Die Schweiz ist ein Käseland. Der Durchschnitts-Schweizer isst 20,7 Kilogramm Käse pro Jahr. Die Deutschen essen noch mehr – der jährliche Pro-Kopf-Konsum beträgt 22,4 Kilogramm. Insbesondere Appenzeller-Käse ist bei den Deutschen beliebt. Knapp die Hälfte der Produktion wird nach Deutschland exportiert. Mengenmässig ist Appenzeller in Deutschland der wichtigste Schweizer Käse.
Wie heiss die Deutschen den Appenzeller lieben, zeigte sich im Januar an der Grünen Woche in Berlin (Bild), der grössten Publikumsmesse Deutschlands, an der Produkte aus der ganzen Welt angeboten werden. Am Appenzeller-Stand lief das Geschäft gut. Die Deutschen lieben den kräftigen und würzigen Geschmack besonders. Auch der Gruyère lief gut in Berlin. Auch beim Tête de Moine-Stand war das Interesse zwar da, sagte Verkäufer Jens Gam, doch: "Die Kauflust der Deutschen war dieses Jahr nicht so gross."
Zwar wird in Deutschland mit Käse im tiefpreisigen Selbstbedienungsbereich am meisten Umsatz gemacht. Schweizer Käse ist für die Deutschen eine Spezialität, für die sie tiefer in die Tasche greifen müssen. Dennoch hat sich der Schweizer Käse etabliert. "In den rund 15'000 Käsetheken in Deutschland werden zwischen 300 bis 400 Käsesorten verkauft. In fast jeder Käsetheke ist auch Schweizer Käse zu finden", sagt Müller-Henze von Swiss Cheese Marketing SCM.
Neben dem Verkaufsschlager Appenzeller werden jährlich 2'800 Tonnen Emmentaler und 2'500 Tonnen Gruyère verkauft. "Unter den Markenkäsen ist Appenzeller im Käsetheken-Ranking auf Rang 3, Emmentaler auf Rang 9 und Gruyère auf Rang 13." Am beliebtesten unter den Markenkäsen bei den Deutschen sind laut Müller-Henze die Holländer. Auf Rang 1 ist der Grosslochkäse Leerdammer, Rang 2 belegt die Käsemarke Frico, unter der vor allem Schnittkäse in verschiedenen Sorten wie etwa Gouda oder Edamer vermarktet.
Auf den Preis kommt es an
Dass sich Schweizer Käse bei den Deutschen etabliert hat, ist nicht selbstverständlich. Die Preisunterschiede sind oftmals eklatant: Kostet ein fünfmonatiger Bergkäse aus Österreich rund 80 Eurocent pro 100 Gramm im Laden, muss der deutsche Konsument für einen Le Gruyère AOC 1,70 bis 1,90 Euro pro 100 Gramm bezahlen. Die Schweizer Fahne wirke zwar bei den deutschen Konsumenten, aber der Swissness-Bonus alleine reiche heute nicht mehr aus.
"Aus allen Ländern drängen Käseexporte nach Deutschland", sagt Müller-Henze. An den deutschen Käsetheken würden jährlich knapp 100'000 Tonnen abgesetzt, der Anteil aus der Schweiz liege derzeit bei rund 11'000 Tonnen. "Für die Exporteure ist es sehr schwierig, im europäischen Food-Markt Fuss zu fassen. Es gibt bereits Hunderte von Käseprodukten." Schweizer Käse-Exportfirmen könnten sich zudem mit Appenzeller, Gruyère und Emmentaler kaum profilieren, weil es sich immer um das gleiche Produkt handle. "Die logische Folge ist, dass sich die Exporteure primär über einen tieferen Preis hervorheben müssen."
Der deutsche Einkäufer werde immer versuchen, den günstigsten Käse zu erhalten – so funktioniere die freie Marktwirtschaft. "Viele Käseexporteure versuchen nun, ihr Käsesortiment zu erweitern, um dem Detailhändler weitere Spezialitäten anbieten zu können." So vermarkte zum Beispiel Emmi höhlengereifte Kaltbachprodukte, der Käsehändler Walo von Mühlenen die "Premier Cru"-Linie oder der Händler Lustenberger und Dürst die "Le Superbe"-Linie.
Neben Deutschland wird Appenzeller-Käse vorwiegend nach Frankreich, Italien, in die Benelux-Länder und nach Grossbritannien exportiert. Auch in den USA und in Kanada möchte Christoph Kempter, Geschäftsführer der Sortenorganisation Appenzeller, seinen Käse bekannter machen. Doch einfach ist dies nicht. Die Konsumlust ist in den USA und Kanada zurückgegangen, höher positionierte Retailketten verlieren Kunden an billigere Discounter. (Text: LID / Helene Soltermann)
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DER WAHRE GRUND
Warum schmeckt Appenzeller Käse so rezent? Der wahre Grund ist offenbart in einem uralten Appenzeller Kindervers (heute würde man dies Rap nennen):
Appenzeller Meiteli
Wie machsch du au din Chäs?
Ich tuen en in es Chübeli
und druck en mit em Füdeli
drum wird de Chäs so räss.
Als diese Pressmethode beim Bundesamt für Gesundheit in Ungnade fiel, kamen die Marketingstrategen auf die Idee mit der geheimen Kräutersulz.
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(gb)