Mit der Weltbevölkerung wächst auch der Bedarf an
eiweissreichen Lebensmitteln. Eine nachhaltige Alternative zu Fleisch
könnte die Mikroalge Spirulina sein. Sie hat bezogen auf die Trockenmasse
einen Eiweissgehalt von 63 Prozent, bei Soja sind es zum Beispiel 35 bis 40
Prozent. Bislang ist Spirulina nur in Form von Pudern, Pillen und Kapseln
als Nahrungsergänzungsmittel auf dem Markt oder wird zur Gewinnung von
natürlichem Farbstoff genutzt.
Wissenschaftler der Universität Göttingen haben sich nun mit der Frage
beschäftigt, ob sich die Alge mit dem wissenschaftlichen Namen Arthrospira
platensis auch zur Herstellung von Lebensmitteln eignet. Die sogenannte
Nassextrusion („High-Moisture-Extrusion“) ist ein gängiges Verfahren,
um zum Beispiel aus Sojaeiweiss faserige und bissfeste Produkte
herzustellen. Dabei werden die pflanzlichen Proteine bei hohen
Wassergehalten gekocht und durch Drehung zweier Schneckenwellen durch eine
gekühlte Düse gepresst. Auf diese Weise entsteht die fleischähnliche
Textur von Soja-Schnitzel und Soja-Nuggets.
Die Lebensmitteltechnologen prüften, ob sich mithilfe dieses Verfahrens
aus Sojaprodukten mit einem unterschiedlichen Anteil an Spirulina (10%, 30%, 50%) Basisprodukte für Fleischalternativen herstellen lassen und
welchen Einfluss technische Parameter auf Textur und Geschmack haben. Das
Fazit: Bei einer geringen Feuchtigkeit, einer hohen Drehzahl der
Schneckenwellen und hohen Temperaturen während der Extrusion ist es
möglich, Sojaprotein zum Teil mit Spirulina zu ersetzen, um bissfeste und
faserige Produkte mit einem dezenten Algengeruch herzustellen. Noch ist
nicht klar, wie die Algenerzeugnisse auf eine weitere Verarbeitung wie
Einfrieren reagieren.
Des Weiteren führten die Wissenschaftler eine Online-Umfrage zur Akzeptanz
von Lebensmitteln mit Spirulina durch, an der über 1000 Konsumenten in
Deutschland, den Niederlanden und Frankreich beteiligt waren. Die Befragten
konnten zwischen Fotos von Spirulina-gefüllten Nudeln, Spirulina-Sushi und
einem proteinreichen Snack (Jerky) als eine vegane Alternative zu
Trockenfleisch wählen. Die Spirulina-Nudeln waren besonders beliebt.
„Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Verbraucher im Allgemeinen mit
Pasta sehr vertraut sind“, erklärt Stephanie Grahl von der Abteilung
„Produktqualität tierischer Erzeugnisse“ der Universität Göttingen.
(BZfE 12.9.2018)
(gb) |