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Bauernkotelett mit Schwarte
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Schweinefleisch enthält weniger Fett als oft
angenommen wird – ein verkaufsfertiges
Nierstückplätzli enthält im Mittel nur ca. 5%
Fett. In vielen Fleischprodukten aber macht
Schweinefett einen bedeutenden Anteil aus.
Dessen Qualität ist einerseits für die Verarbeitung und die Produkteigenschaften, andererseits für die menschliche Ernährung
und Gesundheit von Bedeutung. Fett wurde
lange – fälschlicherweise – als ein Hauptrisikofaktor für sogenannte Zivilisationskrankheiten (Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
Altersdiabetes, Fettleibigkeit) angeprangert.
Mittlerweile gilt es als wissenschaftlich erhärtet, dass dies unbegründet ist.
Fett – ein wichtiger Nährstoff
Die Zusammensetzung des Fettes spielt für
die menschliche Gesundheit eine wichtige
Rolle. So sind die mehrfach ungesättigten
Fettsäuren (PUFA) lebenswichtige Nährstoffe, da sie nicht nur ein wichtiger Hauptbestandteil von Zellen sind sondern auch
Vorstufen von Gewebshormonen. Bei den
PUFA werden Omega-3- (n-3) und Omega-6-Fettsäuren (n-6) unterschieden.
Der Mensch – ebenso wie das Schwein –
kann n-3- und n-6-Fettsäuren nicht selber
bilden und muss diese mit der Nahrung aufnehmen. Dementsprechend kann die Fettzusammensetzung von Schweinefleisch und
-fett auch hinsichtlich des Verhältnisses von
n-6/n-3-Fettsäuren durch die Fütterung
stark beeinflusst werden. Dies ist relevant,
da z.B. die aus n-6-Fettsäuren gebildeten
Gewebshormone entzündungsfördernd und
blutgerinnend wirken, während die n-3-Varianten blutverdünnend und entzündungshemmend sind. Darauf beruht ein Grossteil
der positiven Wirkung der n-3-Fettsäuren
gegen Herzkreislaufkrankheiten. Zur Senkung
des Risikos für sogenannte Zivilisationskrankheiten, wird ein n-6/n-3-Verhältnis
in der Gesamtdiät kleiner als 5 empfohlen.
In der üblichen westlichen Ernährung und
auch in Fleisch und Fett der in üblicher
Weise gefütterten Nicht-Wiederkäuer wie
Schweine und Geflügel liegt das n-6/n-3-Verhältnis i.d.R. über 10.
Mit Fütterungsversuchen auf drei Praxisbetrieben konnte deutlich gezeigt werden,
dass eine Futterzulage von 2.5% Leinsamen, welche einen hohen Anteil n-3-Fettsäuren enthalten, das n-6/n-3-Verhältnis
von über 10 auf unter 5 drückte. Dieser
Effekt war nicht nur im Fettgewebe der
Schweine zu beobachten, sondern übertrug sich auch auf die daraus hergestellten
Produkte.
Schweinefleisch als Quelle von Selen
Ein Nachteil der n-3-Fettsäuren ist, dass
sie eine geringe Oxidationsstabilität aufweisen und Fleischwaren entsprechend
schneller ranzig werden können. Um dem
entgegenzuwirken, kann durch Selen und
Vitamin E ein antioxidativer Schutz aufgebaut werden. Beide Komponenten können
ebenfalls über das Futter im Körpergewebe angereichert werden. In Tierfutter
dürfen dabei maximal 0.5 mg Selen pro
Kilogramm enthalten sein, wobei maximal
0.2 mg Selen in Form von Selenhefe d.h. in
der organisch gebunden Form, die besonders gut aufgenommen wird, vorliegen
dürfen. Mit der Zulage von 200 mg Vitamin E/kg sowie 0.2 mg/kg organisch gebundenem Selen (Selenhefe) konnte die
höhere Oxidationsanfälligkeit der n-3-Fettsäuren soweit kompensiert werden, dass in
Verkostungen durch Konsumenten und
Experten keine Unterschiede zu Produkten
aus üblichen Fütterungsverfahren festzustellen waren. Der höhere gesundheitliche
Wert hatte also keine negativen Auswirkungen auf den Genusswert.
