Eine Forschergruppe um den Biologen Professor Peter Dörmann
vom Institut für Molekulare Physiologie und Biotechnologie der Pflanzen
(IMBIO) der Universität Bonn machte eine unerwartete Entdeckung:
Cyanobakterien (Blaualgen) können mit Hilfe von Licht aus Wasser und Kohlendioxid Öl produzieren.
„Das war nicht nur für uns völlig überraschend“, so Dörmann. Bislang ging die
Fachwelt davon aus, dass diese Fähigkeit den Pflanzen vorbehalten sei und
Cyanobakterien dies nicht könnten. Zwar gebe es in der Literatur uralte
Berichte, dass Cyanobakterien Öl enthalten können, dies sei aber nie
verifiziert worden. Die Wissenschaftler am IMBIO durchforsteten das Erbgut verschiedener
Cyanobakterien nach einem Gen, das der Erbanlage für das pflanzliche
Ölsynthese-Enzym ähnelt. Mit Erfolg: Sie fanden in den Blaualgen ein Gen
für eine sogenannte Acyltransferase, zu dieser Gruppe zählt auch das
entsprechende Pflanzenenzym.
In weiteren Tests zeigte sich, dass
Cyanobakterien mit diesem Enzym tatsächlich Öl herstellen, wenn auch nur
in geringen Mengen. „Es ist aber durchaus möglich, dass andere Arten
deutlich ertragreicher sind“, so der Biologe. Zudem liessen sich
Blaualgen relativ einfach genetisch modifizieren, ähnlich wie andere
Bakterien auch. „Es ist also gut möglich, dass sich der Öl-Ertrag auf
biotechnologischem Wege noch einmal deutlich steigern liesse.
Das Resultat der Forschungsarbeit eröffnet eventuell neue Möglichkeiten,
Tierfutter oder Biokraftstoffe herzustellen. Denn anders als Ölpflanzen
wie zum Beispiel Raps benötigen Cyanobakterien keine Ackerflächen, um zu
wachsen – ein Behälter mit Kulturmedium und ausreichend Licht sowie
Wärme reicht ihnen.
Das Öl, das von dem Cyanobakterium produziert wird, ist ein Triglycerid
und daher grundsätzlich auch für die menschliche Ernährung geeignet.
„Wenn man das Öl für die menschliche Ernährung in Erwägung zieht,
sollte man natürlich einen Stamm nehmen, der keine Toxine produziert“,
so Professor Dörmann. (BZfE)
(gb) |