Der Verpackungsmüllberg wird immer grösser. Und Verpackungen werden immer
komplexer. Sie setzen sich häufig aus unterschiedlichen Materialien
zusammen, was das Recycling erschwert bis unmöglich macht. Freilich, es gibt sie: Unverpacktläden, Hofläden und sogar kleine
Supermärkte, die sich dem „unverpackt Einkaufen“ verschrieben haben. Die Dichte an solchen Geschäften ist jedoch noch gering, das
Produktangebot begrenzt und wenn der Weg dorthin mit dem Auto bewältigt
werden muss, ist die Gesamtökobilanz eher fragwürdig.
Daneben darf man
nicht verkennen, dass gerade im Obst- und Gemüsesektor eine
Kunststoffverpackung die Haltbarkeit der Produkte erheblich verlängern
kann, was zu einer geringeren Lebensmittelverschwendung beiträgt. Immerhin
sind gerade Obst und Gemüse die Produkte, die am häufigsten weggeworfen
werden.
Stichwort Mehrschichtverpackungen: Lebensmittelverpackungen sind hohen
Anforderungen ausgesetzt. So sollen leicht verderbliche Lebensmittel durch
Multimaterial-Verpackungen (Multilayer) möglichst lange haltbar bleiben.
Gleichzeitig wächst die Nachfrage nach nachhaltigen, recycelbaren
Multilayern. Um im Spannungsfeld zwischen Lebensmittelhaltbarkeit und nachhaltigen
Verpackungsrohstoffen einer Lösung näher zu kommen, forschte das
Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV
an der Entwicklung von recyclingfähigen, biobasierten Lebensmittelverpackungen – „BioActiveMaterials“.
„Ziel dieses
Forschungsvorhabens war es, biobasierte Materialien und Beschichtungen mit
den gleichen Funktionalitäten konventioneller, mineralölbasierter
Lebensmittelverpackungen zu entwickeln“, so die Geschäftsfeldmanagerin
des IVV Dr. Martina Lindner. Und weiter: „Diese sollen eine vergleichbare
Sauerstoff-, Wasserdampf- und Mineralölbarriere sowie antioxidative und
antimikrobielle Eigenschaften aufweisen. Dabei werden Reststoffe der Agrar-
und Lebensmittelindustrie verwendet, wodurch Reststoffströme sowie
CO2-Emissionen reduziert werden können.“
Das Recycling der biobasierten Verpackungen wird durch die einfache
enzymatische Auftrennung der Multilayer erleichtert. Dabei werden zum
Beispiel die auf das Substrat beschichteten Proteine durch Enzyme in ihre
Bausteine zerlegt und sind damit leichter abzutrennen. Schliesslich wurde
eine Kombination aus Substratpapier und biobasierten Beschichtungen
gefunden, die sowohl gute Barriere-Eigenschaften als auch eine gute
Recyclebarkeit aufwies. Um die Ergebnisse zu industrialisieren sind jedoch
noch weitere Forschungsprojekte nötig. Ein Ansatzpunkt zur weiteren
Verbesserung ist zum Beispiel der Austausch von tierischen Proteinen durch
pflanzliche Proteine, die als Sauerstoffbarriereschicht dienen.
Weitere Infos: IVV, www.ivv.fraunhofer.de/ (BZfE)
(gb) |