Der Bundesrat hat heute überraschend erstmals ein Modell vorgestellt,
wie unser Land wieder zur Normalität zurückfinden soll. Die
Aussichten für das Gastgewerbe sind dabei äusserst düster: Die
Innenräume der Restaurants können frühestens Ende Mai, aber unter
Umständen auch erst Ende Juli geöffnet werden. Das ist dramatisch und
die Branche wird damit klar benachteiligt: Während in anderen
Branchen rascher gelockert wird oder keine Einschränkungen gelten,
dürfen die Restaurants nur bei einer sehr guten epidemiologischen
Lage vollständig öffnen. Einmal mehr scheint der Bundesrat in seiner
Lagebeurteilung die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aspekte
völlig auszublenden.
Drei Phasen hat der Bundesrat festgelegt, bis alle erwachsenen
impfwilligen Personen geimpft sind und die Massnahmen zum Schutz
gegen Covid-19 weitgehend aufgehoben werden können. Erst Ende Mai sei
dabei mit weiteren Öffnungsschritten zu rechnen, liess der Bundesrat
an seiner heutigen Medienkonferenz verlauten. "Wir sind bitter
enttäuscht", sagt Casimir Platzer, Präsident von GastroSuisse. "Dass
die Innenräume weiterhin zu bleiben müssen, ist unverständlich und
nicht nachvollziehbar", betont er.
Einmal mehr scheint der Bundesrat
in seiner Lagebeurteilung die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
Aspekte völlig auszublenden und dies, obwohl eine kürzlich von
GastroSuisse veröffentlichte Studie aufzeigt, dass der Bundesrat die
Corona-Richtwerte anpassen und erweitern muss. Es müssen Indikatoren
und Richtwerte geschaffen werden, die auch wirtschaftliche und
gesellschaftliche Aspekte in Zusammenhang mit den bislang
angeordneten Massnahmen berücksichtigen.
"Ein Branchenlockdown ist bei der aktuellen Situation auf den
Intensivstationen nicht mehr zu begründen", sagt Platzer. Im
Gegenteil: Das Gesundheitswesen ist nicht überlastet. Immer mehr
Menschen sind geimpft. "Der wirtschaftliche, aber auch der
gesundheitliche Schaden bei den Personen, die von der Schliessung
betroffen sind, überwiegt schwer", betont Platzer. Weiterhin wird die
Krise auf dem Buckel des Gastgewerbes ausgetragen. Es wird auch immer
unwahrscheinlicher, dass eine fortführende Schliessung der
Gastronomie nach Ende Mai von den Unternehmen und der Bevölkerung
noch mitgetragen wird.
Der Bundesrat wurde an seiner Medienkonferenz nicht konkret. Man
müsse Mitte Mai weiterschauen, sagte er. In seiner Medienmitteilung
indes stellt er die Wiedereröffnung der Innenbereiche der Restaurants
frühestens dann in Aussicht, wenn die epidemiologische Lage sehr gut
ist. "Der Plan des Bundesrates ist alles andere als eine echte
Perspektive", sagt Platzer. Das Gastgewerbe muss unter Umständen
sogar mit einem weiteren Berufsverbot bis Ende Juli oder noch länger
rechnen.
"Das ist dramatisch und eine Willkür", betont Platzer: Zwar
können seit dieser Woche im Aussenbereich wieder Gäste empfangen
werden. "Das hilft aber nur einem Teil unserer Branche", sagt
Platzer. Kommt hinzu, dass die Vorschriften unsäglich sind. "Die
Maskenpflicht auf den Terrassen ist sowohl unklar als auch
unerklärlich geregelt", kritisiert Platzer. Auch die Regelungen
betreffend Sitzungen in Hotels oder Restaurants seien absolut
praxisfern, denn Betriebe dürfen die Gäste nicht bedienen, aber
externe Caterer schon. "Das ist ein Witz", sagt Platzer. GastroSuisse
fordert, dass der Bund hier Klarheit schafft.
Der Bundesrat will nun am 12. Mai eine Auslegeordnung vornehmen und
allenfalls ein Öffnungspaket in die Konsultation senden. GastroSuisse
fordert weiterhin, dass der Branchenshutdown sofort aufgehoben wird,
und hofft, dass der Bundesrat bei seiner nächsten Lagebeurteilung
Ende Mai alle Aspekte berücksichtigt und gewichtet. Damit steht der
Branchenverband nicht alleine da. Auch der Schweizerische
Gewerbeverband fordert, dass Gesellschaft und Wirtschaft jetzt wieder
vollständig geöffnet werden. (GastroSuisse-Präsident Casimir Platzer)
(gb) |