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Das Risiko für illegale Holzkohlenproduktion ist bei nicht zertifizierten Produkten am höchsten.
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Beim Kauf von Holzkohle für den Grill wird oft nicht daran gedacht, dass diese einen umweltschädlichen Weg hinter sich hat. Jährlich werden ungefähr 13‘000 Tonnen Grill-Kohle in der Schweiz verkauft. Davon ist nur ein Prozent in der Schweiz produziert worden. Der Rest wird importiert und legt weite Distanzen zurück. Nicht selten kommt es vor, dass auch Tropenholz seinen Weg in unsere Holzkohlesäcke für den Grill findet.
Die Oberallmeindkorporation Schwyz (OAK) verfolgt seit dem Jahr 2019 das Ziel eine nachhaltige Schweizer Grill-Kohle zu produzieren. Mit dem Pilotprojekt möchte die OAK aufzeigen, dass es auch in der Schweiz möglich ist, Holzkohle unter Einhaltung der gängigen Vorschriften zu produzieren.
Die Grill-Kohle wird nicht wie üblich in Kohlenmeilern produziert, sondern in einem geschlossenen Behälter, einer sogenannten Retorte. Es wird angestrebt, dass die Prozesswärme der Holzkohleproduktion zur Holztrocknung weiterverwendet werden kann. Das Holz für die Holzkohle erntet die OAK in den eigenen Wäldern. Insgesamt 9‘026 Hektaren Wald besitzt die Korporation und ist damit die grösste nichtstaatliche Waldeigentümerin der Schweiz.
Teurer dafür besser
Im Vergleich zu anderen Verkäufern von Holzkohle, wie die Detailhändler Migros und Coop, ist die Grill-Kohle relativ teuer. 10 Kilogramm Schwyzer Grill-Kohle aus dem Testbetrieb gibt es für 50 CHF. Wenn die Konsumentinnen und Konsumenten die Holzkohle nicht abholen, fallen zusätzlich Versandkosten an. «Unsere Grillkohle ist qualitativ sehr gut. Sie hat eine sehr kurze Anzündzeit, ist geschmacks- sowie geruchsneutral und hat kaum Rauchentwicklung», sagt OAK-Betriebsförster Martin Baumgartner. Laut Baumgartner könne man mit einem halben Kilogramm problemlos für eine Familie ein Abendessen grillieren.
Bei der Migros ist die gleiche Menge an Holzkohle, welche aus Polen stammt, für 15.50 exklusive 7.95 Versandkosten erhältlich. Bewertet wird diese von den Konsumenten aber nur mit zwei von fünf Sternen. Die Holzkohle habe «lausige Qualität» und es seien «zu kleine Stücke», wie Konsumenten auf der Do it + Garden-Webseite der Migros schreiben.
Etwas teurer ist die Oecoplan Premium Holzkohle vom Coop, die für 10 Kilogramm für 19.95 CHF zu kaufen ist. Auch diese stammt aus Polen. Die Holzkohle kann momentan nur in den Filialen gekauft und nicht geliefert werden. Dafür ist sie besser bewertet worden. Die Coop- sowie die Migros-Holzkohle sind beide FSC-zertifiziert.
Positives Fazit
Das Projekt stösst laut Martin Baumgartner auf grosses Interesse: «Wir haben sehr viele positive Rückmeldungen erhalten.» Obwohl die Grill-Kohle im obersten Preissegment ist, sieht die OAK ein Marktpotential von ungefähr vier bis fünf Prozent im Premiumbereich. Negative Rückmeldungen bezüglich der höheren Preise habe er nicht erhalten. Die OAK kommuniziere die Preise schliesslich offen auf ihren Kanälen. Diverse Vorteile sprechen für die Schwyzer Holzkohle. Das Holz stammt aus den lokalen, nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. Es fallen nur kurze Transportdistanzen an und die regionale Wertschöpfung wird erhöht.
Rückblickend kann die OAK ein positives Fazit ziehen. Das Projekt konnte viele Ziele, die sich die Organisation gesetzt hat, erreichen: «Wir konnten bis anhin beweisen, dass wir fähig sind eine qualitativ hochstehende Grill-Kohle zu produzieren. Es ist uns gelungen aufzuzeigen, wie man dezentral Grill-Kohle herstellen kann und dabei die Prozesswärme nutzt», sagt Martin Baumgartner. Ausserdem konnte die OAK zeitgleich Erfahrung in der Herstellung von Pflanzen- und Futterkohle sammeln.
Tropenholz trotz FSC-Label
Einer der Gründe weshalb, die OAK das Pilotprojekt startete, waren Untersuchungen vom WWF Schweiz. In den Jahren 2018 und 2019 untersuchte der WWF verschiedene Grillkohle-Produkte, welche bei Schweizer Detailhändlern verkauft wurden. Die Ergebnisse deckten Erschreckendes auf: Im Jahr 2018 enthielten 66 Prozent der getesteten Produkte nicht deklarierte Holzarten und in über 40 Prozent liessen sich tropische Holzarten nachweisen. Darunter waren auch FSC-zertifizierte Produkte, die eigentlich eine legale und nachhaltige Waldbewirtschaftung versprechen.
Unter den Herkunftsländern, die durch die Holzkohleproduktion zu einer ernsthaften Bedrohung der Wälder beigetragen haben, gehörten Polen, Ukraine und Namibia. So trugen viele Konsumentinnen und Konsumenten, ohne zu wissen zur Zerstörung von Tropenwäldern bei.
Im Jahr 2019 konnte man bereits eine Tendenz zur Verbesserung feststellen. Nur in 15 Prozent der untersuchten Produkte liess sich Tropenholz nachweisen. 46 Prozent der Produkte wurden richtig deklariert.
Aber auch 2019 gab es laut WWF-Bericht noch schwarze Schafe. Nicht FSC-zertifiziertes Holz aus tropischen oder subtropischen Regionen bedeute normalerweise ein hohes Risiko für Illegalität und/oder Raubbau. Auf Anfrage erklärt der WWF, er habe seit 2019 keine neuen Tests durchgeführt. Deshalb ist nicht klar, wie die Situation heute aussieht. (LID)
(gb)