In einem Versuchsdurchgang wurde dem
Futter zusätzlich 0.25 mg Na-Selenit zugegeben. Durch die kombinierte Zugabe von
Na-Selenit und organisch gebundenem
Selen konnte sichergestellt werden, dass
im Schweinefleisch und daraus hergestellte
Fleischprodukte der Selengehalt mehr als
0.0825 mg/kg betrug. Dieser Wert entspricht 15% der empfohlenen täglichen
Aufnahme womit dieses Fleisch und die
Fleischprodukte offiziell als «Quelle von
Selen» gelten dürfen. Selen ist ein wenig
bekanntes Spurenelement. Es hat aber eine
grosse Bedeutung, da es als Ko-Faktor verschiedener Enzyme vielfältige Funktionen
im Körper unterstützt. In der Schweiz ist
eine ausreichende Versorgung mit Selen besonders zu beachten, da die Böden vergleichsweise selenarm sind – und die darauf wachsenden Pflanzen folglich ebenso.
Aus diesem Grund wird dem Schweinefutter hierzulande üblicherweise Selen zugesetzt und Schweinefleisch ist daher allgemein eine gute Quelle von Selen.
Auch Schweinefleisch soll gelagert werden
Ein überwiegender Teil der Konsumentenschaft stuft Schweinefleisch allerdings nicht
als gesund ein. Dies muss zwar als sachlich
unbegründet gelten, zeigt aber gleichzeitig, dass Schweinefleisch wohl eher wegen
des Genusswertes verzehrt wird. Das bedeutet, dass der Optimierung des Genusswertes noch mehr Beachtung geschenkt
werden sollte. Mit der Zucht auf einen
optimalen intramuskulären Fettgehalt wurde
dazu im Schweizer Schweinezuchtprogramm schon einiges erreicht. In diesem
Projekt wurde nun geprüft, wie die Zartheit, als eine der wichtigsten Komponenten des Genusswertes von Fleisch, noch
verbessert werden kann. Die Reifung
(Lagerung) des Fleisches hat ein grosses
Potential, die Zartheit zu verbessern, wird
aber bei Schweinefleisch kaum angewendet.
In einem Reifungsversuch, bei dem
Nierstücke bis zum neunten Tag nach der
Schlachtung im Kühler gelagerten wurden,
verbesserte sich die Zartheit, gemessen als
Scherkraft, signifikant (33.5 N) gegenüber
den bereits drei Tage nach der Schlachtung
gemessenen Proben (43.4 N). Vor dieser
Reifung lag ein Grossteil der Proben über
einem Wert von ca. 38 N, und damit in
einem Bereich in dem Konsumenten mit
der Zartheit «nicht zufrieden» sind. Durch
die Reifung sind die meisten der Proben
unter diese Grenze und damit in den Akzeptanzbereich gerutscht.
Daneben wurden Scherkraftmessungen
an Fleischproben von über 1400 MLP-Tieren durchgeführt, um zu ermitteln, ob eine
züchterische Bearbeitung dieses Qualitätsmerkmales möglich ist. Mit der geschätzten Erblichkeiten von 37% zusammen mit
der vergleichsweise grossen phänotypischen
Varianz sind gute Voraussetzungen für eine
erfolgreiche Selektion gegeben. Folglich wird
die Scherkraft als Merkmal für die Zartheit
des Fleisches voraussichtlich im Sommer
2019 in die Zuchtwertschätzung für die
Edelschwein-Vaterlinie aufgenommen.
Insgesamt kann gefolgert werden, dass
umsetzbare Massnahmen zur Verbesserung
von Genuss- und Nährwert des Schweinefleisches zur Verfügung stehen.
Text: Martina Müller Richli, Monika Zurlinden, Eugenia Harms, Patrick Stratz, Martin Scheeder. Erstmals erschienen in «suisseporcs informationen» Nr2-2019
(gb)