Die Schweiz ist ein Wurstland. Über
50 Mio. kg Wurstwaren (ganz und
geschnitten) haben Schweizer Detailhändler und Metzger im vergangenen Jahr verkauft. Fast die Hälfte
davon werden von den Konsumenten als Grill- und Bratgut, wie etwa Bratwurst,
Cervelat und Cipollata nachgefragt.
Grillwürste sind aber nicht in der
ganzen Schweiz gleich beliebt.
Mit 11.4 Mio. kg war die Bratwurst allgemein die meistverkaufte Wurst im Jahr
2017, dicht gefolgt vom Cervelat mit 10.3
Mio. kg. Die Cipollata erreichte 1.6 Mio.
kg (für weitere Informationen zu Fleischwaren siehe Marktbericht Fleisch April
2018). Die aktuelle 12-Monats-Auswertung (Juni 17-Mai 18) des Haushaltspanels von Nielsen gibt nun Einblick in die
Käuferstruktur der drei untersuchten
Grillwürste. Dass Cervelats und Co.
auch als Kaltaufschnitt ausserhalb der
Grillsaison (z.B. in belegten Broten oder
als Wurstsalat) konsumiert werden, ist in
der Auswertung nicht berücksichtigt.
Gut-verdienende kaufen weniger Cervelats
Das Einkauf- bzw. Konsumverhalten war
bei den drei untersuchten Wursttypen in
gewissen Aspekten ähnlich. So liegt der
Grillwurstkonsum in Haushalten ländlicher Regionen über dem Nachfrageniveau von städtisch geprägten Haushalten. Auch in Bezug auf den Wohlstand
zeigt der Konsum der Wurstarten das
gleiche Bild (Wohlstandsdefinition gemäss Nielsen ist in der untenstehenden
Box zu finden). In Haushalten mit geringem Wohlstand werden deutlich mehr
Würste konsumiert als in Haushalten mit
höherem Wohlstandsniveau.
Unterschiede zwischen Grillwürsten zeigen sich bei den Konsumniveaus, etwa
beim Cervelat: In Haushalten mit geringem Wohlstand wurden über drei Mal so
viele Cervelats gekauft (37.4 Würste à
110 g vs. 12.4 Würste) wie in sehr wohlhabenden Haushalten. Bei Bratwürsten
und Cipollata wurde in sehr wohlhabenden Haushalten rund halb so viele
Würste konsumiert im Vergleich mit
Haushalten mit geringem Wohlstand.
Branchenexperten sehen gerade beim
Cervelat verschiedene Gründe für den
abnehmenden Konsum bei steigendem
Wohlstand. Einerseits ist der Cervelat
vergleichsweise preiswert. Andererseits
ist es möglich, dass Personen aus wohlhabenden Haushalten aufgrund des Ansehens des Cervelats als eher fettreiche
Wurst oft auf fettärmere (und höherpreisige) Alternativen zurückgreifen.
Cipollata beliebter in der Romandie
Die Konsumgewohnheiten bei der Cipollata heben sich stärker von jenen bei
der Bratwurst oder dem Cervelat ab; der
Unterschied zwischen ländlichen und
der urbanen Regionen ist bei der Cipollata deutlich tiefer als bei den anderen
beiden Wursttypen (11.9 vs. 11.7 Stk.).
Auch hinsichtlich der Altersklassen unterscheidet sich der Cipollata-Konsum
deutlich. Am meisten Cipollatas werden
in Haushalten mit 35- bis 49 Referenzpersonen nachgefragt. Sowohl Cervelats, als auch Bratwürste sind hingegen
bei der Alterklasse 65+ am beliebtesten.
Experten sehen zwei Gründe dafür: Cipollatas sind bei Kindern sehr beliebt.
Zudem geht der Konsumtrend bei
Fleisch allgemein mehr in Richtung höhere Vielfalt, dafür kleinere Einheiten,
was bei Cipollatas zutreffend ist.
Ausserdem ist die Vorliebe nach den
kleinen Würstchen in der Westschweiz
(20 Stk. pro Kopf und Jahr) deutlich höher als in der Deutschschweiz (9 Stk.).
Bratwurst und Cervelats sind hingegen
in der Deutschschweiz deutlich beliebter
als in der Westschweiz.
Die unterschiedlichen Präferenzen beim
Wurstkonsum sehen Branchenexperten
in unterschiedliche Traditionen bei verarbeiteten Fleischwaren. Während der
Cervelat in der Deutschschweiz stark
verwurzelt ist, orientieren sich Westschweizer häufiger an Traiteurspezialitäten wie Pasteten und Terrinen. Kalbsbratwurst (z.B. Cipollata) hingegen wird
dennoch gerne nachgefragt. (Quelle: BLW 2.8.2018)
(gb) |