Chili (Cayennepfeffer) ist ein üblicher Bestandteil einer traditionellen
mediterranen Ernährung. Das scharfe Gewürz soll möglicherweise das
Risiko für kardio- und zerebrovaskuläre Erkrankungen (Störungen der
Blutversorgung des Gehirns) verringern. Das jedenfalls legen Ergebnisse
einer Studie aus Italien nahe, kürzlich veröffentlicht im Journal of the
American College of Cardiology.
Die italienische Autorengruppe hatte für ihre Studie 22.811 erwachsene
Personen nach den Essensgewohnheiten befragt. In einer Nachbeobachtungszeit
von rund acht Jahren wurden insgesamt 1.236 Todesfälle festgestellt. Die
kardiovaskuläre und die zerebrovaskuläre Sterblichkeit lag bei den
Teilnehmenden, die ihr Essen regelmässig mit Chilipfeffer würzten,
deutlich niedriger als bei Personen, die niemals oder selten Chilipfeffer
verwendeten.
Allerdings: Es handelt sich um eine retrospektive Assoziationsstudie. Diese
kann mögliche Kausalzusammenhänge zwar nahelegen, jedoch nicht endgültig
nachweisen. „Die Frage ist, ob man tatsächlich mit so einer simplen
Massnahme wie dem scharfen Würzen das kardiovaskuläre Risiko in einem
relevanten Ausmass reduzieren kann“, so der Neurologe Professor J. David
Spence vom Stroke Prevention and Atherosklerosis Research Center, London,
Ontario.
Biologisch scheint der protektive Effekt scharfer Gewürze aber zumindest
teilweise plausibel. Denn für den wesentlichen Wirkstoff der Chilischote
(Capsaicin) wurden in experimentellen wie klinischen Studien günstige
Effekte auf Funktionen des Herzkreislaufsystems und auf metabolische
Vorgänge sowie antientzündliche Wirkungen nachgewiesen. Entscheidend
scheine aber das komplette Ernährungsmuster und weniger eine einzelne
Nahrungskomponente zu sein, so Spence. Besonders günstig sei eine
mediterrane Kost, reich an Früchten, Obst, Fisch und Vollkorn. „Mit
einer Prise Tabasco wird man aus Fastfood kein gesundes Essen zaubern
können.“
Ganz allgemein ist das Nutzen von Kräutern und Gewürzen in der Küche aus
ernährungsphysiologischer Sicht positiv zu beurteilen. Neben der
geschmacklichen Aufwertung bieten sie Mikronährstoffe und sekundäre
Pflanzenstoffe und helfen Salz einzusparen, von dem wir meist zu viel
verwenden.
(BZfE)
(gb) |