Wer Preiselbeeren schon einmal pur gegessen hat, wird
sich sicher an den herbsauren, zusammenziehenden (adstringierenden) Geschmack erinnern.
Deswegen wird die Frucht auch meist verarbeitet genossen. Die Preiselbeere Vaccinium vitis-idaea ist eine nahe Verwandte der
Heidelbeere Vaccinium myrtillus, beide gehören zu derselben Gattung.
Die
Früchte der Preiselbeere sind botanisch echte Beeren, das heisst, in ihrem
Fruchtfleisch sind viele kleine Samen eingebettet. Die kugeligen bis ovalen
Beeren ändern während der Fruchtreife die Farbe ihrer Aussenhaut von
weiss über hell- bis scharlachrot wenn sie ausgereift sind. Das wenig
saftige Fruchtfleisch bleibt allerdings weiss. Die Früchte der Wildformen
erreichen einen Durchmesser von etwa 5-8 Millimeter, die der Kultursorten
sind bei Vollreife etwas über 1 Zentimeter gross.
Die herbsauren
Preiselbeeren reifen von Ende August bis Oktober an niedrigen
Zwergsträuchern, die kaum höher als 30 Zentimeter werden. Der Geschmack
der rohen Wildfrüchte ist nicht sehr einladend. Es lohnt sich aber, die
Früchte von Kultursorten zu probieren, denn einige von ihnen sind auch
für den Frischverzehr geeignet.
Preiselbeeren überzeugen nicht durch einen hohen Gehalt an Mineralstoffen
und Vitaminen. Im Vergleich zu anderen Beerenarten rangieren sie bei diesen
Inhaltsstoffen eher auf den unteren Rängen, zum Beispiel mit 12 Milligramm
Vitamin C oder 81 Milligramm Kalium pro 100 Gramm. Die Beeren sind aber
absolute Spitzenfrüchte hinsichtlich ihres Gehaltes an Phenolsäuren und
Gerbstoffen. Diese Inhaltsstoffe hemmen beispielsweise Entzündungen an der
Mundschleimhaut, am Zahnfleisch und in den Harnwegen.
Das ist einerseits
auf die Gerbstoffe zurückzuführen, die durch ihre zusammenziehende (adstringierende) und
austrocknende Wirkung Bakterien den Nährboden entziehen, das Gewebe
oberflächlich verdichten und eine schützende Membran bilden. Die
Phenolsäuren wiederum gehören zu den Polyphenolen – jenen sekundären
Pflanzenstoffen, denen positive Effekte auf die menschliche Gesundheit
zugeschrieben werden, wie eine hemmende Wirkung auf Bakterien und
Krebszellen. Daher reduziert zum Beispiel Preiselbeersaft bei
regelmässigem Genuss das Risiko für eine Harnwegsinfektion. Weiterhin
weisen die Beeren noch nennenswerte Mengen an organischen Säuren,
Pektinen, Ballaststoffen und Zucker auf.
Preiselbeeren findet man wegen des gewöhnungsbedürftigen Geschmacks im
frischen Zustand häufig in verarbeiteter Form. Neben Saft gibt es zum
Beispiel Sirup, Gelee, Konfitüre oder Fruchtsossen. Sehr beliebt sind sie
als fruchtige Beilage zu Wildgerichten. Zudem werden sie zu alkoholischen
Getränken wie Wein, Branntwein und Likör verarbeitet.
Dass
Preiselbeerprodukte gut haltbar sind, liegt insbesondere an den enthaltenen
Säuren wie etwa Ascorbin- und Benzoesäure, die konservierend wirken. Wer
frische Früchte verwendet, sollte diese jedoch immer zügig verarbeiten
und vorher gründlich waschen. Auch ein gründliches Verlesen empfiehlt
sich, da beschädigte Früchte schnell schimmeln. Unversehrte Früchte
können im Kühlschrank kurzzeitig gelagert werden.
