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Report  11.02.2012
Neuheiten und Trends bei Süsswaren
Rückblick auf die ISM 2012
Vom 29.1. bis 1.2. 2012 hat die internationale Süsswarenmesse ISM in Köln stattgefunden, die weltweit grösste Süsswarenmesse. 1412 Anbieter aus 65 Ländern zeigten ihre Produkte, darunter zahlreiche Neuheiten und auch einiges Extravagantes.


Extravagant: Schokolade mit Blaukäsefüllung, präsentiert vom belgischen Schokolade-Hersteller Belcolade, notabene eine Tochter von Puratos, bekannt in der Schweiz für Bäckereizutaten. Ob man diese Mariage als Liebes-, Vernunfts- oder Scheinehe betrachtet, hängt von der individuellen Vorliebe ab.


Bei Schokoladeprodukten gibt es einerseits neuartige Kompositionen mit Gewürzen oder salzigen Zutaten, und andererseits puristische Konzepte, bei denen die Reinheit der Zutaten oder Herkunft und Anbaugebiet betont werden. Während die Herkunftsdeklaration seit Jahren ein starker Trend ist, bleiben extravagante Kombinationen eher Liebhabereien.


Kambly wirbt intensiv mit der Verwendung von Mehl und Butter aus dem Emmental. Über 80% der Rohstoffe stammen aus der Schweiz oder werden in der Schweiz verarbeitet, wie zum Beispiel die Schokolade, die nach eigenen Rezepturen von renommierten Schweizer Schokoladeherstellern für Kambly gefertigt wird.



Die Basler Schokoladefirma Idilio verfeinert das Herkunftskonzept, indem sie nicht nur Regions-spezifische Schokolade anbietet sondern sogar Produzenten-spezifische. Deklariert werden einzelne Kooperativen wie Finca Torres (beim Wein würde man dies Hanglagen nennen). Wie wenn der Dorfmetzger angibt, von welchem Bauern der Region die Tiere stammen. Aber hier reist der Kakao um die halbe Welt. Idilio plant weitere Perfektionen wie eine Milchschokolade aus reiner Jerseymilch (was bei Käse schon gemacht wird und als Rarität gilt).


Der natürliche Intensiv-Süssstoff Stevia, der seit Dezember auch in der Europäischen Union zugelassen ist, war das ISM-Thema par excellence. Produkte mit Stevia stiessen auch bei den Fachbesuchern auf grosses Interesse. Dazu gehörten Zuckerwaren (Bonbons und Kaugummi) ebenso wie Schokoladenprodukte. Wenn nur der lakritzartige Beigeschmack von Stevia nicht wäre…

"Free from"-Produkte sind weiter im Trend: die Palette an Produkten für Menschen mit Allergien oder Lebensmittelunverträglichkeiten wird stetig grösser, darunter vor allem Produkte mit Milch ohne Laktose, sowie gluten- oder ei-freie Backwaren. Und die Marketingstrategen sind erfinderisch: wenn ein Gipfel ohnehin keine Nüsse enthält, wird dies nun prominent ausgelobt. Aber die Nussallergiker warten immer noch auf den Nussgipfel ohne Nüsse.


Die deutsche Molkerei Omira ist auf Milch ohne Milchzucker (Lactose) spezialisiert. Der Rohstoff ist normale Milch, der mit Membranfiltration der Milchzucker entzogen wird. Experten schätzen den Anteil der von dieser Stoffwechselkrankheit Betroffenen auf 12% der Schweizer Bevölkerung (Lactose-Intoleranz ist keine Allergie im immunologischen Sinn).


Nachhaltigkeit und faire Handelsbedingungen werden immer wichtiger und sowohl von internationalen als auch von kleinen und mittelständischen Firmen offensiv vermarktet. Dies nicht nur bei den traditionellen Fairtrade-Rohstoffen wie Kaffee, Kakao und Bananen sondern auch bei vielem, das Zucker enthält. Wer Max Havelaar-Gummibärchen nascht, muss also kein schlechtes Gewissen mehr haben, jedenfalls nicht wegen unterbezahlten Arbeitern auf den Zuckerrohrplantagen.


Weihnachtsartikel der deutschen Confiserie Riegelein


Kombinationen von Spielen und Naschen sind auf dem Vormarsch. Beispiele: Pfiffige Spender für Fruchtgummis, die die Geschicklichkeit herausfordern, Adventskalender mit Weihnachts-App. Und die Verpackung dient bei Süsswaren nicht nur zum Schutz der teilweise zerbrechlichen und empfindlichen Inhalte. Auch ästhetisch setzen viele Hersteller mehr auf kräftige Farben, originelle Figuren und moderne Designs, um aufzufallen.


Die belgische Chocolaterie de Schutter ist auf Figuren spezialisiert.


Extravagant sind auch Badezimmerdüfte als Süsswaren-Aroma wie zB Rosen oder Lavendel. Das ist ausgleichende Gerechtigkeit, schliesslich stellt die Kosmetikindustrie schon lange Eiershampoo her. Ob dies hüben oder drüben etwas bringt, ist noch Gegenstand von Recherchen. Aber was gefällt wird gekauft (jedenfalls einmal - aus Neugier).


Die bulgarische Firma Alpi aromatisiert ihre Bonbons mit Rosengeschmack und nennt sie folgerichtig Deo-Perfume-Candy.


Im New Product Showcase der ISM wurden viele Neuheiten ausgestellt, und 80 internationale Journalisten wählten im Auftrag der ISM drei als offizielle Top-Innovationen aus. Diese demonstrieren die Vielseitigkeit und Kreativität der Süsswaren- und Knabberartikel-Branche.


1.Rang: Cavalier N. V.: Stevia-Schokoladen


Bereits im 2011 entwickelte das belgische Unternehmen Cavalier zusammen mit Barry Callebaut zartbittere Schokolade gesüsst mit Stevia. Inzwischen wurde diese Innovation ausgearbeitet, und nun gibt es ein vollständiges Sortiment, das Pralinen, Riegel und Tafelschokolade umfasst.


2. Rang: ültje GmbH: ültje Crispers (coated nuts) mit Currywurst- und Hamburger-Aroma


Auf den zweiten Platz wählten die Journalisten Crispers der deutschen Firma ültje: ummantelte Erdnüsse in den Geschmacksrichtungen Currywurst und Hamburger, die an der Fussball-Europameisterschaft für Knabberspass sorgen sollen.


3.Rang: PEZ International GmbH: PEZ soft und Natürlichkeits-Betonung


Auf dem dritten Platz landeten die Weich-Fruchtgummis der österreichischen Firma PEZ. Sie enthalten natürliche Aromen und Farbstoffe und sind ausserdem gluten- und laktosefrei. Mit einem innovativen Spender kann man sich die fruchtigen Bonbons direkt in den Mund schiessen. Alle Produkte: http://newproducts.ism-cologne.de/


Pralinés des belgischen Schokoladeherstellers Kim’s Chocolates KC. Gegossene, überzogene, traditionell oder modern dekorierte. Zum grösseren Teil mit Fettfüllung, zum kleineren Teil mit Canachefüllung.


Belgien war in diesem Jahr Partnerland der ISM und demonstrierte mit 135 Anbietern und zahlreichen Aktivitäten eindrucksvoll Vielseitigkeit und Qualität belgischer Schokoladen, Pralinen und Backwaren. Vor allem bei Confiserieartikeln sind die Belgier an der Spitze und betonen wie die Schweizer, sie würden die beste Schokolade der Welt herstellen. (GB)
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