Zürichs neue Markthalle IM VIADUKT ist eine innovative Mischung von mehr als sechzig Geschäften, Ateliers, sozialen und
kulturellen Einrichtungen. Ihr Angebot entspricht den unterschiedlichsten Bedürfnissen in der
Gegend und verbindet die zwei bisher getrennten Quartiere des Kreis 5 mit Genuss, Ästhetik und
Kreativität.
Die Markthalle ist am 4.9.2010 festlich eröffnet worden. Die Festbesucher
erhielten am Tag der offenen Tür eine Kostprobe der Schaffenskraft.
Unter den stimmungsvollen Bögen
des Eisenbahnviadukts im Zürcher Kreis 5 ist wieder Leben eingekehrt. Nach fünf Jahren Planungs- und Bauarbeiten ist ein neuer urbaner Treffpunkt entstanden: zum Flanieren, Einkaufen, Geniessen, Essen und Trinken.
| |
Mittelpunkt der Anlage ist eine über zwei Geschosse reichende Halle, in der rund
zwanzig Bauern und Lebensmittelhändler aus der Umgebung ihre marktfrische Ware anbieten (im Bild die Zürcher St.Jakob-Bäckerei mit Gourmetniveau). Die Architekten beliessen die groben Steinmauern selbst im Innern der Räume
sichtbar, sodass der rohe Charme des Bauwerks ein einzigartiges Ambiente für die unterschiedlichsten
Mieter schafft.
|
In neun Viaduktbögen stehen den Kunden fest eingebaute Läden offen. Vorbei sind die Zeiten, in
denen Regen und Kälte das Marktgefühl trübten. Bild: der Bachsermärt auf einer der Inseln in der Mitte.
Märkte sind Orte der Begegnung: zwischen Kunde und Kunde aber auch zwischen Kunde und Verkäuferin – hier am Inselstand von Käsers Schloss.
Käsers Schloss ist ein innovativer Obstbau-Betrieb in Elfingen AG, der seine Früchte selbst zu hochwertigen Edelbränden verarbeitet. Und nicht nur dies: er stellt auch Whisky her sowie eine ganze Reihe von Gourmet-Hofprodukten mit professionellem Auftritt wie hier im Picnickorb.
Bei Fellmann gibt es nebst einheimischen Pilzen, Gemüse und Früchten auch direkt importierte reife Mango und Ananas.
Beim Zürcher Handwerksbetrieb Wild&Edel gibt es Wildpflanzen-Produkte, darunter auch originelle wie Vogelbeeren- Chutney. Wurde einem als Kind nicht eingetrichtert, dass Vogelberen giftig sind? Tatsächlich enthalten sie Spuren von Blausäure, die aber verschwindet beim Kochen oder Trocknen. Vogelbeeren pur sind ziemlich herb und sauer aber als Chutney reizvoll und mit Garantie eine Sensation als Party-Mitbringsel.
Eine Rarität in der Schweiz: Englischer Käse vom «British Cheese Center». In England produziert man mehr Käsesorten als in Frankreich und der Schweiz, sagen die Engländer. Und: der meiste Käse stammt aus dörflichen Kleinkäsereien oder Bauernhöfen wie in der Schweiz. Der meiste ist ferner Rohmilchkäse mit Charakter. Warum gewinnen denn die Engländer nie eine Medaille an der internationalen Bergkäse-Olympiade? Weil es dort keine Berge gibt und sie daher nicht teilnehmen dürfen. Die höchsten britischen Hügel reichen bis 500 Meter, und die Bergkäse-Olympiade verlangt mindestens 600 Meter. Berühmt ist der englische Blauschimmelkäse Stilton, hier in Bioqualität.
|
|
Italienische Spezialitäten bei Saltinbocca: Schwarze Sommertrüffel, Parmesan, Parmaschinken und Bioweine aus Umbrien.
|
Waadtländer Boutefas der Metzgerei Venoge bei «Berg und Tal»: eine Saucisson im Schweineblinddarm – Rarität ausserhalb des Waadtlandes
Muscheln, Fisch, Kopffüssler und Krustentiere bei Braschler Comestibles.
