Wie gelingt der perfekte Espresso? Mit dieser Frage hat sich
ein internationales Team von Wissenschaftlern beschäftigt. Mathematiker,
Physiker und Materialwissenschaftler suchten nach dem idealen Rezept für
den kleinen Schwarzen. Sie entwickelten ein mathematisches Modell und
führten Experimente in Cafés durch, um den Einfluss verschiedener
Faktoren wie Mahlgrad und Kaffeemasse zu ermitteln. Das Fazit: Ein guter
Espresso lässt sich am besten mit weniger und gröber gemahlenen Bohnen
zubereiten, als es in Kaffeehäusern üblich ist.
Espresso ist eines der am häufigsten konsumierten Kaffeegetränke. Bei der
Zubereitung wird heisses Wasser unter hohem Druck durch ein Bett aus
geröstetem, gemahlenem Kaffee gepresst. In der Kaffeeindustrie werden in
der Regel pro Getränk 20 g Bohnen verwendet, die möglichst fein gemahlen
sind. Denn ein feiner Mahlgrad bedeutet eine grössere Oberfläche, die der
Brühflüssigkeit ausgesetzt ist. Das soll den Anteil des Kaffees erhöhen,
der sich auflöst und in das Getränk gelangt. Das klingt zwar logisch, ist
nach Ansicht der Experten aber zu einfach gedacht.
Die Kaffeeextraktion ist
ein komplexer Prozess, der unter anderem von Mahlgrad, Kaffeemasse,
Wasserdruck, Temperatur und Getränkevolumen abhängt. Die experimentellen
Messungen zeigen, dass die Extraktionsausbeute sowohl bei sehr groben als
auch bei sehr feinen Einstellungen geringer ist. Vermutlich fliesst das
Wasser bei Feinmahleinstellungen ungleichmässig durch das Pulver,
erklären die Wissenschaftler. Ausserdem kann das feine Pulver im Sieb der
Maschine verklumpen. Das führt zu Schwankungen in Qualität und Geschmack
des Espressos, die in der Kaffeeindustrie nicht erwünscht sind.
Das Verfahren lässt sich optimieren, indem man die Bohnen gröber mahlt
und die Kaffeemasse reduziert. Das hat auch wirtschaftliche Vorteile, ist
im Fachmagazin „Matter“ zu lesen. Wenn die Kaffeemenge um 25 Prozent,
also von 20 auf 15 g pro Getränk, reduziert wird, könnten Cafés
deutliche Einsparungen erzielen.
Auch aus Gründen der Nachhaltigkeit ist
es sinnvoll, Kaffeebohnen effizienter zu nutzen und damit Rohstoffe
einzusparen. Allerdings betonen die Wissenschaftler, dass sie den Espresso
nicht auf eine Art der Zubereitung und ein einziges Geschmacksprofil
reduzieren möchten. Wer den Prozess besser kontrollieren möchte, weiss
nun aber mehr über die einzelnen Parameter.
Faktoren, die den Kaffeegeschmack beeinflussen
Den Kaffeegeschmack beeinflussen die Sorte, der Röstgrad des Kaffees, der Mahlgrad und die Dosierung. Auch die Zubereitungsart und das verwendete Wasser haben grossen Einfluss auf die Kaffeequalität. Frisch gemahlener Kaffee kann sein Aroma bei der Zubereitung am besten entfalten. Je nach Zubereitungsart werden unterschiedliche Mahlgrade empfohlen. In Kaffeegeschäften und in Supermärkten (Kaffeemühle zum Selbermahlen) kann man den Mahlgrad selbst bestimmen, zum Beispiel:
•grob gemahlen für Press-Stempelkannen,
•mittelgrob gemahlen für Kannenaufguss,
•mittelfein gemahlen für den Filter und
•sehr fein gemahlen für Espresso und türkischen Mokka.
Wie viel Kaffeepulver benötigt man üblicherweise zum Kaffeekochen? Hier sind ein paar Richtwerte:
•für normal starken Kaffeeaufguss: 6 bis 8 Gramm Kaffeepulver pro Tasse (= 150 ml), das entspricht einem knapp gehäuften Esslöffel beziehungsweise einem gestrichen gefüllten Kaffeemasslöffel pro Tasse oder 50 bis 60 Gramm pro Liter.
•für Mokka: 8 bis 10 Gramm pro 100 Milliliter
•für Espresso: 6 bis 8 Gramm Kaffeepulver pro Espressotasse (= ca. 25 bis 50 ml)
•für löslichen Kaffee: 1,5 bis 2 Gramm Instantpulver pro Tasse (= 150 ml), das entspricht einem leicht gehäuften Kaffeelöffel.
Bei der Zubereitung von Kaffee spielt die Wassersqualität eine entscheidende Rolle. Empfehlenswert ist Wasser mittlerer Wasserhärte (8,4-14 Grad deutscher Härte). Auskunft über die Wasserhärte erteilt das zuständige Wasserversorgungsunternehmen am Wohnort. Bei sehr hartem oder chlorhaltigem Wasser kann man das Wasser in sorgfältig gewarteten Wasserfiltersystemen filtern oder stilles mineralarmes Mineralwasser verwenden.
Zum Kaffeekochen nimmt man frisches kaltes Wasser aus der Leitung und bringt es möglichst schnell zum Kochen. Danach lässt man es leicht abkühlen (ca. 86 bis 89 Grad Celsius, jedoch unter 96 Grad Celsius) und brüht den Kaffee dann auf. Lange gekochtes oder abgestandenes Wasser führt zu einem faden Kaffeegeschmack.
Generell sollte man frisch gebrühten Kaffee möglichst direkt trinken. Dann schmeckt er am besten. Beim Warmhalten verliert er bereits nach einer halben Stunde deutlich Aroma, wobei der Kaffee in einer Thermoskanne noch besser das Aroma behält als auf der Warmhalteplatte einer Kaffeemaschine. Auch das Wiederaufwärmen von Kaffee wirkt sich ungünstig auf den Geschmack aus. Besser ist, kleinere Mengen frisch zu brühen, als grosse Mengen lange warm zu halten.
(BZfE)
(gb) |