Einige Kantone wollen, dass das Covid-Zertifikat auch im Gastgewerbe
zur Pflicht wird. Der Bundesrat preschte an seiner Medienkonferenz am 25.8.2021 in dieselbe Richtung. GastroSuisse wehrt sich dagegen
und sieht dieser Entwicklung mit grosser Sorge entgegen. Eine
Zertifikatspflicht diskriminiert und spaltet die Gesellschaft. Kommt
hinzu, dass dadurch die Gastronomie massive Umsatzeinbussen erleidet.
Es sind Alternativen zu prüfen, bevor Bund und Kantone
verfassungswidrige Massnahmen ergreifen.
"Wir sind besorgt", sagt Casimir Platzer, Präsident von GastroSuisse.
Erst noch sprach der Bundesrat davon, dass unser Land in Richtung
Normalisierung geht. Und nun zeigt er sich plötzlich von der Idee
angetan, dass der Besuch eines Restaurants, einer Bar oder eines
Cafés nur noch mit Covid-Zertifikat möglich sein soll. "Diese
Massnahme ist diskriminierend und spaltet unsere Gesellschaft", so
Platzer. Rund 40 bis 50 Prozent der Bevölkerung werden dadurch von
einem wichtigen Teil des gesellschaftlichen Lebens ausgegrenzt.
"Der
Bundesrat und einige Kantone scheinen nicht zu verstehen, dass der
Besuch eines Restaurants für ganz viele Leute alltäglich ist",
bedauert er. Im Gastgewerbe kehren täglich 2,5 Millionen Menschen
ein. "Folglich könnten über eine Million Menschen nicht mehr ins
Restaurant, in ein Café oder in eine Bar gehen", betont Platzer und
fügt an: "Kaum jemand wird sich für den Genuss eines Kaffees oder
eines Feierabendbieres in einem Restaurant testen lassen. Die
verfügbaren Testkapazitäten würden auch gar nicht ausreichen."
Nicht nur für das gesellschaftliche Zusammenleben wäre das fatal,
auch für die Gastronomie wäre das schlimm. "Viele Betriebe hätten
zusätzliche massive Umsatzeinbussen", sagt Platzer. In Frankreich
etwa sanken die Umsätze seit der Zertifikatspflicht in vielen
Betrieben bis zu 40 Prozent. "Das gleiche wird auch in der Schweiz
passieren", sagt Platzer. Wie der Bundesrat diesen wirtschaftlichen
Konsequenzen entgegenwirken will, darauf hat der Bundesrat aber keine
Antworten.
Weshalb die Massnahmen erneut primär aufs Gastgewerbe
abzielen, bleibt ebenso unverständlich. "Statistiken zeigen, dass es
in Restaurants, wo sitzend konsumiert wird und die Abstände
eingehalten werden, seit der Wiedereröffnung kaum Ansteckungen gab",
sagt Platzer. Die Ansteckungen fanden offensichtlich nicht in der
Schweizer Gastronomie statt, sondern in anderen Bereichen und viele
Ansteckungen wurden auch durch Ferienrückkehrer importiert. Trotzdem
soll nun wieder das Gastgewerbe den Kopf hinhalten.
"Deshalb ist eine
Zertifikatspflicht in der Gastronomie unverhältnismässig und wird in
epidemiologischer Sicht auch keine Wirkung zeigen", so Platzer und
betont: "Zudem nehmen bei einer Zertifikatspflicht die Treffen und
Zusammenkünfte in den privaten Räumen wieder deutlich zu. Dort gibt
es im Gegensatz zum Gastgewerbe aber keine Schutzkonzepte."
Noch ist nichts beschlossen. GastroSuisse hofft daher, dass der
Bundesrat andere Massnahmen prüft, bevor er die Ausweitung des
Zertifikats einführt.
"Nicht zuletzt ist die Ausweitung
verfassungswidrig", betont Platzer. Das Legalitätsprinzip in Artikel
5 der Bundesverfassung als fundamentales Prinzip unseres
Rechtsstaates verlangt nämlich, dass wichtige Ungleichbehandlungen
auf Stufe Gesetz geregelt werden. "Eine Rechtsgrundlage auf Stufe
Gesetz besteht für so einen gesellschaftlich relevanten Entscheid
derzeit nicht", erklärt Platzer.
Zudem ist auch das
Rechtsgleichheitsgebot gemäss Art. 8 BV verletzt, insbesondere weil
die Impfungen keine weitgehende sterile Immunität gewährleisten
(Geimpfte können sich weiter anstecken und bleiben auch ansteckend).
GastroSuisse wehrt sich denn auch dagegen.
"Auch bleiben viele Fragen
offen", so Platzer. Hat der Bund etwa untersucht, was die Ausweitung
des Zertifikats auf die Gastronomie in anderen Ländern für einen
Effekt hatte? Oder was erwartet der Bund bei einer Ausweitung des
Zertifikats in Bezug auf die Fallzahlen und Hospitalisierungen?
GastroSuisse fordert Antworten.
"Nur weil die umliegenden Länder diese unnütze und diskriminierende
Zertifikatspflicht eingeführt haben, heisst das noch lange nicht,
dass wir die gleichen Fehler machen müssen", so Platzer und ergänzt,
dass in der Schweiz letzten Winter kein Skigebiet offen gewesen wäre,
wenn man immer alle Massnahmen kopiert hätten. "Wir waren das einzige
Land in Mitteleuropa mit offenen Skigebieten und passiert ist
nichts", sagt Platzer und betont: "Deshalb lehnen wir eine
Zertifikatspflicht für Restaurants und Cafés entschieden ab." (GastroSuisse)
(gb)