Kakao, der Grundstoff für Schokolade, wird überwiegend in Westafrika sowie in Mittel- und Südamerika angebaut. Dort arbeiten Kleinbäuerinnen und Kleinbauern unter schwierigen Bedingungen: Viele von ihnen haben kein existenzsicherndes Einkommen und Kinderarbeit ist weit verbreitet.
Um die Ernteerträge zu erhöhen, wird manchmal Regenwald abgeholzt und oft kommen Pestizide zum Einsatz. Der Preisdruck auf dem Weltmarkt macht es für Kakao-Bäuerinnen und -Bauern ausserdem meist extrem schwer, nachhaltige Anbaupraktiken anzuwenden.
Trotz zahlreicher Initiativen für nachhaltigeren Kakao bestehen diese Probleme offenbar weiterhin. Zumindest zeigt das das Kakao-Barometer 2022, herausgegeben vom VOICE-Netzwerk, einem Zusammenschluss von Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften, die sich für einen nachhaltigen Kakaosektor einsetzen.
Trotz aller Kritik und unterschiedlicher Kriterien bieten einige Nachhaltigkeits-Siegel auf der Verpackung von Schokolade eine gute Orientierung beim Einkauf. Laut einer Erhebung des Bundesverbandes der Deutschen Süsswarenindustrie e. V. bei seinen Mitgliedsunternehmen erreichte der Anteil an nachhaltig zertifiziertem Kakao bei den in Deutschland verkauften Süsswaren im Jahr 2022 gut 81 Prozent. Zum Vergleich: Bei der ersten Erhebung für das Jahr 2011 waren es nur etwa drei Prozent.
Diese Produkte sind zum Beispiel am Siegel der Rainforest Alliance mit dem grünen Frosch zu erkennen, der grössten Zertifizierungsorganisation im Kakaosektor. Fast überall verbreitet und vertrauenswürdig ist das Fairtrade-Siegel, das unter anderem für Kakao-Mindestpreise, aber auch für umweltschonenden Anbau steht. Als Faustregel gilt: Schokolade mit Fairtrade- oder Rainforest-Alliance-Siegel ist eine einigermassen gute Wahl, erst recht in Kombination mit einem Bio-Label.
Darüber hinaus ist nachhaltige Schokolade abseits des Weltmarkthandels grosser Anbieter auch ohne die genannten Zertifizierungen erhältlich. Zum Beispiel Produkte von Fair-Handelsorganisationen, die in Weltläden zu finden sind. Diese setzen seit jeher auf faire Lieferketten und haben auch Umweltaspekte im Blick. Auf jeden Fall ökologisch erzeugt, meist auch unter fairen Bedingungen, sind Schokoladenprodukte aus dem Biohandel. Als gutes Vorbild voran gehen ausserdem solche Unternehmen, die nicht nur auf nachhaltig erzeugten Kakao setzen, sondern die Schokolade auch direkt in den Kakao-Anbauländern herstellen. So bleibt die Wertschöpfung vor Ort und sichert Arbeitsplätze, die den Beschäftigten eine gesicherte Existenz ermöglichen.
Ob und wann Schokolade mit 100 Prozent nachhaltig erzeugtem Kakao zum "neuen Normal" wird, ist allerdings nicht abzusehen. Wer hohe Ansprüche hat, kommt daher nicht umhin, sich zu informieren und eventuell etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Eins ist jedoch klar: Den Kauf von Schokolade, die keinen nachvollziehbaren oder erst gar keinen Hinweis auf nachhaltig erzeugten Kakao enthält, sollte man gut abwägen.
(BZfE)
(gb)