Die Schweiz wird immer wieder als «Hochpreisinsel» bezeichnet. Die Debatte über die Gründe für die
niedrigeren Preise in den Nachbarländern ist oftmals emotionsgeladen und blendet die im Detailhandel
anfallende Kostenstruktur völlig aus. Nicht selten wird dabei den Schweizer Detailhändlern
vorgeworfen, durch überhöhte Gewinnmargen für die Preisunterschiede verantwortlich zu sein. Eine
neue Studie der SWISS RETAIL FEDERATION, durchgeführt von BAK Economics, zeigt jedoch ein
deutlich anderes Bild: Im Vergleich zur Preis- und Kostenstruktur der Detailhändler in den vier grossen
Nachbarländern leidet die hiesige Branche unter erheblichen Kostennachteilen, welche die
Preisdifferenzen bei Weitem überwiegen.
Vergleicht man die Kostenblöcke Warenbeschaffung im In- und Ausland, die Vorleistungs- sowie die
Arbeitskosten, so wird deutlich, dass der Detailhandel in den Nachbarländern von erheblichen
Kostenvorteilen profitiert: Im Durchschnitt sieht sich der Schweizer Detailhandel mit 50 Prozent
höheren Kosten gegenüber den Mitbewerbern im Ausland konfrontiert. Hiervon entfallen rund zwei
Drittel auf die teurere Warenbeschaffung im In- wie im Ausland. Der Rest fällt zu gleichen Teilen auf die
Arbeits- und Vorleistungskosten.
Auf der anderen Seite sind die Preise im Schweizer Detailhandel trotz dieses Kostenkorsetts nur 35
Prozent höher. Die Differenz zwischen dem Kosten- und dem Preisunterschied von 15 Prozentpunkten
lässt sich zu rund zwei Drittel mit der im Vergleich zu den Nachbarländern günstigeren Mehrwertsteuer
begründen. Im Weiteren profitieren die hiesigen Detailhändler auch vom günstigeren Zinsumfeld und
einem tieferen Niveau der Unternehmensbesteuerung. «Die Analyse zeigt es klar auf: Die Detailhändler
stehen in einem harten Wettbewerb und müssen einmal erlangte Preisvorteile grundsätzlich an die
Konsumenten weitergeben», sagt Daniela Schneeberger, Präsidentin der SWISS RETAIL
FEDERATION. Die Direktorin, Dagmar Jenni, ergänzt: «Zudem räumt die Studie mit auf Einzelfälle
basierenden Aussagen auf, die Schweizer Detailhändler würden für Produkte das Mehrfache als die
Nachbarstaaten verlangen.»
Es ist daher offensichtlich, dass es dringend Massnahmen braucht, um den Kostennachteil zu
verringern. «Eine wichtige Massnahme ist die Stärkung von Einkaufsgemeinschaften, mit welchen
insbesondere im internationalen Beschaffungsmarkt tiefere Preise gegenüber Konzernen erzielt werden
können», führt Dagmar Jenni aus.
Im Weiteren vermindert sich der Kostendruck durch den Verzicht auf zusätzliche und den Abbau
bestehender Regulatorien wie etwa unnötige Deklarationsvorschriften. Von einem Marschhalt für
agrarpolitisch motivierte Marktabschottungsvorschriften bei gleichzeitiger administrativer
Entschlackung der Vorgaben für die Landwirtschaft profitieren auch innovative und marktorientierte
Bauernbetriebe. Gleichzeitig ist aber auch der Zugang zu starken Schweizer Labels wie IP Suisse oder
Bio-Knospe zu forcieren, um den Wettbewerb im Inland zu stärken und letztlich bessere
Konsumentenpreise anbieten zu können.
(SWISS RETAIL FEDERATION)
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