Palmöl ist das meistproduzierte pflanzliche Öl weltweit und steckt in fast jedem zweiten Supermarktprodukt.
Seine
guten Verarbeitungseigenschaften machen es besonders geeignet für die
Nahrungsmittelindustrie. Aber auch in Seifen, Reinigern und andere
chemischen Produkten wird es gerne eingesetzt. Ausserdem ist es günstig. Aber es hat ein schlechtes Image: Man verbindet damit die Rodung
von Regenwäldern, die Bedrohung und Vertreibung von Tierarten sowie die
Missachtung von Landnutzungsrechten durch Grokonzerne. Das heisst, Menschen, Tiere und Umwelt in den Anbaugebieten leiden unter den Folgen der Palmölproduktion. Trotzdem steigt die Palmölproduktion jährlich weiter an.
In einer
wissenschaftlichen Untersuchung der Universität Bonn wurde nun deutlich:
In Indonesien sind es nicht nur die groen Palmölplantagen, auch
Kleinbauern verbrauchen einen beträchtlichen Anteil der Flächen bei der
Anlage ihrer Plantagen. Allerdings sind die Marktpreise für Palmöl
mittlerweile so niedrig, dass sich der Anbau für sie nicht mehr rentiert.
Sie schreiben rote Zahlen. Abschätzungen zu den Umwelt- und Klimaschäden
zeigen auerdem, dass die wahren Kosten des Palmöls viel höher sind.
Gleich ob Grokonzern oder Kleinbauer – würde man die Klimawirkungen
und Biodiversitätsverluste mit in den Preis einrechnen, dann würde das
Öl deutlich teurer.
Lösungsansätze, um die Schäden der Produktion zu begrenzen, sind unter
anderem Zertifizierungssysteme wie RSPO (Roundtable on Sustainable Palm
Oil). Dabei werden Produzenten zur Einhaltung von Mindest-Standards
verpflichtet. Zum Beispiel zum Schutz von Tier- und Pflanzenarten sowie zum
Erhalt von Primärwäldern. Bis zum Jahr 2015 waren 47 Prozent des Palmöls
zertifiziert, das im sogenannten freiwilligen Markt zum Beispiel für
Lebensmittel, Kosmetika und Seifen eingesetzt wird.
Gänzlich löst dieser
Ansatz die Problematik jedoch nicht, da der absolute Verbrauch von Palmöl
insgesamt sehr hoch ist und Druck auf das globale Ökosystem ausübt. Auch
Palmöl aus biologischem Anbau ist eine Alternative, wenn auch der Markt
sehr klein ist. So stellt sich auch die politische Aufgabe, die
Zertifizierungssysteme noch weiter zu verbessern und zu verbreiten.
Einen Beitrag zur Weiterentwicklung von Zertifizierungssystemen leistet das
Forum nachhaltiges Palmöl (FONAP). In der Langfassung des neuen
Internetbeitrages des Bundeszentrums für Ernährung „Palmöl – wo ist
es drin und was ist dran an der Kritik?“ gibt Daniel May,
Generalsekretär des FONAP eine Einschätzung zum Palmöl-Markt in
Deutschland und zu den Entwicklungspotenzialen. Mitte Oktober 2018 auf der
Generalversammlung des FONAP werden diese Trends öffentlich vorgestellt
und diskutiert.
Freihandelsabkommen mit Palmöl-produzierenden Staaten?
Auch die Schweiz importiert fleissig Palmöl aus Indonesien und Malaysia. Schon seit einigen Jahren laufen in der Schweiz Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit Malaysia und Indonesien, den grössten Palmöl-Exporteuren weltweit. In Malaysia werden auf Grund der Waldrodung für Palmöl jährlich Waldflächen so gross wie die gesamte Fläche der Schweiz zerstört.
Palmölplantagen zerstören nicht nur den Regenwald, der die Lebensgrundlage für zahlreiche Tiere darstellt, sondern haben auch verheerende Folgen für die Umwelt und entziehen in zahlreichen Fällen die Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung und deren Rechte auf ihr Land. Die Rodung von Wäldern setzt grosse Mengen an CO2 frei. Hinzu kommt, dass in Indonesien sehr viel Wald auf Torfmooren steht, welche besonders viel CO2 speichern und zudem anfällig darauf sind, Feuer zu fangen. Und statistische Daten zeigen, dass die Abholzung der Regenwälder entscheidend zu Überschwemmungen beigetragen hat.
Schweizer Bauern sorgen sich, dass Palmöl im Falle des Freihandelsabkommens das Schweizer Rapsöl vom Markt verdrängen wird. Raps ist die wichtigste Schweizer Ölpflanze. Schätzungen zufolge wurde 2017 auf 21'000 Hektaren Raps angebaut. Laut einem Faktenblatt zu Palmöl des Vereins Public Eye, kostet ein Liter Palmöl durchschnittlich 85 Rappen. Für einen Liter Schweizer Rapsöl zahlt man einen Preis von 2.67 Franken. Momentan wird das importierte Palmöl noch mit 1.22 pro Kilo besteuert, was einen Endpreis von 2.12 macht. Würde aber ein Freihandelsabkommen mit Malaysia zu Stande kommen, würden die Importzölle wegfallen und das importierte Öl wäre beinahe 3-mal billiger als Schweizer Rapsöl. (Text: BZFE, LID)
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