Cranberry ist die amerikanische Verwandte der Preiselbeere
Die aus Nordamerika stammenden Cranberries sind hierzulande
als „Superfood“ mit hohem gesundheitlichem Potenzial bekannt. Die nahe
Verwandte der Preiselbeere enthält zwar viele sekundäre Pflanzenstoffe,
denen heilsame Eigenschaften nachgesagt werden, ist aber im Gegensatz zu
heimischem Beeren auch ordentlich teuer. Und ob es überhaupt
„Superfood“ gibt, sei einmal dahingestellt. Dennoch kann die Cranberry
ernährungsphysiologisch punkten.
Die reifen Früchte der Cranberry sehen aus wie grosse Preiselbeeren. Dies
verwundert nicht, denn die „Grossfrüchtige Moosbeere“ Vaccinium
macrocarpon – wie die Cranberry mit deutschem Namen heisst – gehört
botanisch zur gleichen Gattung wie die Preiselbeere. Aufgrund der
Ähnlichkeit und der etwas grösseren Früchte wird die Cranberry manchmal
fälschlicherweise als Kulturpreiselbeere bezeichnet, was sie jedoch nicht
ist.
Cranberry-Früchte sind ungefähr so gross wie kleine Kirschen und leicht
eiförmig. Die reifen – und botanisch echten – Beeren leuchten
rubinrot. Unter der festen Schale verbirgt sich helles und festes
Fruchtfleisch mit den eingebetteten Samen. Im Innern jeder Beere befinden
sich zudem vier Luftkammern, wodurch sie leichter als Wasser sind. Das
macht man sich bei der Ernte zunutze: Die Cranberry-Felder werden
überflutet, die reifen Beeren mithilfe spezieller Maschinen von den
Pflanzen abgetrennt, anschliessend werden die schwimmenden Früchte
eingesammelt.
Cranberries zeichnen sich nicht durch einen besonders hohen Gehalt an
einzelnen Vitaminen oder Mineralstoffen aus. So sind etwa 11 Milligramm
Vitamin C in 100 Gramm Beeren enthalten, ungefähr so viel wie bei
Preiselbeeren. Das gesundheitliche Potenzial der Cranberries ergibt sich
vor allem aufgrund der in grossen Mengen vorkommenden sekundären
Pflanzenstoffe. Insbesondere die in den Cranberries enthaltenen Polyphenole
– die sogenannten Oligomeren Proanthocyanidine (OPC) – haben eine stark
antioxidative Wirkung und schützen somit gut vor freien Radikalen.
Darüber hinaus sollen die OPC selbst wiederum Vitamin C aktivieren und
dessen antioxidative Wirkung erhöhen sowie die Aktivität der Vitamine A
und E verlängern. Ausserdem wirken sie entzündungshemmend und
antimikrobiell.
Insgesamt werden den kalorienarmen Früchten viele heilende Eigenschaften
zugeschrieben: Sie sollen Harnwegsinfektionen vorbeugen, den
Cholesterinspiegel senken, Blutgefässe und das Herz-Kreislauf-System
stärken, die Zellalterung und -schädigung verringern und teilweise sogar
Krebszellen oder die Ausbildung von Alzheimer und Parkinson hemmen.
Reife Cranberries werden vermutlich eher selten als Frischware im Mund
landen. Sie sind sauer, herb und wirken adstringierend, daher werden sie
meist verarbeitet genossen. Man kann sie trocknen oder kochen, ganz nach
persönlichem Geschmack mit oder ohne Zuckerzusatz, und dann
weiterverarbeiten – zum Beispiel zu Saft, Sirup, Gelee oder Sauce. Die
Früchte passen sehr gut zu Fleischgerichten oder gebackenem Käse.
Traditionell ist zum Beispiel in Amerika die Cranberry-Sauce zum Truthahn
an Thanksgiving. Auch für Kuchen und Süssspeisen oder fürs Müesli eignen
sich die kleinen Beeren sehr gut. Getrocknete und leicht gesüsste
Cranberries halten sich, kühl gelagert, über mehrere Monate. (Quelle: BZfE)
(gb) |