Ein Matjes ist stets ein noch „jungfräulicher“ Hering, das bedeutet,
er darf noch keine Geschlechtsprodukte (Milch oder Rogen) gebildet haben,
denn nur dann hat er den erwünschten, hohen Fettgehalt. Heringsfett hat einen hohen Anteil an gesunden Omega-3-Fettsäuren. Übrigens wird ein
Hering alle Jahre wieder jungfräulich. Matjes ist also nicht
gleichzusetzen mit Jungfisch, zumal er sich in seinem Leben mindestens
schon einmal fortgepflanzt haben muss. Nur in dem Jahr, in dem er gefangen
wird, hat er noch keinen Ansatz von Rogen. Idealerweise ist er dann vier bis sechs Jahre alt. Tiefgekühlt gibt es diese Fischspezialität im Prinzip das ganze Jahr über, aber nun ist der «Neue Matjes» im Fischfachhandel und an Fischtheken der Supermärkte zu haben.
Der erste Verarbeitungsschritt zum Matjes ist das Kehlen, Ausnehmen und
Salzen. Beim Kehlen werden die Kiemen und beim Ausnehmen die Innereien
entfernt – lediglich die Bauchspeicheldrüse verbleibt im Fisch. Die
Bauchspeicheldrüse enthält Enzyme mit Protein spaltenden Eigenschaften,
die den Hering zum „echten“ Matjes reifen lassen. Übrigens ist das
eine holländische Erfindung aus dem 14. Jahrhundert.
Das milde Salzen
(circa drei Prozent), fördert ebenfalls die optimale geschmackliche
Reifung. Danach wird der Matjes tiefgefroren. Das ist gesetzlich
vorgeschrieben, einerseits um mögliche Parasiten zu töten, andererseits,
weil der Salzgehalt so niedrig ist, dass er zur Konservierung des
Fischfleisches nicht ausreichen würde. Ausserdem stoppt das Einfrieren den
Reifeprozess im Matjes.
Erhältlich ist Matjes in aller Regel als Doppelfilet. Das zeigt, dass er
im Ganzen und nicht als einzelnes Filet gereift wurde. Die Oberseite sollte
silbrig glänzen, die Filetunterseite leicht rötlich. Matjes sollte immer
kühl gelagert und möglichst am Tag des Kaufes gegessen werden. Da er
leicht fremde Aromen annimmt, ist es gut, ihn bei der Zwischenlagerung im
Kühlschrank sorgfältig abzudecken.
„Puristen“ lieben den rustikalen Genuss: Kopf in den Nacken legen, den Fisch an der Schwanzflosse hochheben und langsam in den geöffneten Mund sinken lassen; bestenfalls dippt man in zwischendurch mal in
Zwiebelwürfel. Doch Matjes kann mehr. Die Filets vertragen sich mit vielen
Aromen, fast allen Gemüsesorten und eignen sich durchaus gut für Salate.
Oder Matjes mit gekochten Kartoffeln und grünen Bohnen. Der Klassiker ist ein
Dressing aus Sauerrahm, Äpfeln, Dill und Zwiebeln. (BZfE)
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