchern beim Anbau und in der Produktion wichtig sind. „Ausserdem stand das Einkaufs- und Konsumverhalten der Befragten im Fokus sowie die Frage, welche Preise sie zu zahlen bereit wären.“
Die Studie lieferte teils überraschende Ergebnisse. „Regional“ hat bei der Mehrzahl der Befragten demnach ein positiveres Image als „Bio“, das viele wegen seiner inflationären Verwendung nicht mehr für glaubwürdig halten. Voraussetzung für den Absatz regionaler Produkte ist allerdings eine transparente und vertrauenswürdige Kommunikation: „Es kann für Lebensmittelproduzenten also sinnvoll sein, sich entschieden von ,Bio‘ abzugrenzen und – wenn möglich – eher auf den Aspekt der Regionalität und auch Saisonalität zu setzen“, sagt Andrea Maier-Nöth. Dies sei vor allem deshalb wichtig, da sich die Mehrheit der Studienteilnehmer mittelmässig oder nur schlecht über regionale Produkte informiert fühle.
„Regional schlägt Bio“ heisse allerdings nicht, dass der Herstellungsprozess eines Lebensmittels für Verbraucher keine Rolle spielt. „Schonender Anbau und eine entsprechende Verarbeitung werden hier in aller Regel erwartet und schlichtweg vorausgesetzt.“ sagt Oliver Christ, an der OST Professor für Unternehmensentwicklung und Digitale Transformation.
Eine Frage, die die Wissenschaftler umtreibt, lautet daher, an welchen Stellen und mit welchen Technologien die entsprechenden Informationen während des Anbaus und der Verarbeitung gesammelt und verarbeitet werden und wie sie bei einem begrenzten Platzangebot auf der Verpackung oder auch im Geschäft an den Mann gebracht werden können. „Wir wollen also herausfinden, wie die Verbraucher auch unter Zeitdruck die wesentlichen Produktinformationen bekommen. Daraus leiten wir dann entsprechende Empfehlungen ab.“
Mithilfe der Studienergebnisse sollen Lebensmittelproduzenten in der Bodenseeregion also Hilfestellung erhalten, wie sie den Absatz heimischer Lebensmittel steigern können. „Unsere Forschungsergebnisse sollen ihnen dabei helfen, sich besser im Markt zu positionieren, Konsumenten zu sensibilisieren und natürlich auch höhere Absätze zu erzielen.“
Doch auch die Verbraucher selbst nehmen die Forscher in den Blick: „Wir wollen ihnen dabei helfen, dank aussagekräftiger Informationen regionale Produkte zu erkennen und zu mehr Nachhaltigkeit in der Lebensmittelbranche beizutragen“, sagen die Wissenschaftler. Das übergeordnete Ziel des Projekts RegIdent bestehe darin, die regionale Identität der Bodenseeregion zu schärfen und zu stärken.
Weiterführende Informationen: Das Projekt RegIdent hat eine Laufzeit bis Ende dieses Jahres und wird von der Internationalen Bodenseehochschule (IBH) finanziert. Die IBH fördert und organisiert die Zusammenarbeit der Hochschulen in der Vierländerregion Bodensee. Mit Partnern aus der Praxis arbeiten sie gemeinsam und grenzübergreifend an innovativen Lösungen für die Region. (Hochschule Albstadt-Sigmaringen)
(gb) |