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Das Rezept der Bündner Nusstorte stammt aus Frankreich.
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Die Zuckerbäcker aus Graubünden galten über lange Zeit in ganz Europa als herausragende
Vertreter ihrer Zunft. Ihr frühestes Auswanderungsziel war die Republik und Stadt Venedig,
wo sie sich im Lauf des 17. Jahrhunderts etablieren konnten. Zunächst boten sie ihre
Süssigkeiten direkt auf den Strassen und Gassen der Lagunenstadt feil. Sie sollen auch unter
den ersten gewesen sein, die in Venedig Kaffee ausschenkten. Aus politischen Gründen
mussten sie die Republik aber 1766 verlassen. Und so suchten sie sich von Spanien bis nach
Russland neue Wirkungsstätten in ganz Europa.
Den Höhepunkt erreichte ihre Auswanderung
zwischen 1800 und 1850. Heute lassen sich – vor allem in Italien – noch vereinzelte
Konditoreien finden, die über Generationen hinweg in Bündner Hand blieben.
In Konditoreien an bester Lage verführten die Bündner Zuckerbäcker die Kundschaft über
Jahrhunderte mit sorgsam angefertigtem Marzipan, feinster Schokolade, kunstvollem Konfekt
und Tafelschmuck, meisterhaften Kuchen, erfrischenden Limonaden, sommerlichen
Eisspezialitäten, aromatischem Kaffee und anderen Köstlichkeiten.
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Pfirsichsteine aus Marzipan, ein Traditionsprodukt der Churer Konditorei Bühler.
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Das anspruchsvolle
Metier erlernten sie, oftmals kaum den Kinderschuhen entwachsen, bei Verwandten oder
Bekannten in der Fremde. Somit erstaunt es nicht, dass sich in fast jeder Bündner Familie ein
Zuckerbäcker in der Ahnentafel findet.
Das Erfolgsrezept der Bündner Zuckerbäcker beruhte auf harter Arbeit und Sparsamkeit, einer
ausgesprochenen Anpassungsfähigkeit an die fremden Sitten und Gepflogenheiten,
geschickten Investitionsstrategien und Teilhabersystemen – und nicht zuletzt auf ihrer
bemerkenswerten Vernetzung mit den Landsleuten.
Doch auch mit all diesen Zutaten versehen schafften es bei Weitem nicht alle, sich eine eigene
Existenz aufzubauen. Eine gehörige Portion Glück im richtigen Moment entschied oft
darüber, wer als gemachter Mann nach Hause zurückkehrte, und wer arm und von Heimweh
geplagt in fremder Erde begraben wurde.
Im altehrwürdigen Café Hanselmann in St.Moritz, wo Kaffee noch im Silberkännchen serviert wird.
Mit Fotos, Tonstationen und zahlreichen Originalobjekten thematisiert die Ausstellung das
traditionsreiche Handwerk der Zuckerbäcker und die Innovationslust der Bündner, die
zweifelsohne auch zur unabdingbaren Allianz von Kaffee und Kuchen beigetragen hat.
Beispielhaft werden zudem einzelne Schicksale von Bündner Auswanderern beleuchtet.
Das Museum über sich selbst
In wechselnden Ausstellungen vermittelt das Johann Jacobs Museum Einblicke in die faszinierende
Welt des Kaffees und dessen facettenreiche Kulturgeschichte. Das seit 1984 bestehende
Museum ist Teil der Jacobs Foundation. Es besitzt eine exklusive Sammlung, bestehend
aus Porzellan, Silber, Grafiken und Gemälden sowie eine der weltweit bedeutendsten
Bibliotheken zur Geschichte des Kaffees. Vom 27. bis 29. November 2009 feiert das Museum
sein 25-jähriges Jubiläum.
Kontaktpersonen
Monika Imboden, Kuratorin
Yvonne Höfliger, wissenschaftliche Mitarbeiterin
Bündner Zuckerbäcker und Cafetiers: Historische Ausstellung noch bis 14.2.2010
Öffnungszeiten des Johann Jacobs Museums:
Freitag 14–19 Uhr
Samstag 14–17 Uhr
Sonntag 10–17 Uhr
Öffentliche Führung jeweils Sonntag, 14 Uhr
Johann Jacobs Museum
Seefeldquai 17, 8034 Zürich
Tel 044 388 61 51
team@johann-jacobs-museum.ch
www.johann-jacobs-museum.ch
(gb)