Traditionelle vom Verschwinden bedrohte Spezialitäten bei Slow Food nach den strengen Regeln hergestellt: handwerklich, natürlich und mit fairer Bezahlung der Produzenten. Produkte aus der Schweiz und Italien.
| |
|
| |
Exotische Früchte bei Fruitpassion mit Beratung durch eine Expertin aus Kamerun. Notabene: in Afrika tragen die Frauen noch viel schwerere Lasten auf dem Kopf als ganze Ananas.
|
|
|
Afrika zum Zweiten: exotischer Fruchtsalat beim «Flying Zebra»
|
Alle Mieter profitieren von den Zielen der Stiftung PWG, welche die Bögen zu Quadratmeterpreisen von 200 bis 260 Franken im Jahr vermietet. Im Sinne der Anwohner sind Parkplätze bewusst knapp bemessen.
Das Markthalle-Restaurant wird von der Gasometer-Gastronomie geführt und hat auch am Sonntag geöffnet. Küchenchef Reto Zuberbühler kauft die Zutaten direkt vor der Nase in der Markthalle ein und gemäss Angaben auf der Speisekarte «ganze Säuli, die vom Schnörrli bis zum Schwänzli verarbeitet werden». An welchem Markthalle-Stand diese Säuli mit Schörrli und Schwänzli feilgeboten werden, ist noch Gegenstand von Recherchen. Und etwas anderes besonderes: Die Gäste schöpfen selber aus Schüsseln auf den Tischen.
Kommentar der delikatessenschweiz-Redaktion
Die Viadukt-Markthalle ist einzigartig für die Schweiz und vergleichbar mit jener in Stuttgart, zwar nicht in der Grösse aber in Vielseitigkeit, Angebotsqualität und der Kombination mit einem Restaurant. Sie ist sogar qualitativ vergleichbar mit der jährlichen Zürcher Delikatessenmesse Gourmesse und konzeptionell sogar noch ein wenig anspruchsvoller. Der Waren-Mix ist ausgewogen: keine Industrieprodukte, keine Kettengeschäfte, mehrheitlich Schweizer Produkte aber einige wohl dosierte auch aus Italien oder exotischen Ländern. Die Produkte sind attraktiv und trendig: handwerklich hergestellt, mehrheitlich regional, bio und oft exklusiv. Hofprodukte von Bauern überwiegen, darunter auch viele professionell verarbeitete.
Was die Gourmesse jedoch voraus hat sind Kochshows und Seminare, aber was nicht ist kann noch werden in der Markthalle: die Anreicherung mit Shows und Events. Immerhin: In den Inseln werden die Anbieter rotieren, so dass auch regelmässige Marktbesucher Neues entdecken können. Die Markthalle ist auch für Touristen eine Attraktion, die dann aber weniger Gemüse oder Frischfleisch kaufen sondern eher Schweizer Schokolade, Geschenkartikel oder Takeaway-Food. Wenn Touristen wirklich kommen, was natürlich von der Kommunikation abhängt, sollten sie ein grösseres Angebot an Confiserieprodukten finden als heute besteht. Was Besucher von nah und fern schätzen sind Degustationen und Fachinformationen von versierten, kontaktfreudigen Verkäufern – das A und O eines erfüllenden Marktbesuchs.
Stiftung PWG über sich selbst
Eine Volksinitiative führte 1985 zur Gründung der Stiftung PWG. Diese
erhielt den Auftrag, Liegenschaften in der Stadt Zürich zu erwerben und
sie so dauerhaft der Spekulation zu entziehen. Preisgünstige Wohn- und
Gewerberäume sollten erhalten oder gegebenenfalls durch neu zu erstellende
Bauten geschaffen werden. 1991 wurde die Geschäftsstelle eröffnet,
und seither erwarb die Stiftung jährlich bis zu zehn Immobilien zu
üblichen Marktpreisen. In den ersten zwanzig Jahren ihrer Tätigkeit kaufte
sie 145 Liegenschaften im Gesamtwert von rund 370 Millionen Franken. (aus www.pwg.ch)
(gb)