Süssigkeiten, Gebäck, frittierte Snacks und Fleischersatzprodukte sind Beispiele für häufig stark verarbeitete Lebensmittel. Ihnen ist gemeinsam, dass ihre Rohstoffe viele Verarbeitungsprozesse durchlaufen haben. Sie verdrängen zunehmend frische Lebensmittel und frisch zubereitete Mahlzeiten vom Speiseplan. Laut Berechnungen der Nationalen Verzehrsstudie II stammten bereits Anfang der 2000er-Jahre etwa 50 Prozent der gesamten Energieaufnahme von Erwachsenen aus stark verarbeiteten Lebensmitteln.
„Diese Produkte sind meist überall erhältlich, erschwinglich, schnell zubereitet und lange haltbar“, so fasst Harald Seitz vom Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) die Vorteile zusammen. Die Kehrseite der Medaille: „Stark verarbeitete Lebensmittel enthalten in der Regel reichlich Zusatzstoffe, Energie (Kalorien), Salz, gesättigte Fette und Zucker, aber wenig Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe.“
Erwachsene, die viele stark verarbeitete Lebensmittel essen, haben wahrscheinlich ein höheres Risiko für Übergewicht, Adipositas, Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das zeigt eine aktuelle Veröffentlichung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) und des Max Rubner-Instituts (MRI). Die Autorinnen haben in einer systematischen Literaturrecherche 37 Studien identifiziert und den aktuellen Forschungsstand zum Verzehr stark verarbeiteter Lebensmittel und ernährungsmitbedingten Erkrankungen ausgewertet.
Die Autorinnen betonen, dass weitere Studien erforderlich seien, um die Wirkungen von stark verarbeiteten Lebensmitteln auf die Gesundheit besser zu verstehen und mögliche Empfehlungen für deren Anteil an der täglichen Ernährung ableiten zu können. „Nichtsdestotrotz gilt schon jetzt die Faustregel: Je weniger verarbeitet und frischer ein Lebensmittel ist, desto besser. Nutzen Sie die enorme Vielfalt an den Obst- und Gemüsetheken. So können Sie selbst bestimmen, wieviel Salz, Zucker oder Fett mit auf den Teller kommt“, empfiehlt Seitz.
(BZfE)
Mehr Transparenz beim Verarbeitungsgrad
Verbraucher:innen setzen sich immer kritischer
mit den Verarbeitungsprozessen in der
Lebensmittel- und Getränkeindustrie auseinander.
Die Herstellung stark, übermässig oder
hochverarbeiteter Lebensmittel (ultra-processed
food, UPF) wird in der Öffentlichkeit diskutiert,
und Verbraucher:innen nehmen Zutaten,
Nährwerte und Herstellungsmethoden immer
genauer unter die Lupe.
Vor diesem Hintergrund ist die
„Hochverarbeitung“ die jüngste Entwicklung
von Begriffen wie „Junkfood“ oder „Clean
Label“.
In den nächsten zwei bis fünf Jahren wird
es mehr Transparenz im Umgang mit dem
Thema Verarbeitung von Lebensmitteln und
Getränken geben, und Verbraucher:innen
werden dadurch besser informiert sein.
Unternehmen, die hochverarbeitete Lebensmittel
und Getränke produzieren, werden teilweise
weniger verarbeitete, „besser-für-dich“-
Versionen ihrer Produkte entwickeln. Die meisten
Verbraucher:innen werden jedoch auch weiterhin
in Massen oder als gelegentliche Ausnahme ihre
bevorzugten hochverarbeiteten Lebensmittel und
Getränke konsumieren.
Gleichzeitig werden minimal verarbeitete,
nährstoffreiche und einfache Produkte
immer mehr Verbraucher:innen ansprechen.
Konsument:innen und Einzelhändler werden sich
vor dem Hintergrund der steigenden
Energiekosten verstärkt haltbare Produkte
wünschen, die aufgrund ihrer Verarbeitung
weniger stark gekühlt oder tiefgekühlt
werden müssen.
Durch die steigende Nachfrage nach natürlichen
Lebensmitteln aus vertrauten, weniger
verarbeiteten Quellen wird auch die Akzeptanz
der Verbraucher:innen für Produkte steigen, bei
denen nährstoffreiche Zutaten wiederverwendet
werden und die früher vielleicht weggeworfen
worden wären, wie z. B. unförmiges Gemüse.
Zudem wird in den kommenden Jahren das
Interesse an weniger verarbeiteten Lebensmitteln
und Getränken aus upgecycelten Zutaten
wachsen, die reich an Vitaminen, Mineralien,
Ballaststoffen, Proteinen und anderen
Nährstoffen sind. (Mintel)
(gb) |