Brot und Kleingebäcke sind hierzulande Grundnahrungsmittel, ihre Vielfalt ist immens und die Innovationsfreude von Handwerk und Industrie ungebrochen. Schaut man auf die aktuellen Trends im
Backwarenbereich, so stechen zwei heraus: „High Protein“ und
Ballaststoffe. Lösungen beides zu erreichen sind zum Beispiel die
Verwendung von Proteinkonzentraten, etwa Leinsamenproteinmehl, Mandelmehl,
Sonnenblumenkernmehl, Rapsproteinmehl oder die Verwendung der
Proteinpflanzen selbst.
Der Frage, inwieweit für beide Bereiche bei der
Backwarenproduktion die Nutzung von Leguminosen im Allgemeinen und der
Ackerbohne im Speziellen eine Lösung darstellt, ging die
Arbeitsgemeinschaft Getreideforschung, Detmold, kürzlich in einem Webinar
nach. Thomas Lepold, Lebensmitteltechnologe und Berater für Produktion,
Produkt- und Prozessentwicklung sowie Qualitätsmanagement stellte seine
Forschungsergebnisse vor.
Grundüberlegung ist die Erfüllung der Health Claim Verordnung: Die
Angabe, ein Lebensmittel sei eine Ballaststoffquelle, ist nur zulässig,
wenn das Produkt im Fall von festen Lebensmitteln mindestens sechs Gramm
Ballaststoffe pro 100 Gramm aufweist. Ein Lebensmittel als proteinreich
oder eiweissreich zu bezeichnen ist nur zulässig, wenn mindestens 20
Prozent der Kalorien auf den Eiweissanteil entfallen. Das heisst, die
Angabe bezieht sich auf den Energiegehalt und nicht auf das Gewicht.
Für
Lepold bietet hier die Ackerbohne beste Voraussetzungen. Zum einen gehört
sie nicht zu den Allergenen wie Soja und Lupine, zum anderen ist diese
Hülsenfrucht ein regionales Produkt, schmackhaft und kostengünstig.
Aus bäckerischer Sicht sind der geringe Tanningehalt (verantwortlich für
Bitterkeit) sowie der neutrale Geschmack (kein negativer Bohnengeschmack)
wichtig.
Für Lepold ist eine Zugabe von 20 Prozent Ackerbohnenmehl ohne
weiteres möglich, womit die Auslobung als protein- und ballaststoffreich
gegeben wäre. Das „funktioniert“ mit Weizen, Dinkel, Emmer und Einkorn
einwandfrei. Mit Roggen alleine aus geschmacklichen Gründen weniger gut,
beides zusammen harmoniert offensichtlich nicht besonders. Aktuell wird
Ackerbohnenmehl Sandwich- und Toastbroten zugesetzt.
Für die Bäckerei sind folgende Qualitäten verfügbar (sowohl Bio als
auch konventionell): ganze Ackerbohnen, Ackerbohnenmehl, Ackerbohnenmehl
geröstet, Ackerbohnenschrot gebrochen sowie Ackerbohnenschrot mittelfein.
Aus der Sicht der Erzeuger haben Ackerbohnen vielfältigen Nutzen für
Bodengesundheit, die Humusbildung, Durchwurzelung und Auflockerung der
Fruchtfolge.
Aus Sicht der Verbraucher handelt es sich um ein traditionelles, seit
Jahrtausenden bekanntes und regionales Lebensmittel, mit einem beachtlichen
Portfolio an Nährstoffen. (BZfE)
(gb) |