Was wir essen, hängt von vielen Faktoren ab. Auch die Werbung
für Lebensmittel beeinflusst unsere Ernährungsweise und kann
nachhaltigere Konsumentscheidungen behindern. Das geht aus dem Gutachten
des unabhängigen wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung
und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) des Bundesministeriums für
Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hervor.
Nach Angabe des WBAE wird wesentlich mehr Werbung für Produkte mit einer
tendenziell ungünstigen Nährstoffzusammensetzung wie Süsswaren,
Softdrinks und Snacks geschaltet als für eher gesundheitsförderliche
Nahrungsmittel wie Obst, Gemüse und Nüsse. Denn bei hoch verarbeiteten
Produkten mit niedrigen Herstellungskosten – wie zum Beispiel
Süssigkeiten – lohnt sich das Marketing besonders. In diesem Segment
gibt es mehr Markenartikel, die zu höheren Gewinnen beitragen.
Vor allem kleinere Kinder sind stark durch Werbung beeinflussbar, berichtet
der WBAE. In Studien haben Wissenschaftler nachgewiesen, dass Kinder mehr
von den Produkten essen, für die sie einen Werbeclip gesehen haben. Das
kann zu einer höheren Kalorienaufnahme führen und damit das Risiko für
Übergewicht erhöhen. Kinder sehen Marketingmassnahmen noch nicht mit der
nötigen Skepsis. Mit zunehmendem Alter lernen die Heranwachsenden den
Umgang mit Werbung. Allerdings lassen sich auch Jugendliche von
„Influencern“ beeinflussen, die in sozialen Medien verschiedene
Produkte anpreisen.
Einige Lebensmittel- und Getränkekonzerne haben auf EU-Ebene eine
freiwillige Selbstverpflichtung unterzeichnet, an Kinder gerichtete Werbung
für stark fett-, zucker- und salzhaltige Lebensmittel einzuschränken
(EU-Pledge). Diese Initiative besteht seit dem Jahr 2007. Allerdings ist
die Wirksamkeit dieser Massnahmen begrenzt. In Deutschland hat die Zahl
entsprechender an Kinder gerichteter Werbeclips zwar abgenommen, zu den
Sendezeiten des „Erwachsenenfernsehens“ werden aber nach einer
Untersuchung der Universität Bonn weiterhin problematische Produkte in
kindgerechter Weise beworben, obwohl auch hier oft Kinder vor dem Fernseher
sitzen.
Nach Ansicht des WBAE sind wirksamere Massnahmen notwendig – vor allem
zum Schutz von Kindern aus schwierigen Verhältnissen. Die Wissenschaftler
halten es für sinnvoll, grundsätzliche Werbeeinschränkungen für wenig
gesundheitsförderliche Produkte für bestimmte Zielgruppen zu erlassen –
ähnlich wie in einigen skandinavischen Ländern. In Schweden und Norwegen
ist Lebensmittelwerbung, die an Kinder unter 12 Jahren gerichtet ist,
untersagt. Ausserdem sollten die Schutzmechanismen auch auf das
Internetmarketing einschliesslich den sozialen Medien und Influencern
ausgeweitet werden, so der WBAE. (BZfE)
(gb) |